NGC 6572 im Schlangenträger

NGC 6572 ist ein sehr kleiner und unglaublich heller Planetarischer Nebel. Mit 2350 mm Brennweite und einem Öffnungsverhältnis von f/10 waren keine Details erkennbar. Also wurde die Brennweite auf 5640 mm bei f/24 erhöht. Auf den POSS-Aufnahmen erschien der Planetarische Nebel sternförmig, weswegen ich auf einen sehr hellen Zentralstern geschlossen hatte. Also wurde zusätzlich ein OIII-Filter eingesetzt. Jetzt schien sich schwach und asymmetrisch eine Aufhellung im hellen, diffusen Fleck abzuzeichnen. Es wurden dann je eine Belichtungsreihe mit 1,25 Sekunden/Bild und eine mit 5 Sekunden/Bild erstellt, wobei ich jeweils doppelt soviele Aufnahmen machte, wie ich sie sonst mache.

Das Seeing war höchstens mittelmäßig. Zusammen mit den geringen Ausmaßen des Nebels wurde das Vorhaben, Details sichtbar zu machen, dann auch zur Herausforderung. Außer NGC 6572 waren auf dem Livebild keine weiteren Sterne zu sehen. Das machte dann auch erhebliche Probleme beim manuellen Aussortieren der unscharfen Einzelbilder und beim Stacken mit Giotto. Klare Schärfeunterschiede der Bilder waren nicht auszumachen, sie waren allesamt irgendwie diffus. Ich habe ein manuelles Aussortieren deswegen unterlassen. Mangels irgendwelcher Sterne im Bild konnte ich Giotto kein Paßmuster als Orientierungshilfe zum pixelgenauen Überlagern der Bilder anbieten. So habe ich es mit den Optionen "Helligkeitsschwerpunkt suchen" und "auf Planetenscheibchen zentrieren" versucht. Die Ergebnisse waren in allen Fällen ein diffuser, zur Mitte heller werdender Fleck. Die üblichen Bearbeitungsschritte brachten keine Strukturen zum Vorschein. Vorgaben für eine automatische Schärfeprüfung und ein automatisches Aussortieren der schlechtesten Einzelbilder durch Giotto brachten ebenfalls keine Verbesserungen der Ergebnisse, denn woran hätte Giotto entscheiden sollen, ob das Bild scharf ist oder nicht, wenn sie doch allesamt irgendwie diffus erschienen? Ich hatte schon aufgegeben.

Nach einigen Wochen hatte ich einen neuen Versuch unternommen und die Summenbilder erst in Giotto stark geschärft, sie danach überlagert und noch den Lucy-Richardson-Algorithmus angewandt. Nun kamen Strukturen heraus. Um zu sehen, ob sie Artefakte oder real waren, habe ich im Internet nach Amateurfotos durch OIII-Filter gesucht und ein paar wenige gefunden. Tatsächlich zeigten sie eine starke Ähnlichkeit mit meinem Ergebnis. Der Zentralstern ist (zumindest für OIII) offenbar viel zu schwach und nicht auf den Aufnahmen zu sehen. Der Nebel ist in Nordsüdrichtung länglich, aber im Süden heller als im Norden. In der Mitte gibt es zwei helle Bögen, die bei stärkerer Anwendung des Lucy-Richardson-Algorithmus auch deutlicher herauskommen, aber bei vorsichtigerer Anwendung dieses Verfahrens (siehe das nebenstehende Bild) eher Flecke sind. Auffällig ist aber, daß der rechte (westliche) Bogen deutlich heller als der östliche ist.

Letztlich haben sich die viele Einzelbilder ausgezahlt. Erst dadurch konnte so stark geschärft werden, daß Strukturen sichtbar wurden, ohne daß das Rauschen störend zutage trat. Um den Nebel besser hervortreten zu lassen, wurde die Hintergrundhelligkeit etwas angehoben. (Ausschnitt)

Datum: 09.06.08, 00:46h MESZ

Optik: f=ca. 5640 mm f/24

Nachführung: keine

Gesamtbelichtungszeit: 8 min (Einzelbilder: 1,25 Sekunden) und 32 min (Einzelbilder: 5 Sekunden)

Kamera: Watec WAT 120-N

 

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