NGC 4922, IC 842, IC 843, IC 3930, IC 3931, IC 4032, IC 4088 und PGC 1846725 mit SN2024iss im Haar der Berenike

Dieses Feld wird vom Zentrum des Coma Galaxienhaufens durch eine etwa ein halbes Grad (=Vollmonddurchmesser) große Lücke getrennt. Das Zentrum des Galaxienhaufens befindet sich südlich dieses Bildfelds, das ein Stück des nördlichen Teils des Coma Galaxienhaufens zeigt. Von daher sind viele helle Galaxien und mit NGC 4922 sogar ein System aus verschmelzenden Galaxien abgebildet.

Anlass für diese Aufnahme war jedoch eine extrem helle Supernova in einer winzigen Galaxie. Am 12.05.2024 entdeckte ein amerikanisches Supernovasuchprogramm die Supernova SN2024iss in der Galaxie PGC 1486725 bei einer Helligkeit von 14,6 mag. Das ist recht ungewöhnlich, weil diese Suchprogramme die meisten Supernovae schon bei 5 mag geringeren Helligkeiten finden. PGC 1846725 ist eine in Ost-West-Richtung gestreckte Zwerggalaxie, die eine Ausdehnung von nur 17 Bogensekunden hat. In ihrem westlichen Ende leuchtete die Supernova vom Typ II auf und überstrahlte die Heimatgalaxie so vollständig, dass von ihr kaum etwas zu sehen ist. Man muss schon sehr genau hinsehen, um links von der Supernova noch ein kleines Stück der Galaxie zu erkennen. Supernovae vom Typ II sind Kernkollapssupernovae, bei denen der Kern eines massereichen Sterns zu einem Neutronenstern kollabiert, nachdem er nicht mehr in der Lage ist, schwerere Elemente als Eisen zu fusionieren und somit Energie zu generieren. Durch die fehlende Fusion kann der Kern keinen Strahlungsdruck mehr erzeugen, die dem Druck der Sternhülle, die der Gravitationskraft folgend zum Kern stürzen möchte, entgegenwirken kann. Die inneren Teile der Hülle stürzen augenblicklich zum Kern, prallen von ihm ab, und eine gewaltige Stoßwelle rast nach außen und schleudert die Sternhülle explosionsartig ins Weltall.

Drei Tage nach ihrer Entdeckung hatte SN2024iss mit 13,3 mag ihre maximale Helligkeit erreicht. Ich konnte sie an diesem Tag und somit bei maximaler Helligkeit ablichten. SN2024iss behielt ihre Helligkeit mindestens bis Mitte Juni 2024 bei. Die große Helligkeit dieser Kernkollapssupernova ist der Nähe von PGC 1846725 zu verdanken, von der uns nur etwa 56 Millionen Lichtjahre trennen. Sie gehört damit nicht zum mehr als 300 Millionen Lichtjahre entfernten Coma Galaxienhaufen, sondern zum Virgo Galaxienhaufen, zu dem auch die Lokale Gruppe mit M 31 und der Milchstraße gehört.

Wegen des vom Vollmond erhellten Himmels, der großen Helligkeit von SN2024iss und der geringen Größe der Heimatgalaxie hatte ich die Einzelbilder nur 60 Sekunden statt meiner sonst üblichen 180 Sekunden belichtet. Ich wollte damit die Größe der Sternabbildung gering halten, so dass noch etwas von der Galaxie hinter dem Sternscheibchen hervorlugen konnte. Das ist nicht so gut gelungen, wie ich es erhofft hatte. Dafür lohnt es sich, das volle Bildfeld anzusehen, das neben einigen weit entfernten Galaxienhaufen auch NGC 4922 zeigt. NGC 4922 besteht aus zwei miteinander verschmelzenden Galaxien, deren Komponenten manchmal die Zusätze N und S für Nord und Süd, manchmal aber auch die Zusätze A und B bekommen, wobei A der südlichen Komponente entspricht.

Beim Klick ins Bild oder hier erscheint das gesamte Bildfeld mit Beschriftung der hellen Galaxien.

Datum: 15.05.24, 23:49h MESZ

Optik: f=750 mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90 mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 40 min (Einzelbilder: 60 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Zurück