Um es gleich zu sagen: Das Bild ist groß. Vor allem in horizontaler Richtung. Da ist etwas Scrollen erforderlich, um zum in der rechten Bildhäfte befindlichen Kugelsternhaufen NGC 7006 zu gelangen. Der Kugelsternhaufen NGC 7006 wird oft übersehenen, weil er keine große Ausdehnung am Himmel hat. Aber das ist eine Folge seiner großen Entfernung von über 135.000 Lichtjahren. Trotzdem ist er noch leicht in Einzelsterne aufzulösen, wobei die hellen Sterne im Kern Rote Riesen sind. Es wirkt auf den ersten Blick als sehr einfach, einen Kugelsternhaufen abzulichten. Doch die Sterne am Rand sind sehr lichtschwach. Da sind gute Luftruhe und gute Transparenz gefragt. Beides zeichnet meinen Standort leider nicht aus. Die schwachen Außenbereiche von NGC 7006 sind wieder auf der Strecke geblieben, und die Sterne im Zentrum hätte ich mir ein bisschen feiner gewünscht.
NGC 7006 steht im Randbereich der Milchstraße, wo schon wieder Galaxien aus dem Hintergrund hindurchscheinen können. Die helleren Galaxien haben dabei Entfernungen von 400 bis 500 Millionen Lichtjahre. Bei der Suche in der Umgebung von NGC 7006 mit Hilfe von Aladin, dem Browser der Universität Straßburg für DSS- und SDSS-Durchmusterungen, um womöglich noch ein weiteres interessantes Objekt im Bildfeld unterzubringen, fand ich etwa ein Grad östlich von NGC 7006 die miteinander verschmelzenden Galaxien UGC 11672A und UGC 11672B. Für ein einziges Bildfeld standen beide Objekte zu weit auseinander. Also habe ich zwei Aufnahmen gemacht und sie zu einem Mosaik zusammengefügt. UGC 11672 ist absolut sehenswert und auch für größere Brennweiten gut geeignetes Objekt.
Eine weitere interessante Galaxie ist UGC 11677 am linken Bildrand. Bei ihr zeichnet sich die staubhaltige Galaxienscheibe als lichtabsorbierender Strich vor ihrem Zentrum ab. Ein kleiner Vordergrundstern unserer Milchstraße leuchtet südlich des Streifens und suggeriert einen außermittigen Galaxienkern. Auffällig ist die Zahl der zum Teil doch recht hellen, aber nicht-katalogisierten Galaxien im Bildfeld. Dabei ist es dann passiert, dass zwei nahe beieinander stehende Galaxien südlich von UGC 11672 nur eine Nummer abbekommen haben: PGC 3935558. Diese beiden Galaxien stehen wohl nur an fast derselben Stelle am Himmel, scheinen sich aber in etwas unterschiedlichen Entfernungen zu befinden, denn es sind auf den Aufnahmen des SDSS keinerlei Anzeichen für eine gravitative Wechselwirkung erkennbar. Hübsch ist auch etwas westlich von UGC 11677 eine Sternenkette von fünf helleren Sternen, die schnurgerade von Nordwesten nach Südosten verläuft, und von derem südlichen Endpunkt eine weitere Sternenkette in einem leichten Bogen nach Westen läuft und sich dabei allmählich etwas nach Norden bewegt.
Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Katalogbezeichnungen der hellsten Galaxien.
Datum: 15.08.20, 23:18h MESZ und 16.08.20, 00:47h MESZ
Optik: f=750 mm f/5,4
Nachführung: TVGuider mit Watec 120N am 90mm f/5,6
Gesamtbelichtungszeit: 75+75 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)
Kamera: Atik 460EX