NGC 4163, NGC 4190, NGC 4214 (=NGC 4228) (ohne SN2010U und ohne AT2021blt) und UGCA 276 in den Jagdhunden

Nur zwei Jahre nach meiner letzten Aufnahme war NGC 4214 erneut mein Ziel. Dieses Mal wollte ich die mutmaßliche Supernova AT2021blt ablichten. Am 01.02.2021 hatte ein amerikanisches Supernovasuchprogramm ein neues Objekt mit einer Helligkeit von 18,5 mag entdeckt. NGC 4214 ist nur knapp 10 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Da sollten Supernovae eine Helligkeit von unter 10 Magnituden erreichen. Die Position konnte ich mit den Angaben des Transient Name Servers (TNS) auf einem zweifach vergrößerten Ausschnitt meiner Aufnahme ermitteln. Doch von einem Stern oder einer Veränderung gegenüber meiner zwei Jahre zuvor erzielten Aufnahme der Galaxie war nichts zu sehen. Wenn es ein realer Effekt war, den die Amerikaner beobachtet hatten, dann war er knapp zwei Wochen später nicht mehr sichtbar und somit sicherlich keine Supernova.

Dieses Mal konnte ich eingrößeres Bildfeld als 2019 darstellen, so dass auch die Zwerggalaxie NGC 4163 mit aufs Bild passte. Auch sie befindet sich nach Messungen, die unabhängig von der Fluchtgeschwindigkeit sind, genau wie NGC 4190, NGC 4214 (=NGC 4228) und UGCA 276 in knapp 10 Millionen Lichtjahren Entfernung. UGCA 276 konnte ich dieses Mal allerdings beim besten Willen nicht abbilden. Der Himmelshintergrund war dafür zu hell, so dass sich die Galaxie nicht genügend dafür abhob.

Nordwestlich von NGC 4214 ist mit UX CVn ein Stern markiert, der ein wenig neblig erscheint. Fast könnte man meinen, es sei eine helle Elliptische Galaxie. Das Objekt erscheint aber auf Farbaufnahmen sehr blau, zu blau für eine Elliptische Galaxie. Die Uschärfe ist wahrscheinlich ein Artefakt und der starken Streuung von blauem Licht geschuldet. UX CVn ist außerdem ein Bedeckungsveränderlicher und besteht aus einem Unterzwerg (der helleren Hauptkomponente) und einem Weißen Zwerg in einem engen Doppelsternsystem. Die Gesamtmasse beträgt etwa eine Sonnenmasse. Damit ist ausgeschlossen, dass einer der Sterne als Supernova vom Typ Ia explodieren kann. Der Unterzwerg heizt sich sogar noch weiter auf. Man schätzt, dass seine Temeperatur in den letzten 40 Jahren um etwa 2000 K zugenommen hat, was mit den Sternentwicklungsmodellen gut übereinstimmt.

Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, werden die Bezeichnungen der hellsten Galaxien eingeblendet.

Datum: 14.02.21, 01:18h MEZ

Optik: f=750 mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 60 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

Nach fast zehn Jahren wollte ich NGC 4214, die auch die Bezeichnung NGC 4228 und somit wie einige andere Objekte eine Mehrfachbezeichnung im NGC-/IC-Katalog führt, nochmals ablichten und eine etwas tiefere Aufnahme erzielen. Das ist mir trotz des leichten Dunsts auch gelungen. Im Bildfeld hatte noch die Galaxie NGC 4190 Platz. Südwestlich von NGC 4214 schimmert schwach die flächenlichtschwache Galaxie UGCA 276. Alle Galaxien sind irreguläre Zwerggalaxien. NGC 4214 hat sogar, wie die Große Magellansche Wolke (GMW), einen Balken ausgebildet. Sie ist größer, heller und massereicher als die GMW.

Alle drei Galaxien gehören zur Galaxiengruppe Canes Venatici I (CVn I), zu der auch M 94, NGC 4449 oder NGC 4144 gehören. In der Gruppe geht es offenbar recht dynamisch zu. NGC 4214 weist eine Fluchtgeschwindigkeit auf, die auf eine Entfernung von 50 Millionen Lichtjahren schließen lässt. Alternative Messmethoden liefern aber eine Entfernung von etwa 10 Millionen Lichtjahren. Analoges gilt für die irreguläre Galaxie NGC 4190: Ihre Fluchtgeschwindigkeit entspricht einer Entfernung von gut 20 Millionen Lichtjahren, ihre tatsächliche Entfernung beträgt etwa 10 Millionen Lichtjahre. Bei UGCA 276 sind die Verhältnisse wie bei NGC 4190. Alle Galaxien bewegen sich von uns fort, NGC 4214 sogar wesentlich schneller als die übrigen Galaxien. Die Begegnung mit einer anderen Galaxie muss sie vor einiger Zeit beschleunigt haben. Solche dynamischen Vorgänge sind in Galaxiengruppen nichts Ungewöhnliches. Man kann deshalb in solchen Gruppen, erst recht nicht in nahen Gruppen, von der Fluchtgeschwindigkeit auf die Entfernung schließen.

NGC 4214 ist eine irreguläre Starburst-Galaxie. Morphologisch kann man sie nicht den Spiralgalaxien zuordnen, aber sie verfügt anscheinend über große Gasvorräte, aus denen sie im Moment in großen Mengen neue Sterne produziert. Der Zentralbereich mit den vielen hellen offenen Sternhaufen, die auf der Aufnahme wie einzelne Sterne erscheinen, war bereits auf dem Livebild deutlich zu sehen.

Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, werden die Bezeichnungen der hellsten Galaxien eingeblendet.

Datum: 01.04.19, 23:59h MESZ

Optik: f=750 mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 75 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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