Am 29.12.2024 fand ein amerikanisches Supernovasuchprogramm die Supernova SN2024afyu in der Galaxie 2MFGC 13744 bei einer Helligkeit von 15,6 mag. Sie war eine Supernova vom Typ IIb, bei dem ein massereicher Stern einen Kernkollaps erleidet. Der Typ IIb ist ein Übergangstyp zwischen Supernovae des Typs II zu Supernovae der Typen Ib und Ic. Beim Typ II hat der Vorgängerstern noch seine Wasserstoffhülle, und bei der Explosion sind starke Wasserstofflinien im Spektrum zu finden. Bei den Typen Ib und Ic hat der Vorgängerstern in seiner Riesenphase seine Wasserstoffhülle (und beim Typ Ic auch seine Heliumhülle) durch einen starken Sternwind ins all geblasen. Im Spektrum der Explosion sind dann keine Wasserstofflinien (und beim Typ Ic auch keine Heliumlinien) nachweisbar. Beim Typ IIb findet man zunächst Wasserstofflinien, die aber nach kurzer zeit verschwinden. Das liegt daran, dass der Vorgängerstern noch Reste einer Wasserstoffhülle hatte, die anfangs zu Wasserstofflinien im Spektrum führen. Dieser Supernovatyp wurde erst in den 1990er Jahren als neuer Typ erkannt. Übrigens war auch Cas A eine Supernova vom Typ IIb, wie man am Spektrum des Lichtechos nachweisen konnte.
Es gibt eine fast lückenlose Lichtkurve von SN2024afyu. Danach hat sie sieben Wochen nach ihrer Entdeckung am 19.02.2025 ihre maximale Helligkeit von 14,4 mag erreicht und wurde dann ganz langsam schwächer. Mitte Juni 2025, vier Monate nach ihrem Helligkeitsmaximum war sie immer noch 16,4 mag hell. Als ich SN2024afyu am 01.05.2025 erwischte, hatte sie eine Helligkeit von 15,8 mag.
Die Galaxie 2MFGC 13744 befindet sich im Sternbild Schlangenträger und scheint durch das Sterngewimmel des Randbereichs der Milchstraße. Die Katalogbezeichnung finde ich ein wenig irritierend. Sie steht für 2MASS Flat Galaxy Catalog, also Katalog "flacher" Galaxien aus der 2MASS-Durchmusterung. Unter flachen Galaxien verstehen die Astronomen sehr langgestreckt und dünn erscheinende Spiralgalaxien in Kantenlage. Die 2MASS-Durchmusterung wurde im Nahinfraroten bei Wellenlängen um 2 µm durchgeführt und kann in Aladin angezeigt werden. Ich kann an der Position von 2MFGC 13744 beim besten Willen keine Galaxie in Kantenlage erkennen. Aladin zeigt die Galaxie sehr deutlich und gut aufgelöst in der Durchmusterung des DESI Legacy Projekts. Sie ist entweder eine Zwerggalaxie oder eine gestörte, mit einer kleineren Nachbarin interagierende Spiralgalaxie. Wir sehen der Galaxie von oben auf die Scheibe. In einer 2015 erschienenen Aktualisierung des Katalogs, die nach einer visuellen Überprüfung aller 18.020 Katalogeinträge erstellt wurde, erhielt 2MFGC 13744 den Vermerk: Keine Kantenlage. Dem kann ich mich vollumfänglich anschließen. An der Position, an der SN2024afyu aufgeleuchtet ist, sind massive Sternentstehungsgebiete erkennbar, und genau da erwartet man Kernkollapssupernovae.
Angaben über die Rotverschiebung dieser Galaxie kennen weder Simbad noch NED. Dafür kennt Simbad eine vom Astrometriesatelliten Gaia gemessene Parallaxe und Eigenbewegung (Proper Motion). Danach wäre das Objekt 8300 Lichtjahre von der Erde entfernt. Eine Parallaxen- und Eigenbewegungsmessung einer Galaxie ist jedoch wegen der riesigen Entfernung nicht möglich und die Messung offenbar ein Fehler. Gaia wird statt der Galaxie einen Stern in der Nähe gemessen haben. Und richtig: In Aladin kann man sich die Positionen der Objekte, deren Parallaxe Gaia vermessen hat, anzeigen lassen. Es sind eindeutig zwei Vordergrundsterne der Milchstraße. Aus dem Spektrum von SN2024afyu hat man die Rotverschiebung bestimmt: z=0,01. Nur zwei Nachkommastellen ist sehr ungenau. Wenn dieser Wert stimmen sollte, könnte die Galaxie unter Anwendung der Rundungsregel (d.h. auf die zweite Nachkommastelle gerundet) zwischen 67 und 187 Millionen Lichtjahre entfernt sein. Dafür ist die erreichte Maximalhelligkeit der Supernova von 14,4 mag relativ gering. Vorgelagerter Staub in ihrer Heimatgalaxie und eventuell auch der Milchstraße könnten allerdings ihr Licht gedämpft haben. Ich bin gespannt, ob wissenschaftliche Arbeiten zu SN2024afyu veröffentlicht werden.
Da die Galaxie einsam durch die Sterne der Milchstraße hindurchscheint, zeige ich nur diesen Ausschnitt.
Datum: 01.05.25, 03:13h MESZ
Optik: f=750mm f/5,4
Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6
Gesamtbelichtungszeit: 42 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)
Kamera: Atik 460EX
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