Die Galaxie NGC 3432 ist zunächst einmal interessant, weil sie eine irreguläre Galaxie mit einer hohen Sternbildungsrate ist. Sie erfährt durch ihre Begleitgalaxie UGC 5983 eine gravitative Wechselwirkung. Neben der Sternentstehung ist die Ausbildung eines Gezeitenschweifs in Verlängerung der Längsachse von NGC 3432 in Richtung Nordosten eine Folge der Wechselwirkung. In diesem Gezeitenschweif sind mehrere helle Knoten zu sehen, die jeweils massive Sternhaufen sind. Separat davon ist ein einzelner Stern auszumachen, der als SN2000ch bezeichnet wird. Kann man mit Amateurmittel eine Supernova noch nach 13 Jahren nachweisen? Wohl kaum. Bei dem Stern handelt es sich aber auch (noch) nicht um eine Supernova, sondern um einen der seltenen Leuchtkräftigen Blauen Variablen (LBV). Das sind massive Sterne, die ein zigfaches der Sonnenmasse haben, extrem hell und schnellebig sind und schon nach wenigen Millionen Jahren instabil werden. Dabei erleiden sie von Zeit zu Zeit massive Helligkeitsausbrüche, die denen von Supernovae zunächst nicht unähnlich sind. Nur folgt dem rasanten Helligkeitsanstieg um mehrere Größenklassen meist bereits nach wenigen Tagen ein rapider Helligkeitsabfall. Der Stern η Carinae ist ein Beispiel für solch einen Stern in unserer Milchstraße.
Am 03.05.2000 entdeckte das Supernova Suchprogramm des Lick-Obervatoriums in NGC 3432 das Aufleuchten eines Sterns (SN2000ch), der auf Basis seines Spektrums als Supernova vom Typ IIn klassifiziert wurde, und es bis auf eine Helligkeit von 17,4mag brachte. Bei einer Entfernung von NGC 3432 von "nur" etwa 27 Millionen Lichtjahren ist diese Helligkeit eher ungewöhnlich mager. An derselben Stelle wurden am 07.10.2008, am 22.04.2009 und im November 2009 weitere plötzliche Helligkeitsanstiege und kurze Zeit später Helligkeitsabfälle unter die Sichtbarkeitsgrenze verzeichnet. Die erreichten Helligkeiten betrugen dabei bis zu 17,5mag. Auch wenn Helligkeitsausbrüche von LBVs im Abstand von ca. 200 Tagen noch nie zuvor beobachtet wurden, gehen die Astronomen davon aus, daß es sich bei all diesen Helligkeitsanstiegen um Ausbrüche eines einzigen LBVs handelt. Dessen Spektrum ähnelt zum Zeitpunkt des Ausbruchs in der Tat einer Supernova. Am 02.03.2013 wurde ein weiterer plötzlicher Helligkeitsanstieg beobachtet. Drei Tage später konnte ich ein Bild von der Zwerggalaxie NGC 3432 mit dem LBV machen, nachdem mich am Abend zuvor ein elektrisches Problem meiner Montierung davon abhielt. Drei Tage nach meiner Aufnahme war der LBV praktisch nicht mehr nachweisbar. Ich hatte ihn bei einer Helligkeit von 18,5mag oder schwächer erwischt.
Alle bekannten LBVs und ihre Ausbrüche werden von den Astronomen sehr genau untersucht. Es ist unzweifelhaft, daß sie eines Tages als Supernova mit Kernkollaps ein letztes Mal aufleuchten werden. Die LBV-Phase ist dabei vor allem für die Erstellung von Sternentwicklungsmodellen und die Beschreibung und das Verständnis des letzten Stadiums im Leben eines LBVs und wie es genau zum Kernkollaps kommt, sehr wichtig. Gern würde man im Voraus berechnen können, wann solch ein Stern als Supernova explodiert.
Mehr zum LBV in NGC 3432 ist in diesem wissenschaftlichen Fachaufsatz zu finden. Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Katalogbezeichnungen der helleren Galaxien.
Datum: 05.03.13, 23:41h MEZ
Optik: f=750 mm f/5,4
Nachführung: TVGuider mit Watec 120N am 90mm f/5,6
Gesamtbelichtungszeit: 60 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)
Kamera: Atik 460EX
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