IC 2520 im Löwen

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Diese Aufnahme ist eigentlich nur ein Beifang, und ich war schon enttäuscht, dass ich mit IC 2520 nur eine einzige kleine Galaxie aus den NGC- und IC-Katalogen rechts unten im Bild hatte, wo doch das Sternbild Löwe nicht gerade arm an Galaxien ist. Bei der Bildauswertung fiel mir dann aber auf, dass IC 2520 recht ungewöhnlich aussieht. Sie erinnert ein wenig an einen Planetarischen Nebel. Auch der links dargestellte Ausschnitt aus der SDSS Durchmusterung könnte diesen Eindruck aufkommen lassen. IC 2520 befindet sich laut der Datenbank NED in etwa 68 Millionen Lichtjahren Entfernung. Das ist unsere kosmische Nachbarschaft. Die Galaxie gehört wie unsere Milchstraße zum Virgo-Galaxienhaufen. Sie ist aber sehr kompakt und hell. Ihr Durchmesser beträgt nur ca. 0,8 Bogenminuten, was einer wahren Ausdehnung von etwa 16.000 Lichtjahren entspricht. Die Datenbank Simbad klassifiziert sie als Typ SAB0, was eine Scheibengalaxie mit einem Balken wäre. Das kann ich beim Blick auf die Aufnahme des SDSS nicht ganz nachvollziehen. Die Datenbank NED klassifiziert IC 2520 dagegen als pekuliäre Galaxie mit starker Emission im Licht des ionisierten Wasserstoffs. Das gibt die Aufnahme des SDSS wieder. Deswegen ist klar, dass auch die Fachliteratur widersprüchliche Aussagen zum Galaxientyp macht.

Die vom SDSS veröffentlichten Aufnahmen sind Falschfarbenbilder, bei denen die Rottöne infraroten Wellenlängen zugeordnet sind. Rotes Licht und damit die Wellenlänge von Hα sind dagegen der Farbe Grün zugeordnet, so dass ionisierter Wasserstoff deutlich grün erscheint. Genau das ist auf der SDSS-Aufnahme sichtbar. Wie auf einer Perlenschnur reihen sich Hα-Gebiete von Norden kommend in einem Bogen nach rechts um den Kern herum. In diesen Bereichen findet die Entstehung einer großen Anzahl massiver und damit heißer und heller Sterne statt. Die Sterne können wir nicht auflösen, aber ihre Strahlung ionisert das sie umgebende Wasserstoffgas. Auch die den Kern und die Kette von Hα-Gebieten einschließenden "Halbschalen" sind sehr blau und sehr hell. Das ist ebenfalls ein deutlicher Hinweis auf eine hohe Sternbildungsrate. Insgesamt scheint die Galaxie in jüngster Zeit überdurchschnittlich viele Sterne gebildet zu haben. So etwas wird üblicherweise durch die gravitative Wechselwirkung mit einer Partnergalaxie ausgelöst. Insofern passt es, dass Simbad IC 2520 als wechselwirkende Galaxien bezeichnet. Aber wo ist der Partner? Es ist weit und breit keiner erkennbar. PGC 213649 liegt in der zehnfachen Erntfernung und kommt nicht in Frage. Vielleicht PGC 5059053? Sie ist auffällig hell im UV, doch gibt es über diese Galaxie leider keine weiterführenden Informationen. Oder ist IC 2520 selbst das Produkt zweier miteinander verschmelzender Zwerggalaxien? In den in Simbad zitierten Literaturstellen zu IC 2520 habe ich keinen Hinweis darauf gefunden.

Oben ist am linken Bildrand eine Anzahl relativ eng beieinanderstehender diffuser Flecken sichtbar. Es handelt sich dabei um Galaxien, die einen etwa 2 Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxienhaufen bilden. Er wurde von T. Szabo und Koautoren 2011 in einem Katalog von Galaxienhaufen, die auf den Aufnahmen des SDSS entdeckt wurden, unter der Nummer 5931 gelistet. Der Haufen trägt daher die Bezeichnungen [SPD2011] 5931 oder alternativ SDSSCGA 387. Die hellsten Galaxien sind auf meiner Aufnahme sichtbar und zumindest als diffuse Lichtflecke aufgelöst. Viel mehr darf man von dem kleinen Refraktor bei dieser Entfernung nicht erwarten. [SPD2011] 5931 befindet sich bereits im Sternbild Kleiner Löwe, das mit einer kleinen Ecke um den Galaxienhaufen herum links oben ins Bildfeld ragt.

Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, werden die Galaxien markiert.

Datum: 02.01.19, 02:09h MEZ

Optik: f=380mm f/4,8

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 120 min (Einzelbilder: 300 Sekunden)

Kamera: Atik 490EX

Filter: CLS von Astronomik

 

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