UGC 3697 (Integral Sign Galaxy, GB 1) und UGC 3714 in der Giraffe

Diese Aufnahme ist der Beifang, als der große Refraktor etwas weiter nördlich auf die Galaxie UGC 3730 zielte. Dadurch rutschte am unteren Bildrand die Galaxiengruppe um UGC 3697 ins Bildfeld des kleinen Refraktors. Die Aufnahme ist hier etwas vergrößert dargestellt, um den gleichen Bildmaßstab wie bei der Aufnahme mit der Watec-Kamera 15 Jahre zuvor zu haben. Eine weitere Aufnahme mit dem großen Refraktor zeigt ein größeres Feld, das UGC 3697 ebenfalls enthält. Der Vergleich mit der alten Aufnahme offenbart, dass die Tiefe der neuen Aufnahme größer ist, und dass die Beugungsscheibchen der Sterne wegen der wesentlich kleineren Öffnung ebenfalls größer erscheinen.

Interessanterweise wurde UGC 3697 relativ spät entdeckt. E.M. Burbidge hatte wohl um 1961 sich aus Langeweile Platten der Himmelsdurchmusterung POSS I etwas intensiver angeschaut und auf einer diese ungewöhnlich erscheinende Galaxie entdeckt. Sie war offenbar noch nirgends katalogisiert und auch Halton C. Arp hatte sie interessanterweise nicht in seinem 1966 erschienenen Katalog der Galaxien mit bemerkenswertem Aussehen aufgenommen (im Gegensatz zu der knapp 1 Grad nördlicheren UGC 3730). In einem erst 1967 erschienenen Artikel beschreiben E.M. Burbidge und seine Frau Margaret die Galaxie, die sie kurzerhand nach dem Entdecker GB 1 nennen und ihre Form als einem Integralzeichen ähnlich angeben. Bereits Anfang 1962 nahmen sie Spektren der hellsten HII-Regionen von UGC 3697 auf, die alle hoch angeregte Atome zeigten. Insbesondere die Linie für {OIII] war verhältnismäßig stark. Sie spekulierten, dass UGC 3697 mit keiner anderen Galaxie in Wechselwirkung stehe, weil sie keine solche erkennen konnten. Mit abgedruckt war in dem Artikel auch ein Foto von UGC 3697, das mit einem Teleskop mit 2 m Spiegeldurchmesser auf einer Fotoplatte aufgenommen wurde. Das Foto zeigt nicht mehr Details als meine Aufnahme, was eben auch an dem enormen Fortschritt durch die CCD-Technik liegt, so dass heute Amateure selbst mit bescheidener Öffnung Ergebnisse erzielen können, für die vor einigen Jahrzehnten die großen Teleskope der Observatorien bemüht werden mussten. UGC 3796 und ihre Nachbarin UGC 3714 befinden sich auf Basis ihrer Rotverschiebung in etwa 140 Millionen Lichtjahren Entfernung, könnten also etwas weiter entfernt sein als die anderen genannten Galaxien.

Beim Klick ins Bild oder hier erscheint das volle Bildfeld mit Beschriftung der hellsten Galaxien.

Datum: 26.02.22, 21:45h MEZ

Optik: f=380 mm f/4,8

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 64 min (Einzelbilder: 240 Sekunden)

Kamera: Atik 490EX

Wie die Galaxie UGC 3697 zu ihrem Namen gekommen ist, ist leicht nachzuvollziehen. Wie ein himmlisches Integralzeichen leuchtet sie aus 140 Millionen Lichtjahren Entfernung. Es handelt sich um eine Spiralgalaxie mit sehr kleinem Kern, der nicht über die Scheibe hinausragt. Wir schauen exakt auf die Kante der Scheibe. Deshalb erscheint sie uns als (gebogener) Strich. Durch gravitative Wechselwirkung mit einem Begleiter wurde die Scheibe verbogen, so daß die Enden nach oben und unten weggebogen sind. Das Ende zu UGC 3714 ist sogar stark aufgefächert, was wegen der geringen Helligkeit auf meiner Aufnahme nicht richtig zu sehen ist. Möglicherweise ist UGC 3714 der Partner, der die Störungen in der Integralzeichen-Galaxie hervorgerufen hat.

Unten links ist noch die Galaxie LEDA 20417 zu sehen. (Ausschnitt)

Datum: 12.03.07, 19:43h MEZ

Optik: f=1410 mm f/6,0

Nachführung: keine

Gesamtbelichtungszeit: 26 min (Einzelbilder: 10 Sekunden)

Kamera: Watec WAT 120-N

 

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