IC 5146, Sh2-125 (LBN 424, Kokonnebel), vdB 147 und B 168 im Schwan

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Nach der IR-angereicherten Aufnahme aus 2013 wollte ich eine reguläre Farbaufnahme dieses schönen Objekts machen. Es ist der junge offene Sternhaufen IC 5146, der am östlichen Ende der schlauchartigen Dunkelwolke B 168 im Emissionsnebel Sh2-125 bzw. LBN 424 geboren wurde und diesen zum Leuchten anregt. Das Licht des heißen, den Nebel anregenden Sterns im Nebelzentrum wird außerdem vom feinen Staub gestreut, so dass viele bläuliche Reflexionsnebelanteile sichtbar sind. Westlich von LBN 424 ist mit vdB 147 ein weiterer Reflexionsnebel sichtbar. Minkowski hat den Nebel mit dem hellen Stern darin für einen potentiellen Planetarischen Nebel gehalten und als Nummer 70 in seinem zweiten Katalog von Planetarischen Nebeln gelistet (Min 2-70). Der Sternhaufen ist auch als Collinder 470 katalogisiert. Collinder hat etliche echte offene Sternhaufen katalogisiert, darunter auch sehr weit verstreute wie den Comahaufen (Collinder 256), aber auch Sternfiguren wie den Kleiderbügelhaufen (Collinder 399), dessen Sterne in sehr verschiedenen Entfernungen stehen und keinen echten Haufen darstellen. Interessanterweise lokalisiert die astronomische Datenbank Simbad Sh2-125 nördlich des sichtbaren Nebels, wo allerdings keine Wasserstoffemission erkennbar ist. Hier beträgt die Abweichung nur wenige Winkelminuten. In einem anderen Fall hatte ich schon eine Abweichung von etwa einem Grad festgestellt.

Westlich der Galaxie PGC 167593 leuchtet ein kleiner knallblauer Stern (im Bild mit WZ gekennzeichnet). Das ist ein Weißer Zwerg mit der etwas kryptischen Bezeichnung 2MASS J21535190+4707119. Normalerweise sind Sterne im Infraroten deutlich heller als im Visuellen oder Ultravioletten. Selbst Weiße Zwerge haben im Roten und Infraroten eine etwas größere Helligkeit als im Ultravioletten und Blauen. Dieser Stern hat jedoch seine größte Helligkeit mit 18,25 mag im Grünen, ist im Ultravioletten mit 18,37 mag nur unwesentlich lichtschwächer, fällt dafür aber zum Roten und Infraroten mit 18,53 mag bzw. 19 mag deutlich ab. Zum Vergleich: Der anregende heiße Stern im Nebelzentrum hat das Spektrum B1V und die Helligkeiten 10,2 mag, 9,5 mag und 8,9 mag im Grünen, Roten und Infraroten. Dieser Stern wird mit zunehmender Wellenlänge heller. Das lässt beim Weißen Zwerg auf eine extrem hohe Temperatur schließen. Da er so schön sichtbar ist, mus er von uns aus gesehen vor der Dunkelwolke stehen.

Am linken Bildrand und in der rechten unteren Ecke sind einige Hintergrundgalaxien sichtbar. Sie sind durch den vorgelagerten Staub, auch wenn er nicht so dicht ist, dass er deutlich auffällt, deutlich gerötet. Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Bezeichnungen der hellsten Hintergrundgalaxien.

Datum: 07.11.20, 19:47h MEZ; 08.11.20, 20:29h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: R=75 min, G=85 min, B=90 min (Einzelbilder: 300 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: RGB Typ 2c von Astronomik

 

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Dies ist nicht nur farblich eine eher ungewöhnliche Ansicht von IC 5146. Dies ist auch mein erster Versuch, eine Falschfarbenaufnahme unter Verwendung eines Infrarotfilters, der Licht im Nahinfraroten durchläßt, zu erstellen. Ich habe mir dazu IC 5146 ausgesucht, weil dieser Nebel einen jungen Sternhaufen am Ende einer Dunkelwolke birgt. Und da könnten im Staub noch mehr junge Sterne enthalten sein, die sich durch Wärmestrahlung im Nahinfraroten verraten. Der verwendete Filter läßt Licht ab etwa 800nm Wellenlänge aufwärts durch. Dort ist meine Kamera zwar nicht mehr so empfindlich wie im sichtbaren Spektrum, aber sie hat noch eine merkliche Empfindlichkeit, die ich mit der höheren Belichtungszeit pro Bild ausgeglichen habe. Ab 1000nm = 1µm Wellenlänge ist die Empfindlichkeit meiner Kamera nur noch marginal, so daß Aufnahmen bei 2-3µm Wellenlänge, die den Staub durchdringen können, nicht möglich sind.

Ich habe eine Aufnahme im Blauen (mittlere Wellenlänge 430nm), eine Aufnahme im Roten (mittlere Wellenlänge 630nm) und eine Aufnahme im Nahinfraroten (mittlere Wellenlänge ca. 830nm) miteinander kombiniert, wobei die einzelnen Aufnahmen so auf die Farbkanäle verteilt wurden, daß die langwelligste in den Rotkanal und die kurzwelligste in den Blaukanal kam. Damit habe ich statt eines R-G-B ein IR-R-B Bild erstellt. Alles, das im Bild intensiv rot leuchtet, ist in Wirklichkeit infrarot und der eigentlich rote Wasserstoffemissionsnebel wird grün dargestellt.

In der Tat findet man auf dem Bild einige rote Sterne. Ich hätte mehr davon im Dunkelnebel erwartet, wo sie aber eher sparsam verteilt sind. Vergleiche mit "normalen" Farbbildern zeigen, daß die bei mir im Infraroten leuchtkräftigen Sterne dort bereits als tiefrote Sterne sichtbar sind. Es sind somit keine "Neuentdeckungen" möglich gewesen, aber mehr Informationen über die Temperaturen dieser Sterne dargestellt worden. Der blaue Nebel rechts von IC 5146 ist der Reflexionsnebel vdB 147 um den Variablen V1578 Cyg.

Es ist erstaunlich, daß praktisch mitten in der Milchstraße und in unmittelbarer Nachbarschaft von Dunkelnebeln Galaxien zwischen den Sternen hindurchscheinen. Und doch ist es so am linken Bildrand. Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Bezeichnungen der hellsten Hintergrundgalaxien.

Datum: 27.09.13, 21:03h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: IR=90 min (Einzelbilder: 600 Sekunden), R=24 min, B=30 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: IR = ProPlanet 807 IR von Astronomik, RB = Typ 2c von Astronomik

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