NGC 3805, NGC 3816, NGC 3821, NGC 3837, NGC 3840, NGC 3841, NGC 3842, NGC 3844, NGC 3845, IC2951, UGC 6682 und UGC 6697 (Abell 1367) im Löwen

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Die Galaxie NGC 3816 befindet sich am westlichen Rand des Galaxienhaufens Abell 1367, von dem einw von mehreren Galaxienkonzentrationen am linken Bildrand sichtbar ist. NGC 3816 fiel mir wegen der Sternströme bzw. Gezeitenschweife auf. Interessanterweise ist sie überall als Galaxie vom Typ S0, also als linsenförmige Galaxie klassifiziert. Diese Galaxien haben zwar eine Scheibe ausgebildet, aber noch keine Spiralarme, und besitzen einen im Verhältnis zum Durchmesser sehr dicken Kern. NGC 3816 wurde in eine Untersuchung der 100 massereichsten Elliptischen Galaxien (wozu alle Galaxien, die keine Spiral- oder Zwerggalaxien sind, gerechnet wurden) , die nicht weiter als 350 Millionen Lichtjahre entfernt sind, aufgenommen. Demzufolge muss NGC 3816 eine Masse ähnlich einer elliptischen Riesengalaxie haben. Die zentrale Galaxie von Abell 1367, NGC 3842 (am linken Bildrand), und NGC 3805 (rechts oben) gehören auch zu den Probanden.

Zu den oben angesprochenen Verformungen, die üblicherweise durch gravitative Wechselwirkung mit anderen Galaxien hervorgerufen werden und die nicht recht zum Tysp S0 passen, habe ich keine Fachliteratur gefunden. Von NGC 3816 ragt ein heller Sporn Richtung Osten heraus. Ein etwas leuchtschwächerer Sporn senkt sich wie ein Kuhschwanz nach Süden. Wenn das die Scheibenebene sein sollte, dann ist sie extrem verbogen. Vom südwestlichen Ende des "Kuhschwanzes" windet sich eine Aufhellung über Westen nach Norden, fast wie der Griff einer Gießkanne. Das könne eine zerrissene Zwerggalaxie sein, die sich die massivere NGC 3816 gerade einverleibt. Solch ein Vorgang könnte auch eine verbogene Scheibe bzw. Sporne erklären. Allerdings sollte solch ein Vorgang, wenn die einfallende Galaxie Staub und Gas mitbringt, zu einer starken Sternbildung führen. Junge, heiße Sterne leuchten hell im Ultravioletten. Auf der im UV durchgeführten Durchmusterung durch den Satelliten GALEX ist aber von NGC 3816 nichts zu sehen. Die Galaxie ist im UV unsichtbar! Selbst Elliptische Galaxien wie M 49 oder M 87 sind auf den Aufnahmen von GALEX deutlich sichtbar. NGC 3816 muss demzufolge eine alte, gasfreie Galaxie sein, und die möglicherweise verschmelzende Galaxie kann auch nur eine gasfreie Elliptische Galaxie sein.

Es gibt jedoch noch weitere sehr interessante Galaxien im Bildfeld. Auffällig ist die Ringgalaxie NGC 3821 nördlich von NGC 3816. Sie hat eine in Nordsüdrichtung elliptisch erscheindende hellere innere Scheibe, an deren Enden aber keine Spiralarme ansetzen, wie man das von Balkenspiralen kennt. Die Arme scheinen von der elliptischen Scheibe abgekoppelt zu sein und bilden einen Ring, der fast kreisrund und nicht so stark elliptisch aussieht. Entweder ist der Ring gegen die Scheibenebene gekippt, oder die Scheibe ist tatsächlich elliptisch und wirkt nicht nur so durch unseren Blickwinkel auf sie. Auch NGC 3821 ist Mitglied von Abell 1367 in etwa 270 Millionen Lichtjahren Entfernung. Der Ring hat einen Durchmesser von ca. 130.000 Lichtjahren.

Wenn man NGC 3821 im Auge hat, fällt der Blick auch auf die westlich davon direkt neben einem Stern befindliche Spiralgalaxie LEDA 36293. Sie ist kein Hintergrundobjekt, sondern ein ca. 50.000 Lichtjahre messendes Mitglied von Abell 1367. Das ist auch die etwas größere und gestört wirkende Spiralgalaxie LEDA 36349 östlich von NGC 3618. Leider gelang es mir nicht, die Spiralarme von LEDA 36349 schön aufzulösen. Weiter nach Südosten stößt man auf LEDA 36371, ebenfalls eine zum Haufen gehörende kleine Spiralgalaxie. Und dann fallen LEDA 36382 und LEDA 36406 ins Auge. Sie sollen ebenfalls zum Haufen gehören, haben aber eine deutlich höhere Fluchtgeschwindigkeit, die auf eine etwa 50 Millionen Lichtjahre größere Entfernung schließen lässt. Beide Galaxien wirken stark gestört. Bei LEDA 36382 fällt ein heller Spiralarm auf, der zunächst nach Nordwest verläuft, dann aber um 90° abknickt und im Nordwesten auffächert. Der zweite Arm setzt im Südosten an und läuft im Uhrzeigersinn um die Galaxie herum. LEDA 36406 erscheint kleiner, aber sehr hell mit mehreren hellen Flecken, die Gebiete massiver Sternentstehung sein könnten. Auf höher aufgelösten Aufnahmen sieht die Galaxie stark deformiert aus. Der projizierte Abstand beider Galaxien beträgt weniger als 500.000 Lichtjahre, so dass sie vor geraumer Zeit eine enge Begegnung gehabt haben könnten.

Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Katalogbezeichnungen der hellsten Galaxien.

Datum: 13.04.21, 22:34h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 75 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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