NGC 6910, Collinder 421 und Dolidze 11 im Schwan

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Da läuft der kleine Refraktor mit seinem etwas anderen Gesichtsfeld mit, man erkennt, dass da ja ein netter kleiner Sternhaufen im Bildfeld ist und stellt dann erst beim Vergleich mit einer Sternkarte fest, dass sich sogar drei offene Sternhaufen im Bildfeld befinden, von denen die beiden anderen aber deutlich unauffälliger sind. Der auffälligste Sternhaufen ist NGC 6910, kompakt und mit hellen Sternen. Sein "Kerndurchmesser", der die augenfälligsten Mitgliedssterne umfasst, wird mit 1,4 Bogenminuten, der gesamte Durchmesser, der auch schwächere Sterne umfasst, wird mit 5,5 Bogenminuten angegeben

Nach jüngsten Untersuchungen von H. Kaur et al. (ApJ 896/1, 2020) befindet sich der Sternhaufen etwa 5600 Lichtjahre entfernt. Sein Alter wird auf 4,5 Millionen Jahre geschätzt. Das ist sehr wenig, weswegen die vielen massereichen B-Sterne noch leben und sich noch nicht zu Weißen Zwergen entwickelt haben. Man hat sogar B-Sterne mit einem Alter von nur etwa 100.000 Jahren gefunden. Sie verdanken ihre Entstehung offenbar dem Strahlungsdruck der älteren Sterne.

Man stellt sich den Ablauf folgendermaßen vor: Eine Molekülwolke kollabiert in mehrere Massezentren, in denen sich ein neuer Stern bildet und die Kernfusion zündet. Mit seinem Strahlungsdruck treibt er die Reste der Molekülwolke um ihn herum nach außen. Die anderen Sterne tun es ihm gleich, und es wird offenbar, dass sich ein Sternhaufen in der Molekülwolke gebildet hat. Nach einiger Zeit hat der gemeinsame Strahlungsdruck aller Haufensterne (wobei die massereichsten Sterne den stärksten Strahlungsdruck ausüben) eine Höhle in die Molekülwolke geblasen und presst die Molekülwolke an den Rändern der Höhle soweit zusammen, dass sie zu neuen Sternen kollabiert. Die solchermaßen entstandenen neuen Sterne werden als Sterne zweiter Generation bezeichnet. Diesen Mechanismus hat man auch schon in anderen Molekülwolken beobachtet.

Collinder 421 ist ein recht unbekannter und selten untersuchter offener Haufen. Einer neueren Studie zur Folge, die auf den Daten des Astrometriesatelliten Gaia basiert, ist er rund 4000 Lichtjahre entfernt und etwa 125 Millionen Jahre alt. 150 Sterne konnten als ihm zugehörig identifiziert werden. Dennoch kommmt Collinder 421 vor dem Milchstraßenhintergrund sehr unspektakulär daher.

Der eher unscheinbare Sternhaufen Dolidze 11 wurde von der georgischen Astronomin Madona Dolidze in einem Katalog im Jahr 1961 veröffentlicht. Sie hatte offene Sternhaufen in der Umgebung von γ Cygni gesucht. Dolidze 11 ist ca. 3700 Lichtjahre entfernt und hat ein Alter von etwa 400 Millionen Jahren. Im Hertzsprung-Russell-Diagramm ist der Rote-Riesen-Ast bereits ausgeprägt. Der Durchmesser des Haufens wird mit Werten von 5 bis 7 Bogenminuten angegeben. Seine Sterne sind sehr lichtschwach.

Wenn der Mauszeiger ins Bild bewegt wird, wird die Position der drei Haufen markiert.

Datum: 18.07.21, 00:17h MESZ

Optik: f=380mm f/4,8

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 90 min (Einzelbilder: 60 Sekunden)

Kamera: Atik 490EX

 

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