IC 960 (IC 960A und IC 960B), IC 963 und UGC 8839 im Bootes

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Auf IC 960 bin ich zufällig beim Surfen in Aladin gestoßen. IC 960 ist nicht eine einzige Galaxie, sondern zwei miteinander gravitativ wechselwirkende Galaxien bestehend aus der südlichen Komponente LEDA 49535 (auch IC960A genannt) und der nördlichen Komponente LEDA 49536 (auch IC960B genannt). Dadurch hat sich ein geschwungener Gezeitenarm von LEDA 49535 hin zu LEDA 49536 ausgebildet. Das Ganze erinnert mich an surrealistische Gemälde von Salvador Dali.

Außer in einer 1965 erschienenen Arbeit hat sich kein Astronom intensiver mit IC 960 befasst. In dieser mehr als 50 Jahre alten Arbeit hat sich ein Astronom Gedanken über das dreidimensionale Aussehen einiger wechselwirkender Systeme mit ausgeprägten Gezeitenschweifen gemacht (und das ohne jegliche Computerhilfe!). Die vorgeschlagenen Formen erscheinen aus heutiger Sicht sehr phantasievoll und nicht sehr realistisch. Man muss ihm aber zugute halten, dass er sich nur auf Aufnahmen mit fotografische Platten (z.B. den POSS I aus den 1950er Jahren) stützen konnte, deren Auflösung und Tiefe für die Erkennung der Strukturen solch kleiner Systeme nur bedingt tauglich waren.

IC 960 befindet sich in einer Entfernung von 300 Millionen Lichtjahren, genau wie IC 963 am linken Bildrand. Die nördliche Komponente IC 960B hat damit eine Ausdehnung von 85.000 Lichtjahren und ist deutlich kleiner als die Milchstraße. Das ganze System hat in der Projektion eine Ausdehnung von etwa 130.000 Lichtjahren. IC 963 zeigt eine interessante Besonderheit. Der südliche Spiralarm ist offenbar stärker ausgeprägt als der kürzere und vielleicht stärker gekrümmte nördliche und steht in einem eleganten Bogen ab. Beim Blick auf die Aufnahme des SDSS könnte es sich bei IC 963 aber auch um eine einarmige Spirale handeln, bei der der Arm im Norden ansetzt, im Westen eng um den zentralen Balken umläuft und im Süden Richtung Osten abknickt.

UGC 8839 am oberen Bildrand ist ein "Vordergrundobjekt" in nur etwas mehr als 50 Millionen Lichtjahren Entfernung. Sie ist eine irreguläre Galaxie vom Typ der Großen Magellanschen Wolke. E.R. Richards et al. haben in einer 2016 erschienen Arbeit die Rotation und die Menge an neutralem Wasserstoff bestimmt. Der neutrale Wasserschoff hat eine elliptische Form mit einer Nordost-Südwest orientierten Längsache und ist in dieser Richtung etwa achtmal größer als die optisch sichtbare Galaxie und in der Querrichtung fünfmal größer. Interessanterweise zeigt UGC 8839 kaum ionisierte Wasserstoffwolken. Die Sternbildungsrate ist damit wohl extrem niedrig.

Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Katalogbezeichnungen der hellsten Galaxien.

Datum: 26.04.20, 00:36h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 87 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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