NGC 5289 und NGC 5290 in den Jagdhunden

Die drei Galaxien NGC 2589 im Bildzentrum, NGC 2590 nördlich von ihr, beides Spiralgalaxien fast in Kantenlage, und UGCA373 südöstlich von ihr, ebenfalls eine Spiralgalaxie, die aber keine Details offeriert, bilden eine physische Gruppe in etwa 120 Millionen Lichtjahren Entfernung. Die Größenverhältnisse ähneln denen in unserer Lokalen Gruppe. NGC 5289 hat wie die Milchstraße einen Durchmesser von etwa 100.000 Lichtjahren, NGC 5290 ist mit 133.000 Lichtjahren etwas größer als M 31, UGCA 373 mit einer Größe von ca. 33.000 Lichtjahren eher ein Zwerg. NGC 5290 ist durch zahlreiche Staubbänder reich strukturiert. Eines der Staubbänder zieht sich vor dem Kern entlang. Die Zwerggalaxien PGC 4012164, PGC 2184997 und PGC 4012161 sind Begleiter von NGC 5290.

Ganz anders kommt NGC 5289 daher. Sie ist eine Balkenspirale mit einem hellen Ring von Sternentstehungsgebieten um den Kern. Der Balken ist etwa in Nord-Süd-Richtung orientiert. Die beiden Spiralarme setzen im Norden und Süden dieses Rings an und umlaufen den Kern im Uhrzeigersinn. Die Zwerggalaxie PGC 2181707 begleitet NGC 5289. Vermutlich gehört auch die anonyme Galaxie östlich von NGC 5289 zu dieser Galaxiengruppe. Optisch ähnelt sie stark UGCA 373. Außer einer Katalogbezeichnung aus der Himmelsdurchmusterung des Satelliten GALEX im Ultravioletten habe ich keine Informationen zu dieser Galaxie gefunden.

Südlich von NGC 5289 leuchtet die Balkenspirale LEDA 48769, deren Balken in Nord-Süd-Richtung verläuft und an dessen Enden gewaltige Spiralarme ansetzen und jeweils einen halben Umlauf um die Galaxie machen. Allerdings wirken die Arme bereits auf meiner Aufnahme ein wenig eckig, was durch den Vergleich mit dem SDSS bestätigt wird. LEDA 48769 kann daher nicht ungestört sein. Das würde auch ihre enorme Größe von etwa 170.000 Lichtjahren in gut 770 Millionen Lichtjahren Entfernung erklären.

Nordwestlich von UGCA 373 leuchtet eine Gruppe schwacher Lichtpunkte. Was auf den ersten Blick wie ein Haufen schwacher Sterne erscheint, ist ein 4 Milliarden Lichtjahre entfernter Galaxienhaufen, der 2011 von Szabo, Pierpaoli, Dong und weiteren Astronomen auf den Aufnahmen des SDSS gefunden wurde und deshalb in der astronomischen Datenbank Simbad die Kennzeichnung [SPD2011] vor der Zählnummer führt.

Ein optischer Leckerbissen ist das Galaxienpaar PGC 2187853 und PGC 3483349 in der oberen linken Bildecke. Besonders die weit geschwuungenen Arme von PGC 3483349 begeistern mich. Und wenn man die Entfernung der beiden Galaxien von 1,3 Milliarden Lichtjahren bedenkt, dann berechnet sich die Größe von PGC 3483349 von Spitze zu Spitze der Arme zu gewaltigen 340.000 Lichtjahren. Das bestätigt, dass die Arme wegen der gravitativen Wechselwirkung so weit auseinander gezogen sind. Ganz in der Ecke ist ein kleiner Galaxienhaufen um die Elliptische Riesengalaxie PGC 2188192 erkennbar. Seine Mitglieder befinden sich in einer Entfernung von 3 Milliarden Lichtjahren. Der V-förmige Galaxienhaufen westlich von PGC 2187853 dürfte etwa dieselbe Entfernung haben.

Etwas ganz Besonderes ist PGC 3584264 nordwestlich von NGC 5289. Optisch nur ein 19,4 mag schwaches sternförmiges Objekt ist es doch die enorme Entfernung, die es interessant macht. Es ist ein Quasar, also eine Galaxie, deren zentrales Schwarzes Loch gerade mit Materie "gefüttert" wird und einen Teil der einströmenden Materie in einem durch Magnetfelder eng fokussierten Jet in unsere Richtung emittiert. Dadurch erscheint der Jet über Milliarden Lichtjahre hell, ähnlich wie ein auf uns gerichteter Laserstrahl. Das Schwarze Loch führt auf diese Weise überschüssigen Drehimpuls der auf einer Spiralbahn einströmenden Materie ab, der sonst zu einer Erhöhung der Rotationsgeschwindigkeit und letztendlich wohl zum Zerplatzen des Schwarzen Lochs führen würde. PGC 3584264 trägt auch die Bezeichnung SDSS J134446.88+413541.1 und hat eine Rotverschiebung von z=1,97, was einer Lichtlaufzeit von immerhin 10 Milliarden Jahren entspricht.

Das Bildfeld in voller Auflösung und mit Beschriftung der helleren Galaxien ist beim Klick ins Bild oder hier zu finden.

Datum: 30.04.17, 01:43h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 90 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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