NGC 770, NGC 772 (Arp 78) und UGC 1445 im Widder

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Nach 16 Jahren habe ich die bemerkenswerte Galaxie NGC 772 erneut aufgenommen. Dank der besseren Gerätschaften, längeren Gesamtbelichtungszeit und verbesserten Fertigkeiten in der Bildbearbeitung ist sie tiefer und detaillierter als die aus 2005. Ich hätte mir noch ein bisschen mehr Detailschärfe gewünscht, aber vielleicht bekomme ich an meinem Standort wegen der nicht besonders guten Luftruhe kein besseres Ergebnis hin und muss damit zufrieden sein. Und mehr, viel mehr Belichtungszeit hätte der Aufnahme gut getan, um das Rauschen in den schwachen Außenbezirken der Galaxie zu reduzieren.

NGC 772 ist eine Spiralgalaxie in 100 Millionen Lichtjahren Entfernung. Ihr Durchmesser von 7,8 Bogenminuten inklusive des schwachen Halos entspricht in 100 Millionen Lichtjahren Entfernung ungefähr 225.000 Lichtjahre. Damit ist NGC 772 etwa doppelt so groß wie die Milchstraße. Bemerkenswert ist der etwas hellere Bogen im östlichen Teil des Halos. Dort findet vermutlich Sternentstehung als Folge der gravitativen Wechselwirkung mit NGC 770 statt. Es handelt sich wohl nicht um die Reste einer eingefangenen und im Schwerefeld von NGC 772 auseinandergezogenen Zwerggalaxie. NGC 770 selst zeigt auch Anzeichen der gravitativen Wechselwirkung. Sie hat im Süden einen Schweif, der deutlich ausgedehnter als sie selbst, aber sehr lichtschwach ist. Um diese schwachen Strukturen knapp über dem Rauschen sichtbar zu machen, musste die Aufnahme stark gestreckt werden.

Im Oktober 2003 waren mit SN2003hl und SN2003iq zwei Supernovae vom Typ II, bei dem ein massiver Stern einen Kernkollaps erleidet, gleichzeitig sichtbar. Leider fing ich erst ein Jahr später richtig mit der Deep Sky Fotografie mit CCD-Kameras (damals noch mit einer Videokamera, siehe die Aufnahme aus 2005) an und hatte beide Ereignisse verpasst.

Eine Kuriosität ist LEDA 7493, westlich von NGC 772. Die astronomischen Datenbanken Simbad und NED listen LEDA 7493 als Galaxie, geben aber keine Entfernung an. Das ist eigentlich noch nicht sonderlich ungewöhnlich und kommt bei schwächeren Galaxien häufig vor. LEDA 7493 erscheint mir aber sternförmig zu sein. Einen diffusen Rand um einen hellen Kern kann ich auf den Durchmusterungen der großen Observatorien nicht erkennen. Der SDSS sieht das offenbar genauso und klassifiziert LEDA 7493 als Stern. Die westliche Nachbargalaxie mit der Bezeichnung PGC 212884 ist dagegen von Größe und Helligkeit her eine typische Vertreterin des LEDA-Katalogs. Ich vermute, dass man sich bei den Koordinaten von LEDA 7493 vertan hat und in Wirklichkeit die Galaxie NGC 212884 meint.

Das Bildfeld ist mit der neuen Kamera deutlich größer als das der Videokamera in 2005, so dass auch ein etwas größeres Umfeld mit der doppelt so weit entfernten Scheibengalaxie UGC 1445 im kompletten Bildfeld zu sehen ist.

Wenn der Mauszeiger ins Bild bewegt wird, erscheint die Beschriftung der hellsten Galaxien.

Datum: 13.10.21, 00:44h MESZ

Optik: f=750 mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90 mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 84 min (Einzelbilder: 240 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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