UGC 8164, UGC 8183, UGC 8245 und UGC 8287 mit SN2017ewv im Drachen

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Diese schöne Ansammlung von Galaxien ist meiner Aufmerksamkeit bisher entgangen. Erst die Entdeckung der Supernova SN2017ewv durch ein amerikanisches Supernovasuchprogramm lenkte meine Aufmerksamkeit auf diese Gegend, die nur gut 10° vom nördlichen Himmelspol entfernt ist. Von dieser Gegend gibt es keine Aufnahmen des SDSS. So musste ich zum Vergleich auf eine Aufnahme des DSS zurückgreifen. Anhand der Aufnahme des DSS kann ich nicht recht entscheiden, ob es sich bei der etwa 300 Millionen Lichtjahre von uns entfernten UGC 8287 um eine Balkenspirale oder eine Ringgalaxie handelt. Die astronomische Datenbank Simbad sieht die Galaxie als simple Balkengalaxie an. Den hellen, sternähnlichen Fleck südwestlich des Zentrums habe ich nicht als Stern, sondern als Sternentstehungsgebiet eingeschätzt. Damit wäre an der Stelle eine Supernova vom Typ II, bei dem ein massiver Stern einen Kernkollaps erleidet und seine Hülle fortschleudert, zu erwarten. Tatsächlich wurde SN2017ewv auch als Supernova vom Typ II identifiziert. Die Originalgröße der Aufnahme lässt die Supernova hell, dafür wegen der geringen Größe kaum vom Sternenstehungsgebiet getrennt erscheinen. SN2017ewv wurde am 23.06.2017 entdeckt und war 16,9 mag hell.

Die beiden Galaxien am rechten Bildrand, UGC 8164 und UGC 8183, stehen in derselben Entfernung wie UGC 8287 und bilden eine Gruppe mit ihr. Beide Galaxien sind Spiralgalaxien und mit einem Durchmesser von ca. 150.000 Lichtjahren reichlich groß. Bei UGC 8164 kann die Größe auf die gestörte Form zurückgeführt werden, bei UGC 8183 sind keine Störungen eindeutig erkennnbar. Die Spiralgalaxie LEDA 45963 in der linken unteren Bildecke steht etwas weiter im Hintergrund und gehört nicht zu dieser Galaxiengruppe. Sie weist aber schön ausgeprägte Spiralarme auf.

UGC 8245 am oberen Bildrand ist eine irreguläre Zwerggalaxie in unserer Nachbarschaft. Die Entfernungsangaben schwanken sehr stark zwischen 4 Millionen Lichtjahren auf Basis der Rotverschiebung und über 15 Millionen Lichtjahren auf Basis der scheinbaren Helligkeit der hellsten Roten Riesen in UGC 8245. Diese Methode setzt allerdings voraus, dass die Roten Riesen sich bereits bis zu ihrer maximalen Helligkeit entwickelt haben. Wenn der Schub zur Bildung massiver Sterne erst kürzlich erfolgt ist, dann könnte es sein, dass sich diese Sterne noch nicht so weit entwickelt haben und frühere Rote Riesen sich bereits weiter jenseits des Rote-Riesen-Stadiums entwickelt haben, so dass im Moment keine Roten Riesen mit ihrer maximal möglichen Helligkeit leuchten. Das wäre zwar recht ungewöhnlich, aber möglich, und dann würde die Entfernung von UGC 8245 mit dieser Methode überschätzt werden. Hier gibt es noch Klärungsbedarf. Allerdings ist UGC 8245 auf der Aufnahme des DSS nicht so gut aufgelöst, dass die Entfernung von 4 Millionen Lichtjahren plausibel erscheint. Interessanterweise werden für NGC 4236 in der NASA-Datenbank NED fast die gleichen Entfernungswerte wie für UGC 8245 gelistet. Auch der Auflösungsgrad beider Galaxien ist nach meinem Eindruck gleich, so dass ich beide Galaxien in derselben Entfernung vermute. NGC 4236 wird zur Galaxiengruppe um M 81 gerechnet. Die Datenbank Simbad scheint UGC 8245 nicht zu dieser Gruppe zu zählen, sondern ordnet sie einer anderen Zwerggalaxie zu: UGC 6456. Stünde UGC 8284 in derselben Entfernung wie M 81, betrüge ihr scheinbarer Abstand zu M 81 etwa 3,5 Millionen Lichtjahre. Das würde für eine gravitative Bindung an die Gruppe um M 81 ausreichen.

Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Katalogbezeichnungen der helleren Galaxien.

Datum: 27.06.17, 00:49h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 51 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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