UGC 12914, UGC 12915 (Taffy System) und UGC 14 im Pegasus

Die Meldung, dass in UGC 12914 eine Superrnova direkt neben dem Kern gesichtet worden sei, führte mich zu diesem mir bisher unbekannten System. Die beiden Galaxien UGC 12914 und UGC 12915 am rechten Bildrand werden häufig auch als Taffy System bezeichnet. Man kennt z.B. Seyferths Sextett und Keenans System, die nach ihren Entdeckern benannt wurden. So suchte ich nach dem Astronomen Taffy als Namensgeber. Doch nirgends war ein Hinweis auf ihn zu entdecken, bis ich einen Artikel fand, dass ein weiteres Taffy System entdeckt worden sei. Interessanterweise wurde Taffy dort klein geschrieben. Da dämmerte es mir, dass taffy nur eine englische Bezeichnung war, und suchte nach der deutschen Übersetzung davon: Toffee. Und zwar die Art Karamellbonbon, die lange Fäden zieht. UGC 12914 und UGC 12915 waren also Toffee-Galaxien, deren Gezeitenschweife und Materiebrücken die Fäden waren.

Die Supernovaentdeckung war aber wahrscheinlich ein Fehlalarm. Ihre Position war mit weniger als 2 Bogensekunden nordöstlich des Kerns angegeben. Ich konnte beim besten Willen nichts entdecken. DSS und SDSS waren als Vergleich wegen hilfreich, weil die Helligkeitsverteilungen in der Kernregion nicht meinen Aufnahmen entsprachen. Beim DSS war die Kernregion ausgebrannt, beim SDSS die helleren Partien stark abgedunkelt. Fotos dieser Galaxien von anderen Amateuren sind rar im Internet, und die, die ich gefunden hatte, waren von der Auflösung nicht ausreichend. So entschloss ich mich, die genauen Koordinaten meiner Aufnahme per Plate Solving bestimmen zu lassen und die Aufnahme in Aladin zu laden. Aladin ist dann in der Lage, die genauen Koordinaten für jeden Punkt unter dem Mauszeiger anzuzeigen. Die untenstehende Bildschirmkopie zeigt das Kreuz an der Stelle, an der die Supernova sein sollte. Die Koordinaten des Kreuzes werden oben links angezeigt. Nirgends ist ein Stern oder eine Aufhellung sichtbar. Die Entdecker, die ein professionelles Supernovasuchprogramm durchführen, gaben die Helligkeit ihrer Entdeckung mit 18,5 mag an. Ich frage mich, wie ein 18,5 mag heller Stern vor der (nach meinem Eindruck) viel helleren Galaxienscheibe photometriert werden konnte.

Die zweite, auch recht hübsche Galaxie im Bild befindet sich am linken Rand und heißt UGC 14. Sie ist viel weiter entfernt als UGC 12914 und hat nichts mit diesem System zu tun. Der Grund, warum am rechten Bildrand die hohen und am linken Bildrand die niedrigen Katalognummern des UGC-Katalogs stehen, liegt daran, dass der 1973 veröffentlichte UGC-Katalog die blauen Fotoplatten der in den 1950er Jahren entstandenen POSS I Himmelsdurchmusterung ausgewertet hat und alle Galaxien enthält, die entweder größer als eine Bogenminute oder heller als 14,5 mag sind. So kamen 12921 Einträge zustande, deren Koordinaten sich auf das Äquinoktium 1950 beziehen. Damals lag UGC 12914 bei RA = 23h 59m 04,5s, also knapp vor der Startlinie von 0h, ab der die Nummern des UGC- (und auch NGC- und IC-) gezählt werden. Durch die Präzession der Erdachse ist die Position von UGC 12914 für das Äquinoktium 2000 nach RA = 00h 01m 38,3s gewandert und hat damit, bei einer heutigen Katalogerstellung, die Startlinie überschritten.

Das Bildfeld ist in voller Auflösung und mit den Bezeichnungen der hellsten Galaxien beim Klick ins Bild oder hier erreichbar.

Datum: 14.09.18, 00:18h MESZ

Optik: f=750 mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90 mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 60 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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