NGC 969, NGC 971, NGC 973, NGC 974, NGC 978, IC1815 und UGC 2022 im Dreieck

Diese nette Gruppe von Galaxien habe ich im Sternbild Dreieck gefunden. Die helleren Galaxien sind allesamt Mitglieder der etwa 200 Millionen Lichtjahre entfernten Ansammlung von Galaxien. Innerhalb der Gruppe kommt es zu verschiedenen gravitativen Wechselwirkungen.

Am auffälligsten ist die Spiralgalaxie NGC 974 in der oberen Bildhälfte. Ihre Arme bilden zunächst einen hellen Ring um den Kern, woran sich zwei mächtige, weit ausladende Arme anschließen. Diese Arme sind nicht symmetrisch und recht lichtschwach. Zwei Aufhellungen, im Bild mit 1 und 2 bezeichnet, fallen auf. Insgesamt erscheint die Galaxie stark gestört. Ob das nur von der kleinen, südlich von NGC 974 gelegenen namenlosen Galaxie herrührt, ist mir nicht bekannt. Diese kleine Galaxie erlebt aber gerade eine Phase heftiger Sternentstehung und ist im Ultravioletten sehr hell. Sie wechselwirkt sicherlich mit NGC 974.

Aber auch NGC 969 könnte mit NGC 974 wechselwirken. Ihr gegenseitiger Abstand beträgt nur wenige Hundertausend Lichtjahre. Sie wird von den astronomischen Datenbanken Simbad und NED als Spiralgalaxie vom Typ S0 geführt, also als linsenförmige Galaxie mit großem Kern und keinen ausgeprägten Armen. Mir erscheint NGC 969 aber als eine Balkenspirale mit einem mächtigen Balken und eng gewundenen, schwach leuchtenden Armen, wenngleich ich bei einer "normalen" Balkengalaxie deutlicher ausgeprägte und hellere Arme erwarten würde. Dieses Defizit kann aber auch auf eine vorausgegangene Wechselwirkung mit NGC 974 zurückzuführen sein.

Nördlich von NGC 969 leuchtet die kleine Galaxie NGC 971. Ihr Typ ist nicht bestimmbar. Wahrscheinlich ist es auch nicht nur eine, sondern zwei Zwerggalaxien in gravitativer Wechselwirkung. Die zwei hellen Zentren deuten einen Verschmelzungsprozeß an.

NGC 978 könnte sich in gravitativer Wechselwirkung mit der kleinen Galaxie LEDA 9823 befinden. Zwar ist von den üblichen Folgen einer gravitativen Wechselwirkung noch nichts zu sehen, doch befinden sich die beiden Galaxien in einer sehr ähnlichen Entfernung, so daß eine gravitative Wechselwirkung wahrscheinlich ist oder in Zunkunft wird. NGC 978 ist eine Elliptische Galaxie, LEDA 9823 erscheint als eine Spiralgalaxie vom Typ S0, bei der wir seitlich auf die Scheibe sehen.

NGC 973 in der unteren Hälfte sieht auf den ersten Blick wie eine verkleinerte Ausgabe von NGC 891 aus. Die Perspektive täuscht. NGC 973 misst bei einer Winkelausdehnung von 3,3 Bogenminuten fast 200.000 Lichtjahre im Durchmesser und ist damit etwa doppelt so groß wie unsere Milchstraße! NGC 973 ist eine Seyfert-Galaxie vom Typ 2, bei der das aktive zentrale Schwarze Loch durch einen dichten Staubtorus verborgen ist. Wir schauen genau auf die Kante der Galaxienscheibe, die durch ein breites Staubband geteilt wird. Mitten im Staubband steht ein schwacher Stern, der aber zu unserer Milchstraße gehört und somit ein Vordergrundstern ist. Interessant erscheint IC 1815 südlich von NGC 973. Sie ist als linsenförmige Galaxie mit einem Balken, also als Typ SB0 klassifiziert. Der große Kern und der helle Balken sind deutlich erkennbar. Drumherum ist eine diffus leuchtende, aber deutlich begrenzte leicht ovale Scheibe ohne jegliche Details sichtbar. IC 1815 hat einen Durchmesser von etwa 75.000 Lichtjahren und ist etwas kleiner als die Milchstraße.

Am rechten Bildrand links neben der Galaxie UGC 2022 hat der Kleinplanet (49456) 1998YD28 seine Spur hinterlassen. Der 16,7 mag helle Körper bewegte sich während meiner Aufnahme unter einem Winkel von 45° von Nordosten nach Südwesten. Die kleine Lücke in der Spur entstand, weil ich nach kurzer Zeit die Aufnahme unterbrechen und neu fokussieren musste.

Es lohnt sich, das Bildfeld nach schwachen Hintergrundgalaxien abzusuchen. Viele haben eine Katalognummer, aber etliche sind namenlose Objekte. Besonders bemerkenswert finde ich die anonyme Galaxie nordöstlich von NGC 974, die zwar vom Satelliten GALEX als UV-Quelle bemerkt wurde, aber trotz ihrer Größe und Helligkeit in keinem Katalog verzeichnet ist. Und dabei kann man sogar auf meiner Aufnahme die Spiralarme schön erkennen. Auch PGC2023426 in der oberen rechten Ecke zeigt Details. Deutlich sind die Aufhellungen südöstlich und nordwestlich des Kern erkennbar. Das sind die Knoten, an denen bei einer Balkenspirale die Arme ansetzen.

Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Katalogbezeichnungen der helleren Galaxien.

Datum: 20.11.14, 22:45h MESZ

Optik: f=750 mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N am 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 87 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Der Stern BD+32 467 nördlich von NGC 971 ist ein Schnellläufer, der sich pro Jahr mit 0,38 Bogensekunden in östliche Richtung bewegt. Das erscheint wenig, macht aber in 60 Jahren, also genau der Zeitspanne zwischen der Aufnahme des POSS I und meiner Aufnahme, eine Distanz von fast 23 Bogensekunden bzw. 0,38 Bogenminuten aus. Diese ist deutlich erkennbar. Der Stern selbst ist vom Spektraltyp G0 und damit sonnenähnlich. Seine Helligkeit beträgt visuell 10,53 mag. Eine Entfernungsangabe konnte ich nirgends finden, doch könnte bei einer derart großen Bewegung am Himmel die Entfernung im Bereich um 10 Lichtjahre liegen.

Auch der rechte der beiden eng nebeneinander stehenden Sterne (1) südlich von NGC 969 hat oben einen roten und unten einen blauen Rand. Er bewegte sich in den letzten 60 Jahren also auch merklich, wenn auch bei Weitem nicht so schnell wie BD+32 467. Und der schwache Stern (2) links neben dem hellen Stern am rechten Rand hat ebenfalls oben einen roten und unten einen blauen Rand. Auch er bewegte sich um ein winziges Stück weiter.

 

Zurück