CCD-Kamera Atik 490EX am kleinen Refraktor
Mit dem TEC 140 und seinen 750 mm Brennweite bei Verwendung des Riccardi Reducers habe ich ein Bildfeld von ca. 60' x 45' bei der Sensorgröße der Atik 460EX. Das ist eine recht gute Brennweite für Galaxien, Kugelsternhaufen, Planetarische Nebel und die meisten offenen Sternhaufen. Viele Emissionsnebel oder alte Supernovaüberreste sind aber wesentlich größer. Um diese Objekte komplett oder zumindest in großen Teilen ablichten zu können, reifte der Gedanke, mir einen kurzbrennweitigen und lichtstarken Refraktor zuzulegen. Die Wahl fiel auf den dreilinsigen apochromatischen Refraktor chinesischer Herkunft, der unter anderem als Eigenmarke von TS angeboten wurde. Der 3"-Auszug sollte den Riccardi-Reducer aufnehmen können, so dass ich den sowohl am großen als auch am kleine Refraktor anbringen konnte. In der Praxis habe ich den Reducer jedoch nie gewechselt, um nicht beim Hin- und Herwechseln jedesmal alles wieder neu justieren zu müssen. Außerdem kann bei solchen Operationen Staub ins Teleskop gelangen und zu unschönen Abschattungen im Bild führen. Deshalb wurde der 2,5" Reducer von TS beschafft, der die Brennweite um den Faktor 0,79X verkürzt, so dass sie nun 380 mm beträgt, und das Öffnungsverhältnis auf f/4,5 steigt. Der Sensor der Atik 490EX hat die gleiche Größe wie derjenige der Atik 460EX, so dass ich nun ein Bildfeld von ungefähr 2° x 1,5° habe. Allerdings zu Lasten der Auflösung. Die beträgt nur etwa 62% derjenigen des großen Refraktors mit der Atik 460EX.
Der 80mm Refraktor wird mit zwei Rohrschellen und einem Befestigungswinkel geliefert. Letzterer ist zur Befestigung auf Fotostativen gedacht. Für die Befestigung auf Prismenschienen muss er abgeschraubt und müssen die Rohrschellen verwendet werden. Ich habe den 90mm Refraktor und den 80mm Refraktor parallel auf eine Aluplatte montiert, die ich wiederum auf eine 3"-Prismenschiene für Parallelbefestigung von Losmandy montiert habe. Die Refraktoren habe ich hinten mit den Befestigungswinkeln festgeschraubt und objektivseitig in die Rohrschellen gesteckt. Der Tubus des 90mm Refraktors hat einen etwas kleineren Durchmesser als derjenige des 80mm Refraktors. Ein Korkstreifen gleicht den Unterschied aus. Die beiden kleinen Refraktoren sind annähernd parallel montiert, zeigen aber etwa 1° südlicher als der große Refraktor. Anfangs wollte ich die Differenz noch ausgleichen, habe es aber sein gelassen. Für die Nachführung spielt der kleine Winkelversatz keine Rolle, aber ich habe mit dem kleinen Refraktor nun ein fast komplett neues, aber angrenzendes Bildfeld, so dass ich mit dem großen und dem kleinen Refraktor nicht zweimal das gleiche Motiv, sondern zwei verschiedene Motive ablichten kann.
Der 80mm Refraktor ist mit einem temperaturkompensierten Motorfokussierer von Pegasus Astro ausgestattet. Der Motor kommt mit einem Universalbefestgungswinkel, Kupplungen für eine Vielzahl von Achsdurchmessern der am Markt auftretenden Achsen von Fokussierern, einem externen Temperatursensor und allen notwendigen Schrauben und Kabeln. Die Installation wird gut beschrieben und war kein Problem, wenngleich der Befestigungswinkel für meinen Fokussierer durch Feilen mechanisch nachbearbeitet werden musste. Die Software für das kleine Steuerprogramm muss von der Webseite der Firma heruntergeladen werden und ist sehr einfach zu bedienen. Auf Wunsch kann der Temperaturverlauf über die Zeit als Diagramm dargestellt werden. Die Ansteuerung erfolgt wahlweise über eine USB-Verbindung zum Computer oder einen optionalen Handregler. Einzige Aufgabe des Benutzers ist es, die Anzahl Motorschritte zu bestimmen, die der Fokussierer pro Grad Temperaturdifferenz nachregeln muss. Das ist auch bei dem Motorfokussierer von Optec für den TEC Okularauszug des TEC 140 notwendig. Der Optec Fokussierer hat den Temperatursensor im Motorgehäuse eingebaut, kann aber optional mit einem externen Sensor ausgestattet werden. Der eingebaute Sensor reicht aus. Aber man muss beachten, dass der Motor beim Fokussieren warm werden kann, insbesondere wenn man zu Beginn der Nacht den korrekten Fokus per Mausklick über das Steuerprogramm einstellt. Es empfiehlt sich, danach einige Minuten zu warten, bevor die automatische Temperaturkompensation aktiviert wird, damit der Motor zwischenzeitlich abkühlen kann und der Fokussierer nicht fälschlicherweise die sinkende Motortemperatur ausgleicht. Als besonderes Feature ist die Motoreinheit bei Optec nicht starr mit der Achse des Fokussiertriebs verbunden, sondern kann heran- oder weggeklappt werden, so dass auch ein manuelles Verstellen des Fokus' möglich ist. Das geht beim fest angeflanschten Motor des Fokussierers von Pegasus Astro nicht. Letztere Fokussierer ist auch größer, weil sämtliche Elektronik im Motorgehäuse untergebracht ist. Beim Optec Fokussierer ist die Steuerelektronik in einem separaten Kästchen enthalten, das dafür zwei Fokussierer ansteuern kann. Mit den Eigenheiten der beiden Fokussierer kann man (=ich) aber leben.
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Die Montierung G-11 war mit den drei Teleskopen annähernd an ihre Tragfähigkeitsgrenze gekommen. Eine komplett neue Montierung war eine Option, wenn auch keine sonderlich attraktive, da ich mich an die Gemini GoTo-Steuerung für die Losmandy-Montierungen gewöhnt hatte und gut damit zurecht kam. Da fand ich, dass Losmandy anbot, den Polblock samt Rektaszensionsachse der nächst schwereren Montierung mit der Deklinationsachse und der Schwalbenschwanzaufnahme der leichteren Montierung zu kombinieren. Dadurch stieg die Tragfähigkeit der Montierung an. Im Fall meiner G-11 habe ich den Polblock und die Rektaszensionsachse der Losmandy Titan mit der Deklinationsachse der G-11 kombiniert und die Tragfähigkeit der Montierung von 20 kg auf 30 kg erhöht. Zur Befestigung der beiden Teile kam noch ein Adapter hinzu. Der Fuss des Polblocks der Titan ist völlig anders konstruiert als bei der GM-8, G-9 und G11, die alle einen identischen Fuß haben. Auch der Durchmesser betrug nun 7" statt vorher 6". Ich musste also die Adaption des Montierungsfußes auf meiner Adapterplatte der Säule modifizieren. Der Montierungsfuß erwartete ein Rohr mit 7" Durchmesser wie bei dem Stativ von Losmandy für die Titan. Nach ein bisschen Suchen fand ich dann aber die ideale Lösung: Den Adapter für das große Meade-Feldstativ. Das ist im Prinzip ein Topf mit einer dicken Bodenplatte, in der bereits die nötigen Befestigungslöcher für das Meade Feldstativ gebohrt waren. Außerdem hatte der Adapter die nötigen Löcher zur Aufnahme der Titan und Haltewinkel für die Steuerung (z.B. die Gemini). Die Kopfplatte des Meade-Stativs war plan und somit auch der Topfboden. Damit konnte ich ihn direkt auf die vorhandene Montageplatte schrauben. Ich brauchte nur sechs Löcher in den Topfboden bohren und vier weitere Gewindelöcher in meine Montageplatte basteln. Insbesondere das Gewindeschneiden erwies sich als schwieriger als vermutet und ließ Bohrmaschine und Akkuschrauber schnell an ihre Leistungsgrenzen kommen. Aber mit gutem Werkzeug gelang es dann, die Gewinde manuell zu schneiden. Zwei vorhandene 3/8" Gewindelöcher konnte ich übernehmen. Durch den "Adaptertopf" erhöhte sich die Position der Teleskope. Durch die größere Polblock-Rektaszensionsachsen-Kombination und den Adapter zur Aufnahme der Deklinationsachse erhöhte sie sich nochmals. Als Folge musste eine neue Parkposition für das Teleskop gefunden werden, damit das Dach der Sternwarte noch schließen konnte. Das war aber kein Problem. Als Vorteil der etwa 25 cm höheren Position der Teleskope sprang dafür heraus, dass sie jetzt etwas besser über den Südgiebel der Sternwarte blicken können.
Losmandy bezeichnet die Kombination aus Unterbau der Titan und Deklinationsachse der G-11 als G11T. Allerdings ist der Unterbau der G11T nicht identisch mit dem der Titan! Ein wichtiger Unterschied ist die Position des Rektaszensionsmotors. Bei der Titan befindet er sich unterhalb der Rektaszenszionsachse, bei der G11T oberhalb. Dadurch reicht die Länge des Motorkabels für den Rektaszensionsantrieb nicht mehr aus, wenn man die Steuerung in der üblichen Position einbauen möchte. Als Notlösung habe ich die Steuereinheit kopfstehend eingebaut. Die Länge des Motorkabels zum Rektaszensionsmotor reicht jetzt so gerade aus, muss aber am Stecker stark geknickt werden. Bis jetzt funktioniert alles. Leider gibt Losmandy auf seiner Internetseite die notwendigen Parameter zur Ansteuerung der Motoren mit der Gemini-Steuerung nicht an. Da muss man sich auf der Webseite www.gemini-2.com schlau machen, auf die Losmandy ebenfalls für Hilfestellungen verweist. Die Untersetzung des Motors bis zum Schneckenrad der Titan ist doppelt so groß wie bei der der G-11. Für die gleiche Winkelgeschwindigkeit bei Schwenks muss der Motor also doppelt so schnell drehen, was sich durch eine entsprechend größere (und in stiller Nacht im Wohngebiet nervige) Geräuschkulisse des Stirnradgetriebes bemerkbar macht. Wie angenehm leise dreht doch der Deklinationsmotor! Natürlich kann man die Schwenkgeschwindigkeit auswählen und reduzieren, aber das Umschlagen der Montierung oder das Anfahren der Parkposition usw. sollte doch nicht eine (gefühlte) halbe Ewigkeit brauchen.
Alle Kabel zur Montierung und den Kameras, Fokussierern, Filterrädern, USB-Hubs etc. habe ich achsennah verlegt, so dass sie beim Schwenken nicht verhaken können und ihr Gewicht auch keine Zugkräfte auf Stecker oder die Deklinationsachse ausüben kann. Jedes der beiden kamerabestückten Teleskope hat sein eigenes USB-Kabel mit Verstärker, seinen eigenen USB-Hub und seine eigene 12V-Stromversorgung. Sollte etwas an einem Teleskop ausfallen, ist immer noch das andere voll einsatzfähig. Deshalb haben auch beide Teleskope ein über USB-Kabel ansteuerbares und mit Strom versorgtes Filterrad mit 7 bzw. 8 Filterplätzen bekommen, die mit LRGB-, Hα-, [OIII]- und IR-Passfiltern bestückt sind.
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1 Teleskoptubus vom 80mm TS Refraktor
2 3"-Okularauszug
3 2,5" Reducer (0,79X) von TS
4 Adapter vom M48 auf T2
5 Baader T2-Ringschwalbe
6 ZWO Optical USB-Filterrad "ESW" für 8 1,25" Filter
7 Atik 490EX monochrome, gekühlte CCD-Kamera mit 9 Megapixel
8 Pegasus Astro Motorfokussierer für den 80mm Refraktor
9 aktives USB-Verlängerungskabel
10 USB-Hub für Kamera, Filterrad und Motorfokussierer des 80mm Refraktors
11 Sucherfernrohr, um bei einer Neukalibrierung des Gemini GoTo-Systems helle Sterne leichter in das Gesichtsfeld der Kamera zu bringen
12 Optec Motorfokussierer für den TEC 140
13 Montageplatte für die Parallelmontage des 90mm Refraktors und des 80mm Refraktors
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