NGC 3504, NGC 3512, NGC 3515, UGC 6138 und Shakhbazian 194 im Kleinen Löwen

klick mich / click me

Die schöne Balkenspirale NGC 3504 (rechts) mit ihrem Umfeld an der Westgrenze des Sternbilds Kleiner Löwe hatte ich noch nie abgelichtet. Sie bildet mit der ihr östlich benachbarten Galaxie NGC 3512 ein physisches Paar in etwa 80 Millionen Lichtjahren Entfernung. Die flächenlichtschwache Balkenspirale UGC 6138 (unten links) ist fas 130 Millionen Lichtjahre entfernt und die Spiralgalaxie NGC 3515 (links oben) sogar fast 400 Millionen Lichtjahre. Das wird vom kompakten Galaxienhaufen Shakhbazian 194 mit der Hauptgalaxie PGC 1818495 (südlich von NGC 3504) locker übertroffen, der aus einer Entfernung von fast 1,4 Milliarden Lichtjahren leuchtet.

NGC 3504 hat eine doppelte Ringstruktur. Der Kern wird von einem ovalen Ring mit heftiger Sternentstehung umgeben, was an der großen Helligkeit abgelesen werden kann. Hier drängen sich Sternhaufen mit massereichen hellen Sternen dicht an dicht. Die Längsachse des Ovals wird durch den Balken aus alten rötlichen Sternen markiert. In der Verlängerung der Längsachse des Ovals setzen die Spiralarme an. An den Ansatzpunkten befinden sich wieder helle Sternhaufen. Die Spiralarme winden sich einen Kreis beschreibend um den Balken herum. Innerhalb des Rings ist das schwache Glimmen der Galaxienscheibe zu erkennen. Wir sehen direkt von oben auf die Scheibe. So können wir nicht entscheiden, ob die Enden der Spiralarme ineinander fließen oder in der Sichtrichtung versetzt sind und somit voreinander liegen. NGC 3504 ist mit einem Durchmesser von 3,2 Bogenminuten nur etwa 75.000 Lichtjahre groß.

Noch kleiner ist die benachbarte Spiralgalaxie NGC 3512. Ihr Durchmesser von 1,9 Bogenminuten entspricht nur knapp 44.000 Lichtjahren. Ihre zwei Spiralarme gabeln sich nach gut einem halben Umlauf in zwei Äste mit einem Winkel von etwa 30-45° dazwischen auf. Außerdem sind Knicke erkennbar. Beide Eigenschaften sind bei vielen kleinen Spiralgalaxien zu beobachten, deuten aber auf eine Störung durch eine gravitative Wechselwirkung mit einer Nachbargalaxie hin. In der Regel sind das Zwerggalaxien. Die große Nachbarin NGC 3504 hätte wesentlich größere Störungen verursacht.

Von UGC 6138 ist auf meiner Aufnahme vor allem der massive zentrale Balken, kaum aber die im Nordosten und Südwesten ansetzenden Spiralarme erkennbar. Ihr Durchmesser von 1,5 Bogenminuten entspricht 57.000 Lichtjahren. Ihre Flächenlichtschwäche deutet an, dass in ihr die Sternentshungsrate sehr gering ist, was darauf zurückgeführt werden kann, dass sie entweder kein Gas mehr besitzt, welches sie in einer nahen Begegnung mit einer massiven Galaxie verloren hat, oder einfach nur ungestört ist. Ich tendiere zu letzterer Möglichkeit.

Die kleine, aber helle Spiralgalaxie NGC 3515 ist zwar nur knapp eine Bogenminute groß, was aber in knapp 400 Millionen Lichtjahren Entfernung kanpp 110.000 Lichtjahren entspricht. Damit hätte sie die Größe der Milchstraße. Sie weist zwei sich verästelnde Spiralarme und eine hohe Flächenhelligkeit auf. Außerdem fallen Störungen wie der im Südwesten abstehende Spiralarm und die hellen Sternentstehungsgebiete im Nordosten auf. Als Störenfried könnte eine etwa 4,5 Bogenminuten weiter nördlich und nicht mehr in meinem Bildfeld befindliche Galaxie in Frage kommen. Zu den beobachteten Störungen passt, dass NGC 3515 auch als Radiogalaxie bekannt ist, was auf ein aktives Schwarzes Loch in ihrem Innern zurückzuführen ist. Sie ist Mitglied des großen Galaxienhaufens Abell 1185, dessen Zentrum sich etwa 1,5° nordöstlich bereits im südlichsten Zipfel des Sternbilds Großer Bär befindet.

Die armenische Astronomin Shakhbazian hat dem kompakten Galaxienhaufen Shakhbazian 194 fünfzehn Mitglieder einschließlich der massiven Elliptischen Galaxie PGC 1818495 in knapp 1,4 Milliarden Lichtjahren Entfernung zugerechnet. Die Zentralgalaxie hat eine Helligkeit von 16,6 mag. Die übrigen Haufenmitglieder haben Helligkeiten von 18,5 bis 21 mag. Shakbazian hat die mutmaßlichen Haufenmitglieder der Helligkeit nach durchnummeriert. Diese Nummern erscheinen in Grau, wenn der Mauszeiger in der höher aufgelösten Version aufs Bild bewegt wird (dazu bitte erst ins obige Bild klicken). Da damals nur Fotoplatten zur Verfügung standen, wurden die mutmaßlichen Galaxien auf Basis ihres Aussehens (z.B. diffuse Erscheinung, unscharfe Begrenzung) identifiziert. Höher aufgelöste Aufnahmen mit CCD-Kameras aus neuerer Zeit wie dem SDSS entlarven einige Fehlidentifikationen. So sind die Nummern 4, 10 und 15 keine Galaxien, sondern kühle rote Sterne. Alle anderen Nummern sind aber in der Tat zum Haufen gehörende Galaxien.

Beim Klick ins Bild oder hier erscheint das Bildfeld in voller Größe und mit den Katalogbezeichnungen der hellsten Galaxien.

Datum: 21.04.20, 23:21h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 126 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

Zurück