NGC 4840 - NGC 4923 (Galaxienhaufen Abell 1656) mit SN2024ana in NGC 4850 und PK 049+88.1 (H 4-1) im Haar der Berenike

Die Supernova SN2022ana gab mir Gelegenheit, den Galaxienhaufen Abell 1656 (auch Coma-Galaxienhaufen genannt) erneut zu besuchen. In der westlich vom Haufenzentrum gelegenen und etwas vom Gewimmel abseits stehenden Galaxie NGC 4850 entdeckte ein amerikanisches Supernovasuchprogremm am 18.01.2024 eine Supernova, die drei Tage später ihre maximale Helligkeit von 16,3 mag erreichte. SN2024ana war vom Typ Ia, bei dem ein Weißer Zwerg in einem engen Doppelsternsystem explodiert, nachdem er von seinem zum Roten Riesen aufgeblähten Partnerstern solange Masse abgezogen hat, bis er die 1,4-fache Sonnenmasse erreichte. Dann wird der Weiße Zwerg schlagartig instabil und es zündet eine thermonukleare Reaktion, die wie eine Flammenwand nach außen rast und die gesamte Masse des Sterns in Energie umwandelt.

Ich musste bis Anfang März warten, bis mir das Wetter Gelegenheit bot, NGC 4850 mit SN2024ana abzulichten. Da war die Helligkeit der Supernova schon wieder auf 19 mag abgesunken, aber sie war dennoch klar neben ihrer Heimatgalaxie erkennbar.

Beim Klick ins Bild oder hier erscheint das gesamte Bildfeld, das gegenüber dem von 2016 nur gering nach Norden verschoben ist. Deswegen verweise ich zur Identifikation der Galaxien auf die untenstehende Aufnahme aus 2016.

Datum: 08.03.24, 01:50h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 60 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

klick mich / click me

Der Coma Galaxienhaufen Abell 1656 mit seiner hohen Galaxienkonzentration lohnt immer eine Aufnahme. Aber einen Tag nach Vollmond? Und ohne Filter? Dazu bedarf es eines sehr klaren Himmels und eines besonderen Anlasses! Der Himmel war zwischen den durchziehenden Wolken durchaus klar. Und der Anlass war eine Supernova in der Galaxie LEDA 44596 etwas unterhalb der Bildmitte.

Die Supernova 2016acx wurde am 06.02.2016 von einem amerikanischen Supernovasuchprogramm entdeckt. Sie war vom Typ Ia, bei dem ein Weißer Zwerg in einem engen Doppelsternsystem explodiert und vollständig vergeht, nachdem er von seinem Partnerstern soviel Masse abgezogen hatte, dass er das 1,4-fache der Sonnenmasse erreichte, instabil wurde und schlagartig explodierte. Die Supernova erreichte eine Woche später mit 17,4 mag ihre größte Helligkeit. Sie explodierte etwas nordöstlich des Kerns der Galaxie LEDA 44596. Auf meiner Aufnahme, die fast drei Monate nach ihrer Entdeckung entstand, ist die Supernova nicht mehr eindeutig auszumachen. Zwar ist an der betreffenden Stelle eine leichte Aufhellung auszumachen, aber ob es sich dabei um die schon erheblich in der Helligkeit abgesunkene Supernova SN2016acx handelt, wage ich nicht zu behaupten.

In der Aufnahme findet sich der Kleinplanet (17283) Ustinov unterhalb der großen Elliptischen Galaxie NGC 4889. Der Kleinplanet war zum Zeitpunkt meiner Aufnahme 17,4 mag hell. Er ist benannt nach dem britischen Schauspieler Sir Peter Ustinov. (17283) Ustinov wurde am 24.06.2000 von J. Broughton als 2000MB1 entdeckt. Eigentlich muss man sagen wiederentdeckt, denn der Kleinplanet ist zuvor schon als 1997WW22 und 1999YK5 entdeckt worden, aber es konnten in beiden Fällen keine Folgebeobachtungen durchgeführt werden, die zu einer Bahnfestlegung geführt hätten. Erst bei 2000MB1 gelang dies, und dann war auch die Identität von 2000MB1 mit 1999YK5 und 1997WW22 gesichert.

Auch ein Planetarischer Nebel befindet sich auf der Aufnahme: PK 049+88.1, der nach seinem Entdecker Haro auch mit H 4-1 bezeichnet wird. Dieser Planetarische Nebel ist sehr jung, hat nur einen Durchmesser von 3 Bogensekunden und erscheint deshalb als 15 mag helles Sternchen. PK 049+88.1 befindet sich auf der Aufnahme in Bildmitte in der Nähe des unteren Rands.

Im Vergleich zur Aufnahme aus 2010 wurde ein größeres Bildfeld erfasst bei gleicher Detaillierung (Die obige Aufnahme ist auf die halbe Auflösung verkleinert.) und Tiefe. Es ist bemerkenswert, dass dies trotz des Vollmonds am Himmel gelang. Der Mond stand im Sternbild Waage tief am Himmel und etwa 60° von Abell 1656 entfernt.

Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Bezeichnungen der hellsten Galaxien. Das Bild ist in voller Größe beim Klick aufs Bild oder hier zu finden.

Datum: 23.04.16, 23:19h MESZ

Optik: f=750 mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N am 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 54 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 



Links ist die Galaxie LEDA 44596 auf die doppelte Größe vergrößert und die Position von SN 2016acx eingezeichnet worden. Dass die Aufhellung nordöstlich des Kerns mit der Position der Supernova zusammen fällt, mag Zufall sein. Aber ein Stern ist dort nicht eindeutig erkennbar. Von daher kann ich den Nachweis der Supernova nicht als positiv bestätigen.

Nachtrag aus 2024: Mit der neuen Aufnahme aus 2024 stand eine Aufnahme ohne Supernova SN2016acx zur Verfügung. Bei der Subtraktion der Aufnahme aus 2024 von der Aufnahme aus 2016 müsste die Supernova als weißer Stern übrig bleiben, wenn sie auf der Aufnahme aus 2016 noch abgebildet ist. Die Subtraktion beider Aufnahmen ergab jedoch eine neutral graue Fläche, was bedeutet, dass die Helligkeitsverteilung von LEDA 44596 auf beiden Aufnahmen identisch ist. Die beobachtete Aufhellung ist also auf beiden Aufnahmen vorhanden und ganz eindeutig nicht auf SN2016acx zurückzuführen.

Abell 1656 wird auch der Coma Galaxienhaufen genannt. Auf diesem Bild ist nur der zentrale Teil um die Elliptischen Galaxien NGC 4874 (rechts) und NGC 4884 (Bildmitte) zu sehen. Trotzdem ballen sich in diesem Ausschnitt bereits 28 Galaxien aus den NGC- und IC-Katalogen. Die hohe Zahl der Galaxien aus diesen beiden Katalogen ist nicht nur der Helligkeit der Galaxien zu verdanken, sondern vor allem auch ein Auswahleffekt. Die Galaxien der NGC- und IC-Kataloge wurden fast alle visuell entdeckt. Besonders interessante Gebiete, wie eben dieser Galaxienhaufen, wurden von den Beobachtern genauer untersucht. Es lag daher nahe, daß die Positionen der vielen sichtbaren Galaxien genau verzeichnet wurden, um sie eindeutig in dem Gewimmel unterscheiden zu können.

Da den Beobachtern der früheren Jahrhunderte keine Fotografien oder genaue Teilkreise zur Verfügung standen, mußten sie das Aussehen der Objekte und ihre Position relativ zu anderen Objekten oder nahen Sternen beschreiben. Dabei kam es gelegentlich vor, daß Objekte mehrfach entdeckt und katalogisiert wurden, ohne daß zunächst auffiel, daß es sich um die identischen Objekte handelte. Die Galaxie NGC 4884 in der Bildmitte erhielt auf diese Weise auch eine zweite Katalognummer, nämlich NGC 4889. Aber selbst als den Astronomen schon parallaktische Montierungen mit Teilkreisen zur Verfügung standen, traten gelegentlich Ablesefehler und Schreibfehler auf, so daß die Identität einiger verlorener oder "nicht-existenter" Objekte erst in mühsamer Recherchearbeit geklärt werden konnte. Hier hat sich insbesondere Wolfgang Steinicke verdient gemacht.

Im ganzen Bild wimmelt es von weiteren Galaxien, die zum Haufen gehören. Insgesamt dürften sich mehr als 100 katalogisierte Galaxien auf dem Bild befinden. Ich habe nur die Galaxien aus den NGC- und IC-Katalogen markiert, da sonst der freie Platz zwischen den Galaxien für die Beschriftung nicht ausgereicht hätte. Abell 1656 befindet sich in etwa 300 Millionen Lichtjahren Entfernung.

Datum: 17.04.10, 01:10h MESZ

Optik: f=1180 mm f/5,0

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an C5 f/10

Gesamtbelichtungszeit: 63 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 314L

 

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