Sh2-157, Sh2-159, LBN 536 und V807 Cas (We1-12) in der Kassiopeia und NGC 7510 und Basel 3 (=Cl Mrk 50) im Kepheus

Der Emissionsnebel LBN 536 wird manchmal auch der Hummer genannt, weil die nach Norden gerichteten Filamente an Hummerscheren erinnern. Er passt wunderbar ins etwa 2° x 1,5° große Bildfeld der Atik 490EX am 80 mm Refraktor mit 380 mm Brennweite. Geplant war eine etwa zweistündige Belichtung, aber ich hatte vergessen, dass das Objekt am westlichen Ende des Sternbilds Kassiopeiea liegt. Als es später am Abend des 27.12.2019 aufklarte, befand sich LBN 536 schon im Westen und nach 50 Minuten Belichtungszeit hinter der Hausecke des Nachbarhauses. Drei Tage später war der Abend wieder klar, so dass die restlichen Aufnahmen nachgeholt werden konnten.

Die Hummerscheren scheinen nach einem kleinen nebligen Fleckchen am oberen Bildrand schnappen zu wollen. Das ist der Emissionsnebel Sh2-159. Zum rechten Bildrand hin prangt der kleine offene Sternhaufen NGC 7510. Interessant könnte der Vergleich mit der Luminanzaufnahme von NGC 7510 mit dem 90 mm Refraktor sein, den ich jetzt als Leitrohr benutze.

Rechts unten im Bildfeld ist ein ovaler Nebel (Längsachse etwa in Nord-Süd-Richtung) um einen hellen Stern erkennbar, der auf den ersten Blick einem Planetarischen Nebel nicht unähnlich ist. Tatsächlich hat Weinberger ihn in seiner 1977 veröffentlichten Liste als potenziellen Planetarischen Nebel gelistet, der dann auch die Bezeichnung PK 110-00.1 im Katalog von Perek und Kohoutek erhielt. Allerdings war die Helligkeit des vermutlichen Zentralsterns sehr hoch in Relation zum Nebel. Man vermutete, dass es sich um einen Doppelstern aus einem Weißen Zwerg und einem viel lichtstärkeren Partner handele und man eben vor allem den Partner sieht, wie es auch bei WeBo 1 der Fall ist. Kaler und Feibelman haben 1985 dieses Objekt mit dem Satellitenteleskop IUE im Ultravioletten spektroskopiert und festgestellt, dass typische Linien von Weißen Zwergen fehlen. Auch Kimeswenger hat 1991 "Zentralstern" und Nebel im Optischen spektroskopiert und bestätigt, dass es sich nicht um einen Weißen Zwerg in einem Planetarischen Nebel handelt. Stattdessen handelt es sich um einen leuchtkräftigen Stern mit dem Spektrum B1, der heiß genug ist, um Wasserstoffgas zu ionisieren. Und das tut er auch mit seiner Umgebung. Dieser offenbar isolierte Nebel, eine Strömgren-Sphäre, hat keinen Eintrag in einem Katalog von Nebeln. Weitergehende Untersuchungen zeigten außerdem, dass der anregende Stern in der Tat ein Doppelstern ist, nämlich ein Bedeckungsveränderlicher, weswegen er als V807 Cas gelistet ist.

Zwischen den Scheren ist etwa in der Bildmitte eine kleine Gruppe Sterne auffällig: der offene Sternhaufen Basel 3. Seine Alternativbezeichnung lautet Cl Mrk 50. Die Angabe von Cl für Cluster (zu deutsch Sternhaufen) ist wichtig, da Herr Markarian auch einen Katalog UV-heller Galaxien veröffentlicht hat, der ebenfalls mit Mrk abgekürzt wird. Und in dem ist das Objekt Nr. 50 eine Seyferth-Galaxie im Sternbild Jungfrau. Die Grenze zwischen den Sternbildern Kassiopeia (links) und Kepheus (rechts) verläuft direkt östlich von Basel 3 senkrecht durchs Bild bis etwa zum unteren Ende von LBN 536, um dann oberhalb des kleinen Nebels PK 110-00.1 waagerecht nach rechts zu verlaufen. LBN 536 liegt deshalb fast zur Hälfte schon im Sternbild Kepheus. Und in der linken oberen Ecke ist ein kleines Stück vom Blasennebel NGC 7536 sichtbar.

Datum: 27.12.19, 23:44h MEZ und 30.12.19, 19:06h MEZ

Optik: f=380 mm f/4,8

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: Hα 50+70 min (Einzelbilder: 600 Sekunden)

Kamera: Atik 490EX

Filter: 6nm Hα von Astronomik

 

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