Diese Aufnahme galt vor alem der Galaxiengruppe Arp 313 in der linken oberen Ecke. Sie besteht aus den Spiralgalaxien NGC 3995, der Spiralgalaxie NGC 3994 und NGC 3991, auch wenn diese auf den ersten Blicke eher wie zwei miteinander verschmelzende Zwerggalaxien aussieht. Alle Galaxien haben sehr helle Regionen, was auf eine stark erhöhte Sternbildungsrate schließen lässt. Zur Galaxiengruppe (aber nicht zur Arp-Gruppe) gehören auch NGC 3966 (=NGC 3986), IC 2978, IC 2979, IC 2981, PGC 1981745 und PGC 4101296. Die ganze Gruppe befindet sich in einer Entfernung von etwa 150 Millionen Lichtjahren.
Eggers und Koautoren haben 2005 die Sternbildung in NGC 3994 und NGC 3995 untersucht. Sie fanden, dass vor nicht allzu langer Zeit eine Phase sehr intensiver Sternbildung in beiden Galaxien begann. Die Mehrheit der hellen Sternhaufen ist weniger als 20 Millionen Jahre alt, viele sogar jünger als 5 Millionen Jahre. Die Masse dieser Sternhaufen ist gewaltig. Sie haben Massen von einigen tausend bis zu einigen Millionen Sonnenmassen. Letztes ist durchaus die Größenordnung eines großen Kugelsternhaufens. Während die Sternentstehungsgebiete in NGC 3994 die Spiralarme nachzeichnen, orientieren sich diejenigen in NGC 3995 als ein nach Norden gerichteter Haken. Die Untersuchung basiert auf Aufnahmen des HST, mit denen ich nicht konkurrieren kann.
S. Pustilnik und Koautoren haben NGC 6991, die auch die Nummer 523 im Katalog von Vorontsov-Veliaminov der interagierenden Galaxien) trägt, in 2003 mit dem 6 m Teleskop auf dem Kaukasus untersucht. Sie stellen fest, dass es sich um eine Spiralgalaxie in Kantenlage handelt, die allerdings keinen verdickten Kernbereich (Bulge) aufweist. NGC 6991 ist einerseits sehr blau, andererseits aber extrem hell im fernen Infrarot, bei Weitem heller als im Visuellen. Das deutet alles auf eine extreme Sternbildungsrate hin. Visuell erscheint die Galaxie überhaupt nicht als Spiralgalaxie in Kantenlage, sondern eher wie eine Kette heller Klumpen oder Galaxienkerne, die in gravitativer Wechselwirkung stehen. Vier Klumpen stechen heraus, von denen der nördlichste der größte und hellste ist, und tragen den Großteil des Lichts im Blauen bei. Hecquet und Koautoren haben 1995 diese Galaxie mit dem Teleskop auf dem Pic du Midi untersucht und waren noch der Ansicht, dass es sich um eine klumpige Irreguläre Galaxie handele. Messungen der Rotationsgeschwingkeit deuten aber auf eine Spiralgalaxie vom Typ Sc oder Sd hin.
NGC 3986 etwas unterhalb der Bildmitte hat zwei Einträge im NGC-Katalog. Die Galaxie ist auch als NGC 3966 gelistet. Der Doppeleintrag kam wohl durch das Notieren einer um wenige Minuten falschen Rektaszension zustande. NGC 3986 ist als Spiralgalaxie vom Typ S0 mit einem dicken Bulge und einer dicken Scheibe klassifiziert. Deutlich ist der Staubstreifen vor der Galaxie sichtbar, was auf eine gas- und staubreiche Galaxie deutet. Bei genauem Hinsehen teilt der Staubstreifen die Scheibe aber nicht mittig. Vor allem in der östlichen Hälfte (links) wandert der Streifen bis an die Oberkante der Scheibe, während er in der westlichen Hälfte dem unteren Scheibenrand zustrebt. Der Staubstreifen und damit auch der Scheibenrand ist leicht verdreht, was in der Regel die Folge einer gravitativen Wechselwirkung mit einer anderen (häufig viel kleineren) Galaxie ist.
Bemerkenswert ist die kleine Galaxie IC 2981 am rechten Bildrand. Trotz ihrer höheren Nummer steht sie nicht östlich, sondern westlich von IC 2978 und IC 2979, was darauf hindeutet, dass man für sie ursprünglich einen falschen Rektaszensionswert notiert hat, sie später aber identifizieren und weiter westlich wiederfinden konnte. IC 2981 ist sehr kompakt und hell. Von ihrem Kern windet sich ein einzelner massiver Spiralarm von Osten über Norden, Westen und Süden wieder Richtung Osten. Die Galaxie hat einen Durchmesser von weit unter 20.000 Lichtjahren, was für eine Spiralgalaxie bemerkenswert wenig ist. Leider gibt es noch keine Literatur über eine genaue Untersuchung von IC 2981.
Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Katalogbezeichnungen der hellsten Galaxien. (Ausschnitt)
Datum: 10.05.19, 23:20h MESZ
Optik: f=750mm f/5,4
Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6
Gesamtbelichtungszeit: 75 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)
Kamera: Atik 460EX