vdB 140 im Kepheus

Diese Aufnahme des Reflexionsnebels vdB 140 um den Be Stern HD203025 bzw. SAO 33288 war eine schwere Geburt. Ich benötigte drei (feuchte) Nächte, um die Daten für die drei Farbkanäle zu gewinnen. Eine weitere Schwierigkeit war die Farbe des roten M-Sterns am linken Bildrand (des Gesamtbilds. Er ist sehr hell und zeigt daher einen Halo, der wohl von Reflexionen am Deckglas der CCD-Kamera herrührt. Die Gegend befindet sich westlich des bekannten Emissionsnebels IC 1396. Das Bildfeld wurde so gewählt, damit der kleine Refraktor Teile des nordwestlich gelegenenen Emissionsnebels Sh2-129 mit dem Nebel Outters 4 im Blick hatte.

Ein Be Stern ist ein Stern der Spektralklasse B (in diesem Fall B2IIIe), der mehrere Sonnenmassen schwer ist und in seinem Spektrum nicht nur Absorptionslinien, sondern auch Emissionslinien zeigt und im Infraroten ungewöhnlich hell ist. Das angehängte e beim Spektraltyp steht für eben diese exzessive Infrarotstrahlung. Diese Sterne sind sehr jung, jünger als 10 Millionen Jahre, und haben die Hauptreihe im Hertzsprung-Russell-Diagramm noch nicht erreicht, d.h. die Temperatur in ihrem Innern reicht noch nicht für eine stabile Fusion von Wasserstoff zu Helium aus. Die Sterne sind noch von einer Akkretionsscheibe umgeben, aus der Materie auf sie herabregnen und in der sich ein Planetensystem bilden kann. Die Scheibe ist recht warm, weshalb sie im Infraroten stark strahlt und dabei mehr infrarote Strahlung abgibt, als bei der Temperatur des Sterns zu erwarten ist. Dieser Zustand dauert maximal drei Millionen Jahre, danach ist die Scheibe durch die UV-Strahlung zerstört. Die Zeit reicht aber für die Bildung von Planeten aus. Die Emissionslinien rühren von ionisiertem Wasserstoff der Balmerserie.

Der Refexionsnebel vdB 140 ist zweigeteilt. Ein hellerer etwas unregelmäßig geformter Teil umgibt den Stern HD 203025, ein schwächerer Nebelteil befindet sich nördlich davon und durch eine Dunkelwolke oder eine Lücke im Staub getrennt. Reflexionsnebel sind fast immer mit Dunkelwolken assoziiert. Sie liefern den Stoff, aus dem sich neue Sterne bilden können und sie liefern den Staub, der das Licht der neuen heißen Sterne streut. Die Sternarmut östlich von HD203025 und die vielen geröteten Sterne sind also nicht ganz zufällig.

Datum: 18.11.20, 20.11.20, 22.11.20

Optik: f=750 mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: R=60 min, G=60 min, B=60 min (Einzelbilder: 300 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: RGB, Astronomik Typ 2c

 

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