PK 053+03.1 (Abell 59), Berkeley 44 und Dobashi 1930 im Pfeil

Diese Aufnahme fand ich ein Jahr später beim Aufräumen meiner Festplatte wieder. Sie war damals auch nur Beifang, als ich mit dem großen Refraktor auf den etwa 1 Grad südlicher stehenden Kugelsternhaufen Palomar 10 zielte. Mit dem kleinen Refraktor hatte ich ein Bildfeld, in dem mindestens drei interessante Objekte lagen. Allerdings fing die Montierung an zu pendeln, so dass die Sterne auf der Aufnahme des großen Refraktors länglich in Rektaszension wurden und ich die Aufnahme nach 36 Minuten abbrach. Insofern ist das Bild nur als Test zu verstehen, der zeigen soll, was bei längerer Belichtungszeit vielleicht sichtbar werden könnte. Durch den kleineren Bildmaßstab des kleinen Refraktors fallen die leicht länglichen Sterne nicht so stark auf.

Im oberen linken Bildquadranten befindet sich der Planetarische Nebel Abell 59 bzw. PK 053+03.1, der vornehmlich rot leuchtet. Die Strahlung kommt aber nicht nur vom ionisierten Wasserstoff, sondern vor allem vom ionisierten Stickstoff [NII], dessen Intensität mehrals doppelt so hoch ist wie die des Wasserstoffs. Die Linien beider Elemente liegen so dicht beieinander, dass sie von handelsüblichen Hα-Filtern mit 6-7 nm Halbwertsbreite noch mühelos durchgelassen werden. Die Strahlung beider Linien und damit die Verteilung dieser beiden Elemente kann ich also nicht auflösen. Der Nebel hat eine etwas ungewöhnliche Erscheinung. Zum einen erscheint er nicht ganz rund, was aber daran liegen kann, dass seine expandierenden Gasmassen Richtung Norden auf dichtere Materie stoßen, an deren Grenze es zu einer hell leuchtenden Stoßfront kommt. Nach Süden können sich die Gase von Abell 59 wohl ungehindert ausdehnen und haben sich dort wohl schon bis zu Unsichtbarkeit verdünnt.

Das zweite Objekt ist der offene Sternhaufen Berkeley 44, der sich westlich von Abell 59 befindet. Er ist relativ unscheinbar und hebt sich nicht sehr stark vom Milchstraßenhintergrund ab, zumal die Sterne nicht sonderlich hell sind und ihr Licht auch noch durch den Hα-Filter stark gedämpft wird. Nach einer Arbeit von G. Carraro et al. (2006) ist Berkeley 44 in 5800 Lichtjahre von uns entfernt. Zufälligerweise ist das auch ungefähr die gleiche Entfernung wie von Abell 59. Berkeley 44 ist ein relativ alter Haufen, dessen Entstehung etwa 1,2 Milliarden Jahre zurückliegen soll. Nach derzeitigem Wissensstand überleben die meisten offenen Haufen nur etwa 200 Millionen Jahre, bevor sie sich bis zur Unkenntlichkeit zerstreut haben. Berkeley muss, so die gängige Vorstellung, sehr masse- und sternreich gewesen sein. Vorgelagerter Staub wird das Licht etlicher schwächerer Sterne schlucken.

Südwestlich von Abell 59 fällt eine ziemliche Sternarmut auf. Die ist einer ziemlich dichten Dunkelwolke geschuldet, die der Japaner Dobashi in seinem Katalog der Dunkelnebel unter der Nummer 1930 gelistet hat. Selbst die Himmelsdurchmusterung 2MASS bei einer Wellenlänge von etwa 2 µm kann die dichtesten Bereiche nicht durchdringen, obwohl Staubwolken bei Wellenlängen um die 2 µm schon transparent werden und viele dahinterliegende Sterne oder in solchen Wolken neugeborene Sterne sichtbar werden.

Ich zeige hier nur einen Ausschnitt des Gesamtbilds mit den interessantesten Objekten. Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheint die Beschriftung der im Text angesprochenen Objekte.

Datum: 05.09.21, 22:20h MESZ

Optik: f=380 mm f/4,8

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 36 min (Einzelbilder: 240 Sekunden)

Kamera: Atik 490EX

Filter: 6 nm Hα von Astronomik

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