PN G097.4+12.3 (KnFe 1, Kn 48, Fe 2) im Kepheus

Amateurastronomen in aller Welt nutzen per Internet digitalisierte Plattenarchive der großen Sternwarten, um darin bislang unentdeckte Objekte zu finden. Der französische Amateurastronom Laurent Ferrero sucht die Aufnahmen des POSS II unter anderem nach Planetarischen Nebeln ab. Einige mutmaßliche Planetarische Nebel hat er bereits gefunden, z.B. den hier gezeigten PN G097.4+12.3. Parallel und unabhängig von ihm hat der österreichische Amateurastronom Matthias Kronberger dieses Objekt ebenfalls aufgespürt und seine Entdeckung 2012 auf einer Fachtagung veröffentlicht. Simbad kennt das Objekt nur als Fe 2 und natürlich unter seiner PNG-Nummer. Bei Ferrero hat der mutmaßliche Planetarische Nebel die Nummer 2, also Fe 2, bei Kronberger die Nummer 48, also Kn 48. Ferrero schlägt vor das Objekt als Parallelentdeckung KnFe 1 zu benennen, weil es das erste von diesen beiden Entdeckern gefundene Objekt ist. Mittlerweile soll der offizielle Name KnFe 1 sein, auch wenn Simbad das (noch) nicht nachvollzogen hat.

Der mutmaßliche Planetarische Nebel erscheint auf Farbaufnahmen bläulich. Es könnte sich also theoretisch auch um einen Reflexionsnebel oder auch eine Strömgren-Sphäre handeln. Ein Reflexionsnebel ist ein dünner Staubnebel, der das blaue Licht des ihn bescheinenden heißen Sterns streut, in der Strömgren-Sphäre wird das Gas durch einen sehr heißen Stern, z.B. einen Weißen Zwerg, ionisiert und zum Leuchten angeregt. Dabei bewegt sich der anregende Stern nur zufällig durch die Gaswolke und hat sie nicht, wie bei einem Planetarischen Nebel, durch Massenverluste in seiner Lebensphase vor dem Stadium des Weißen Zwergs selbst erzeugt. Um die Natur des Objekts als Planetarischen Nebel nachzuweisen, muss er einerseits bei einer Aufnahme durch einen Schmalbandfilter, z.B. [OIII], hell erscheinen, zum anderen muß durch spektroskopische Untersuchungen nachgewiesen werden, dass mutmasslicher Zentralstern und Nebel gleich weit entfernt sind, dass der Zentralstern ein Weißer Zwerg ist, dass der Nebel expandiert und dass Nebel und Weißer Zwerg sich gemeinsam mit derselben Geschwindigkeit in dieselbe Richtung bewegen. Außerdem sollte die Größe des Nebels (und damit das Alter des Nebels) zum Alter des Weißen Zwergs passen. Diese ganzen Untersuchungen sind nicht mehr durch Amateure zu bewerkstelligen.

Aber Amateure können Schmalbandaufnahmen dieser Objekte machen und so z.B. einen Reflexionsnebel ausschließen. Deswegen habe ich eine Aufnahme durch einen [OIII]-Filter gemacht, und der Nebel leuchtet hell, d.h. er verliert gegenüber einer Luminanz- oder Farbaufnahme keine Intensität. Damit ist erwiesen, dass es sich um einen Emissionsnebel handelt, der im Licht der verbotenen Linie des zweifach ionisierten Sauerstoffs [OIII] leuchtet. Es kann ein Planetarischer Nebel sein, es könnte aber auch "nur" eine Strömgren-Späre sein. Der Nebel selbst erscheint rund und ohne Strukturen in seiner Scheibe. Der Rand ist recht scharf begrenzt, was vielleicht ein Hinweis darauf ist, dass es keine Strömgren-Sphäre ist. Die auf breitbandigeren Aufnahmen (z.B. POSS II) sichtbaren drei schwachen Sternchen, von denen einer der Zentralstern sein mag, konnte ich leider nicht vor der Scheibe nachweisen.

Dies ist nur ein Ausschnitt aus dem ursprünglich größeren Bildfeld, das aber keine weiteren interessanten Objekte enthält.

Datum: 12.11.15, 20:12h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 90 min (Einzelbilder: 600 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: 12 nm [OIII] von Astronomik

 

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