V1352 Aql (AS 353, HH 32), GN 19.18.0 und LDN 673 im Adler

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Schaut man sich diese Region im Deep Sky Survey (DSS) an, dann sieht man eine große schwarze Dunkelwolke. Das ist LDN 673. Bei stärkerer Vergrößerung kann man auf dem DSS dann einzelne Sterne sehen und in den dunklen Bereichen sehr schwache rötliche Sternchen erahnen. Tatsächlich ist die Gegend aber ein Sternentstehungsgebiet. In der Molekülwolke und dahinter leuchten viele nur im Infraroten sichtbare Sterne,

Diese Aufnahme wurde durch einen Filter gewonnen, der nur infrarotes Licht mit einer Wellenlänge größer als 807 nm durchlässt. Das Bildfeld wimmelt von vielen schwachen Sternchen, durch die sich Dunkelwolken hinduchziehen. Obwohl der Staub bei der verwendeten Wellenlänge von ca. 800-1000 nm noch nicht durchsichtig ist (das wird er erst bei etwa 2000 nm = 2 µm Wellenlänge), werden dennoch viel mehr Sterne sichtbar. In dieser Region bringt der IR-Passfilter einen deutlichen Gewinn gegenüber den visuellen Filtern. Mit der Bildung von jungen Sternen sind häufig Reflexionsnebel wie GN 19.18.0 in der oberen Bildhälfte und variable Sterne vom T Tauri Typ wie V1352 Aql in der unteren Bildhälfte verbunden.

V1352 Aql, auch AS 353 genannt, ist ein Mehrfachsternsystem. In meiner Aufnahme sind die beiden Komponenten nicht getrennt. Die nördlichere ist vermutlich ein Dreifachsystem, die südliche ein sehr enges Doppelsternsystem. Für die nördliche Komponente wird der Spektraltyp K5, für die südliche M0 angegeben. Die nördliche wird nicht nur von einer sehr dichten Staubscheibe eingehüllt, sondern weist auch starke Jets auf, in denen Atome auf extrem hohe Geschwindigkeiten beschleunigt werden und das umgebende Gas stauchen und durch Stöße mit den Gasatomen zum Leuchten anregen. Solche Effekte nennt man Herbig-Haro-Objekte. Für V1352 Aql bzw. AS 353 haben sie die Katalognummer HH 32.

Das etwa 200 Lichtjahre entfernte System hat ein Alter von etwa 1 Millionen Jahren. Es beleuchtet die Höhle aus Staub und Gas, aus der es geboren wurde. Besonders im Osten sind diese Filamente auf meiner Aufnahme schwach erkennbar. Im visuellen Spektrum sind sie viel heller als im Nahinfraroten, aber dennoch im IR erkennbar. Ebenfalls im Visuellen besser erkennbar ist ein gebogener "Staubschweif" im Süden der südlicheren Komponente. Dabei handelt es sich um einen für T Tauri Sterne typischen Reflexionsnebel. Nicht nur durch die kühle Oberflächentemperatur, sondern auch wegen der Infrarotstrahlung der dichten Staubscheibe sind beide Sterne im Infraroten deutlich heller als im Visuellen. Das ist leider auch ein weiterer Faktor dafür, dass die beiden Komponenten auf meiner Aufnahme nicht getrennt werden konnten. V1352 Aql bzw. AS 353 ist von den Wissenschaftlern recht ausgiebig untersucht worden.

Praktisch überhaupt nicht untersucht worden ist hingegen der etwas weiter nördlich gelegene Reflexionsnebel GN 19.18.0 um einen jungen Stern. Der Stern befindet sich in einer Dunkelwolke. Seine Nebelstruktur ist relativ komplex und unterscheidet sich im Visuellen und im Infraroten. Der südliche Teil des Nebels wirkt besonders auf viesuellen Aufnahmen wie ein dreieckiger Trichter und erinnert an NGC 2261 oder PV Cep. Im Infraroten sind die Ränder des Dreiecks etwas diffuser. Wenn es sich um denselben Mechanismus wie bei NGC 2261 handelt, dann sehen wir den jungen Stern, der es gerade geschafft hat, mit seinem Sternwind ein "Loch" in die Staubwolke zu blasen und nun die Wände dieser trichterförmigen Öffnung beleuchtet.

Datum: 24.08.19, 22:48h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 90 min (Einzelbilder: 600 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: ProPlanet 807 IR-Passfilter von Astronomik

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