NGC 3697 mit SN2020aavb (Hickson 53), IC 700 (Hickson 54), IC 701 (Arp197) und Abell 1278 im Löwen

Es bedurfte erst einer Supernova, dass ich dieser Gegend im Löwen einen Besuch abstattete. Der hat sich gelohnt! Nicht nur wegen der Supernova SN2020aavb, sondern wegen des hochinteressanten Umfelds. SN2020aavb wurde am 23.11.2020 von zwei italienischen Amateurastronomen entdeckt, die zusammen mit weiteren italienischen Amateuren nach Supernovae suchen. Eine Woche später erreichte die Supernova ihre maximale Helligkeit von 16 mag. Am 21.02.21 wurde sie noch mit 18,7 mag Helligkeit gemessen. Gut drei Wochen später konnte ich meine Aufnahme machen und sie noch eindeutig identifizieren. SN2020aavb war vom Typ Ia, bei dem ein Weißer Zwerg in einem engen Doppelsternsystem zunächst Masse von seinem Partnerstern abzieht, bis er etwa die 1,4-fache Sonnenmasse erreicht hat, worauf er instabil wird und in einer thermonuklearen Explosion seine gesamte Masse in Energie umwandelt.

NGC 3697 bildet zusammen mit den südöstlich gelegenen Galaxien LEDA 35355 und LEDA 35360 die Galaxiengruppe Hickson 53 in 290 Millionen Lichtjahren Entfernung. LEDA 35355 und LEDA 35360 sind kleine Spiralgalaxie die deutlich miteinander wechselwirken. Insbesondere von LEDA 35355 reicht ein Spiralarm zu LEDA 35360 hinüber. Paul Hickson zählt in seinem 1982 erschienenen Katalog von kompakten Galaxiengruppen auch noch die östlich stehende Galaxie LEDA 35381 zur Gruppe, abder diese Galaxie befindet sich etwa 50% weiter entfernt als die anderen Galaxien und gehört physisch nicht zur Gruppa um NGC 3697, sondern steht nur ungefähr in derselben Sichtlinie. Die westlich von LEDA 35360 gelegene Galaxie PGC 4281521 weist hingegen laut eines Spektrums des SDSS die gleiche Rotverschiebung wie die anderen Gruppenmitglieder auf und dürfte damit ein echtes Mitglied von Hickson 53 sein.

Eine weitere Hickson-Gruppe befindet sich etwas südöstlich von NGC 3697. IC 700 besteht nicht aus einer Galaxie, sondern aus einer Kette von 3 Zwerggalaxien jn 80 Millionen Lichtjahren Entfernung. Die beiden nördlichen Lichtpunkte scheinen mit der größeren Galaxie zu verschmelzen. Die größere ist dadurch von einem Halo aus leuchtschwachen Gezeitenschweifen umgeben, von denen nur ein Teil auf meiner Aufnahme sichtbar ist. Östlich von IC 700 steht die Galaxie IC 701. Auch sie ist nicht eine einzelne Galaxie, sondern ebenfalls in einem Verschmelzungsprozess mit einer kleinen Begleitgalaxie, PGC 4283203. Obwohl es für PGC 4283203 keine Entfernungsangaben gibt, dürfte sie die Partnergalaxie sein, die für die Verformung der Balkenspirale IC 701 gesorgt hat, deren einer Arm sich (anscheinend aus der Scheibe gerissen) in Richtung PGC 4283203 reckt. Das etwa 290 Millionen Lichtjahre entfernte System IC 701 hat unter der Nummer 197 Einzug in Halton C. Arps Katalog von Galaxien mit bemerkenswerrtem Aussehen gefunden.

Das Bildfeld ist übersät mit Hintergrundgalaxien. Der Bereich südlich des Bildzentrums wird von den Mitgliedern des 1,6 Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxienhaufen Abell 1278 bevölkert. Mehrere helle Elliptische Galaxien sind sichtbar und bilden lokale Unterzentren. Die dominante (massivste) Galaxie scheint mir PGC 1629466 zu sein.

Die Aufnahme litt leider unter einem dunstigen Himmel, der sichtbar Tiefe gekostet hat. Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheint die Beschriftung der hellsten Galaxien.

Datum: 13.02.21, 00:35h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 66 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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