M 87, NGC 4476, NGC4478, NGC 4486A, NGC 4486B, IC 3443, IC 3452, IC3459 und UGC 7652 in der Jungfrau

klick mich / click me

Nach über 10 Jahren wollte ich M 87 und ihre Umgebung erneut ablichten und dabei besonders den Jet herausarbeiten. Mit den inzwischen verbesserten Gerätschaften war nicht nur ein größeres Bildfeld, sondern auch eine größere Tiefe und bessere Detaillierung möglich.

Der Jet von M 87 wird durch das zentrale Schwarze Loch angetrieben. Wenn Materie in das Schwarze Loch fällt, dann bewegt sie sich auf einer Spiralbahn zum Ereignishorizont, der allgemein als äußere Grenze des Schwarzen Lochs angesehen wird. Durch die Bewegung auf der Spiralbahn bringt die Materie Drehimpuls mit, der auf das Schwarze Loch übertragen wird. Drehimpuls ist eine physikalische Erhaltungsgröße, die nach allem, das wir heute wissen, auch nicht durch ein Schwarzes Loch verändert wird. Demzufolge erhält das Schwarze Loch mit zunehmender Materiezufuhr einen immer größeren Drehimpuls und müsste immer schneller rotieren. Theoretisch könnte es dabei zerplatzen. Damit das nicht passiert, wird ein wenig Materie mit relativistischen Geschwindigkeiten (vermutlich) zu den Polen ausgestoßen und nimmt dabei auch den überschüssigen Drehimpuls mit. Dieser Materieausstoß wird durch Magnetfelder fokussiert und bildet einen Materiestrahl. Wo der Strahl auf Gas oder andere Materie stößt, wird diese zum Leuchten angeregt, und der Weg des Materiestrahls ist als leuchtender Jet sichtbar. Dabei kann es zu sogenannten Knoten im Jet kommen. Das sind Gebiete, die heller leuchten. Man kann die von der Galaxie fortgerichtete Bewegung der Knoten beobachten. Die Knoten werden daher als Ereignisse interpretiert, bei denen das Schwarze Loch etwas mehr Materie aufgenommen hat und somit auch etwas mehr abgeben musste.

Das Licht von M 87 benötigt etwa 70 Millionen Jahre bis zu uns. Die im Bildfeld sichtbaren Zwerggalaxien sind entweder Vordergrundobjekte, wie IC 3459 in nur 27 Millionen Lichtjahren Entfernung, oder Hintergrundobjekte wie IC 3452 in mehr als 100 Millionen Lichtjahren Entfernung. In der Entfernung von M 87 hätten sie nicht überleben können, sondern wären von der Riesengalaxie schon zerrissen worden.

Leichter Dunst sorgte für nicht optimale Durchsicht und beeinträchtigte die Bildtiefe. Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen eine kontrastverstärkte Version des Bilds, die die Ausdehnung der Galaxien andeutet. Der Jet ertrinkt dann im Licht von M 87. Beim Klick aufs Bild oder hier erscheint das Bildfeld in voller Größe mit Angabe der Katalognamen der hellsten Galaxien.

Datum: 22.03.20, 23:34h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 63 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Links ist M 87 in doppelter Größe dargestellt. Der Kontrast wurde so angepasst, dass der nach Nordwesten gerichtete Jet gut sichtbar ist.

Datum: 22.03.20, 23:34h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 63 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

M 87 ist eine riesige Elliptische Galaxie in Zentrum des Virgo-Haufens, eines Galaxienhaufens mit tausenden Mitgliedern, zu denen auch unsere Milchstraße mit der Lokalen Gruppe gehören. M 87 ist enorm massereich, was auch durch die große Anzahl von mehreren Tausend Kugelsternhaufen angezeigt wird. Die Auflösung meiner Aufnahme reicht nicht aus, um diese aufzulösen. Im Zentrum von M 87 existiert ein extrem massereiches Schwarzes Loch. Wenn rotierenden Schwarzen Löchern Massse zugeführt wird, beschleunigen sie einen Teil der Masse als geladene Teilchen entlang ihrer Polachsen auf relativistische Geschwindigkeiten. Diese Teilchen kollidieren mit Gasatomen entlang ihrer Flugbahnen und erzeugen dadurch Effekte in verschienen Wellenlängenbereichen. Man bezeichnet die so sichtbar werdende Partikelstrahlung als Jets. Der Jet von M 87 ist auch visuell sehr hell und war bereits auf dem Livebild schön zu beobachten. Er ist etwas vom Zentrum abgesetzt und zeigt in die 2-Uhr-Position.

Am rechten Bildrand befindet sich die ebenfalls Elliptische Galaxie NGC 4478. Nördlich vom Kern befindet sich ein Stern. NGC 4478 ist insofern bemerkenswert, als daß ihre Helligkeit nicht allmählich mit zunehmendem Abstand vom Kern abnimmt, sondern nach einem gewissen Abstand rapide abnimmt. Diese Störung ist auf Wechselwirkungen mit der nahen Riesengalaxie M 87 zurückzuführen. Noch deutlicher ausgeprägt scheint diese Eigenschaft bei der fast sternartig wirkenden Galaxie links unten, NGC 4486A, zu sein. Auf dem Livebild und bei nur schwacher Kontrastanhebung wirkt sie absolut sternförmig. Erst bei stärkerer Kontrastanhebung tritt ein diffuser Halo um den Stern hervor. Die Erklärung ist, daß sich da tatsächlich ein 11 mag heller Stern in der Sichtlinie vor dem Kern der Galaxie befindet.

Zwei weitere Begleiter von M 87 befinden sich in der 4:30-Uhr-Position. Auf tiefen Aufnahmen zeichnen sie sich vor den Außenbereichen von M 87 ab. Meine Aufnahme ist nicht so stark im Kontrast angehoben, damit der Jet nicht in der Helligkeit von M 87 ertrinkt. Am oberen Bildrand ungefähr in der 1-Uhr-Position befindet sich als weiterer Begleiter NGC 4486B.

Datum: 15.04.07, 02:19h MESZ

Optik: f=1410 mm f/6,0

Nachführung: keine

Gesamtbelichtungszeit: 27 min (Einzelbilder: 10 Sekunden)

Kamera: Watec WAT 120-N

 

Zurück