LEDA 24643 mit SN2023bvh im Krebs

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Das Aufleuchten der Supernova SN2023bvh veranlasste mich, dieses Bildfeld aufzunehmen. Die Supernova wurde von einem amerikanischen Supernovasuchprogramm am 18.02.2023 bei einer Helligkeit von 17,6 mag entdeckt. 10 Tage später konnte ich meine Aufnahme gewinnen und die Helligkeit von SN2023bvh mit Hilfe des SDSS zu 16,4 mag bestimmen, wobei ich die Helligkeiten der Vergleichssterne im r-Band des SDSS heranzog.

SN2023bvh war vom Typ II, bei dem ein massereicher Stern einen Kernkollaps erlitten hatte. Die Kernfusion im Inneren des Vorgängersterns kam zum Erliegen, weil Masse und Temperatur nicht ausreichten, um noch schwerere Elemente zu fusionieren. Der Kern stürzt unter seiner eigenen Schwerkraft zusammen, da der Strahlungsdruck der Kernfusion fehlt. Die Elektronen werden in die Protonen gepresst, die dadurch zu Neutronen werden. Außerdem werden große Mengen an Neutrinos produziert, die für die anschließende Supernovaexplosion sorgen. Zurück bleibt ein Neutronenstern oder, wenn die Masse reicht, ein stellares Schwarzes Loch.

LEDA 24643 ist auf Basis ihrer Rotverschiebung ca. 260 Millionen Lichtjahre, auf Basis der Methode nach Tully-Fisher aber nur etwa 160 Millionen Lichtjahre entfernt. Ob da die empirische Methode nach Tully-Fisher in diesem Fall zu niedrige Werte liefert, kann ich nicht beurteilen. Aber eine Beschleunigung von uns weg, die eine Entfernung von 100 Millionen Lichtjahren vorspiegelt, halte ich für unwahrscheinlich, da eine massivere Partnergalaxie, die mit ihrer Schwerkraft für den Geschwindigkeitsschub gesorgt haben könnte, gibt es nicht in der Nähe von LEDA 42643

Beim Klick ins Bild oder hier erscheint das gesamte Bildfeld mit Angabe der Katalognamen der hellsten Galaxien.

Datum: 28.02.23, 22:18h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 60 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

Beim Beschriften der Aufnahme stieß ich bei der Galaxie PGC 3733741 auf ein kleines Problem. Ich versuchte die genaue Position der Galaxie mit Hilfe der Aufnahmen des SDSS zu identifizieren, wurde aber dadurch irritiert, dass das Sternmuster in der Nähe von PGC 3733741 nicht mit dem auf meiner Aufnahme übereinstimmte. Nach kurzem Stutzen kam die Erleuchtung: Ein Stern hatte offenbar seine Position verändert. Das musste ein naher Stern mit hoher Eigenbewegung sein, ein sogenannter Schnellläufer. In der Tat war der Stern der astronomischen Datenbank Simbad als LAMOST J084001.17+272302.0 bekannt. Es ist ein roter Zwergstern mit einer jährlichen Eigenbewegung von 100 Millibogensekunden nach Westen und 443 Millibogenskunden nach Süden. Damit ist er ganz schön flott unterwegs.

Um die Bewegung des Sterns zu visualisieren, habe ich eine Aufnahme des POSS 1 vom 10.12.1953, eine Aufnahme des POSS 2 vom 22.03.1993 und meine Aufnahme zu einem Farbbild übereinandergelegt, wobei ich die einzelnen Aufnahmen dem Alter entsprechend dem Rot-, Grün- und Blaukanal zugeordnet habe. Den enormen Weg, den LAMOST J084001.17+272302.0 (im Bild mit 1 markiert) im Laufe der letzten 70 Jahre zurückgelegt hat, ist schön zu sehen. Und die Supernova SN2023bvh leuchtet natürlich blau, da sie ja ein Ereignis aus dem Jahr 2023 war.

Mir fielen in diesem kleinen Himmelsausschnitt aber noch vier weitere Sterne (im Bild mit 2 bis 5 markiert) auf, die ihre Position mehr oder weniger stark verändert hatten, so dass ihre Abbilder nicht genau übereinander zu liegen kamen. Keiner dieser Sterne ist der Datenbank Simbad als Stern mit hoher Eigenbewegung bekannt. Vielleicht wird sich das ja ändern, wenn erst einmal alle Daten des Astrometriesatelliten Gaia ausgewertet und in Datenbanken erfasst worden sind.

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