NGC 5012 mit SN2020kyg und UGC 8290 im Haar der Berenike

klick mich / click me

Wieder einmal führte mich eine Supernova zu einem interessanten Galaxienfeld. Die Supernova SN2020kyg explodierte in der Spiralgalaxie NGC 5012 in etwa 130 Millionen Lichtjahren Entfernung. SN2020kyg wurde am 24.05.2020 von einem amerikanischen Supernovasuchprogramm entdeckt. Da hatte sie vermutlich schon ihre maximale Helligkeit von 18,6 mag erreicht. Meine Aufnahme entstand knapp drei Tage nach ihrer Entdeckung. Die Supernova war zwar klar erkennbar, aber nicht strahlend hell geworden. Es handelt sich bei SN2020ue um eine Supernova vom Typ Ia, bei dem üblicherweise ein Weißer Zwerg in einem engen Doppelsternsystem mit einem Roten Riesen Materie vom Roten Riesen absaugt. Wenn die Masse des Weißen Zwergs die 1,4-fache Sonnenmasse erreicht, wird der Stern instabil und explodiert als Supernova. Dabei wird seine gesamte Masse in Energie umgewandelt. Für eine Supernova vom Typ Ia in nur 130 Millionen Lichtjahren Entfernung ist SN2020kyg erstaunlich dunkel. Die geringe Helligkeit wird nicht durch vorgelagerten Staub in NGC 5012 verursacht, sondern ist intrinsisch. SN2020kyg hätte locker drei Magnituden heller sein müssen.

In der Tat gehört SN2020kyg zum Untertyp 02cx, benannt nach SN2002cx, bei der man diese Zusammenhänge das erste Mal beobachtete. Die Astronomen rätseln immer noch, warum Supernovae vom Untertyp Ia-02cx so leuchtschwach sind. Es wurde zum Beispiel vorgeschlagen, dass ein Weißer Zwerg aus irgendeinem Grund nicht komplett explodiert ist, und somit nur einen kleinen Teil seiner Masse in Enrgie umwandelte und der Rest von ihm überlebt hat. Weiße Zwerge sind allerdings recht alte Objekte, deren Vorgängersterne bereits einige Milliarden Jahre existiert haben. Dem steht aber der Befund gegenüber, dass sich Supernovae vom Typ Ia-02cx in Gebieten heftiger Sternentstehung ereignen, also Umgebungen, in denen es typischerweise keine alten, sondern massereiche junge Sterne gibt. Supernovae in diesen Regionen sind deshalb Kernkollapssupernovae der Typen II, Ib oder Ic.

Die Nachbargalaxie UGC 8290 ist eine Spiralgalaxie in gleicher Entfernung wie NGC 5012, aber offenbar mit einem dezentralen Kern. Insofern hätte sie gut einen Eintrag in Halton Arps Katalog der Galaxien mit bemerkenswertem Aussehen haben können. Im Nordostren sind deutliche einige Sternentstehungsgebiete und massive Sternhaufen als helle diffuse Flecke erkennbar. Ich habe keine Literaturstellen gefunden, die das seltsame Aussehen der Galaxie erklären. Üblicherweise sind derartige Störungen der Symmetrie auf die gravitative Wechselwirkung mit einer anderen Galaxie zurückzuführen. Doch bei UGC 8290 scheint solch eine Galaxie zu fehlen. NGC 5012 kommt trotz gleicher Entfernung nicht dafür in Frage, da sonst auch in NGC 5012 deutliche Anzeichen einer gravitativen Wechselwirkung sichtbar sein müssten.

Auch das weitrere Umfeld von NGC 5012 und UGC 8290 ist interessant. Südlich von UGC 8290 zieht sich eine Kette von Galaxien beginnend bei LEDA 45819 nach Südosten, die aber wohl nicht alle in derselben Entfernung stehen dürften. Leider ist nur von einigen Galaxien eine Entfernung bekannt. Sie beträgt für LEDA 86687 in Kantenstellung knapp 160 Millionen Lichtjahre. Diese Galaxie ist damit deutlich kleiner als die nur wenig nähere NGC 5012, die mit einem Durchmesser von 110.000 Lichtjahren etwa die Größe der Milchstraße hat. PGC 1674076 lässt den zentralen Balken und zwei Spiralarme erkennen, aus fast 500 Millionen Lichtjahren Entfernung. In der gleichen Entfernung befindet sich LEDA 45837 unten rechts im Bild. PGC 140152 zeigt keine Details, befindet sich aber in fast der doppelten Entfernung. Sehr hübsch sind auch PGC 1677429 und PGC 5438446 nördlich von UGC 8290. Die beiden Galaxien bilden ein enges gravitativ wechselwirkendes System ähnlich wie M 51 und NGC 5195. Für die Auflösung dieses Galaxienpärchens reicht mein Teleskop nicht aus. Hier ist deutlich mehr Brennweite gefragt.

Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Katalogbezeichnungen der hellsten Galaxien.

Datum: 27.05.20, 23:50h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 63 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

Zurück