Sh2-104 im Schwan

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Der Emissionsnebel Sh2-104 ist ein relativ kleiner und unbekannter Nebel im Schwan. Seine Helligkeit ist nicht besonders hoch und kann nicht mit den bekannteren Emissionsnebeln in diesem Sternbild konkurrieren. Bei der Recherche zu diesem Nebel fiel mir auf, dass Simbad völlig abwegige Koordinaten für dieses Objekt angibt. Das Nebelzentrum befindet sich etwa bei RA = 20h 17m 38,5s und DE = +36° 46'. Simbad gibt dagegen an DE = 20h 24m 37,2s +38° 32'. Das ist etwa 1,75° nordöstlich vom Nebel und wenige Bogenminuten östlich vom unscheinbaren offenen Sterhaufen M 29. Dort gibt es aber keinen Nebel. Die Ursache für diese Diskrepanz konnte ich nicht klären.

Entdeckt wurde Sh2-104 von G. A. Shajn an der Sternwarte bei Simeis auf der Krim und erstmalig als Simeis 59 in seinem Katalog von 1951 beschrieben. Der Nebel wurde in den folgenden Jahren fleißig von russischen Astronomen untersucht. Zunächst hielt man ihn für einen Supernovaüberrest, konnte diese Hypothese aber nicht belegen. L. Deharveng und Co-Autoren zeigten 2003, dass es sich bei Sh2-104 um eine Gas- und Molekülwolke handelt, in deren Innern sich einige massereiche Sterne gebildet haben. Unter ihnen ist der den Nebel anregende Stern in Mitte des Nebels. Sie haben mit ihrem Strahlungsdruck eine Höhle in die Gasmassen geblasen und schieben an den Rändern die angrenzenden (nicht leuchtenden) Molekülwolken zusammen. Dadurch getriggert kommt es dort zur Bildung einer zweiten Generation von massereichen Sternen, z.B. im hellen Nebelteil östlich des anregenden Sterns. Dieser Haufen neuer Sterne ist nur auf Infrarotaufnahmen erkennbar. Vermutet hatte man diesen Mechanismus schon, seitdem Dobashi und Co-Autoren 2001 auf junge massereiche Sterne an den Grenzen von Emissionsnebeln zu Molekülwolken hinwiesen. Bei Sh2-104 konnte man den Mechanismus das erste Mal zeigen: In einem ringförmigen Bereich rund um den anregenden Stern bilden sich an den Nebelrändern neue massereiche Sterne. In der Folge sind viele Dutzend weitere kompakte HII-Regionen gefunden worden, in denen dieser Mechanismus ebenfalls abzulaufen scheint.

Am rechten Bildrand befindet sich ein weiterer kleiner Emissionsnebel, der erstmalig 2015 beschireben wurde.

Datum: 01.09.19, 22:51h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 100 min. (Einzelbilder: 600 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: 6 nm Hα-Filter von Astronomik

 

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