NGC 2742, NGC 2768, UGC 4808 und Galaxienhaufen Abell 742 im Großen Bären

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Bei dieser Aufnahme ging es mir vor allem um die kleine Spiralgalaxie NGC 2742 (rechts oben). Da NGC 2768 (links unten), eine Spiralgalaxie vom Typ S0, auch noch ins Bildfeld passte, sollte sie mit UGC 4808 (Mitte unten) auch aufs Bild kommen. Und dann entdeckte ich in der Mitte zwischen den beiden NGC-Galaxien auf den Aufnahmen des SDSS noch den Galaxienhaufen Abell 742. Damit war ich von der der Komposition her mehr als zufrieden. Doch es sollte noch besser kommen!

Bei der Auswertung fiel mir auf, dass es nicht ein, sondern zwei Galaxienhaufen gab, die sich teilweise überlagerten. Während Abell 742 nur rund 2 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt ist, war das Licht des etwas nördlicheren Haufen [SPD2011] 260 fast 4 Milliarden Jahre zu uns unterwegs. Die Bezeichnung [SPD2011] der astronomischen Datenbank Simbad leitet sich aus dem 2011 erschienen Katalog der Autoren Szabo, Pierparoli, Dong et al. ab. Details kann ich bei solch weit entfernten Galaxien nicht mehr auflösen, aber immerhin habe ich die hellsten Galaxien ablichten können, obwohl sie nur Helligkeiten von 20 - 21 mag aufweisen. Die weiteren Haufenmitglieder sind noch lichtschwächer. Auch die Mitglieder von Abell 742 sind nicht viel heller und erreichen maximal 19 mag.

In der linken oberen Bildecke leuchten die schöne Balkenspirale LEDA 25123 und die Galaxie in Kantenstellung UGC 4679.

NGC 2742 leuchtet aus einer Entfernung von etwa 60 Millionen Lichtjahren. Aus der gleichen Entfernung erreicht uns auch das Licht von NGC 2768 und UGC 4808. Während UGC 4808 offensichtlich eine elliptische Zwerggalaxie ist, kann man in NGC 2742 schön die durch Sternentstehungsgebiete und helle offene Haufen markierten Spiralarme erkennen. Die Galaxie ist nur halb so groß wie unsere Milchstraße und damit eine mit M 33 vergleichbare Größe (und Struktur). NGC 2768 ist sogar noch etwa größer als M 31 und damit die massereichste Galaxie der lokalen Gruppe. Allerdings zeigt sie, typisch für S0- und Elliptische Galaxien, keine Strukturen wie Spiralarme.

Ob auch die beiden wechselwirkenden Galaxien LEDA 25980 und LEDA 25982 am linken Bildrand zur Gruppe um NGC 2768 gehören, weiß ich nicht. Eine Rotverschiebung ist nur von LEDA 25982 bekannt, und die lässt die Galaxien in einer etwas geringeren Entfernung als NGC 2768 erscheinen. Es handelt sich bei ihnen aber um eine Verschmelzung von zwei Zwerggalaxien.

Und dann fiel mir bei der Bildbearbeitung noch ein diffuser Fleck südöstlich von NGC 2768 auf. Auch die Aufnahme des SDSS zeigte den Fleck. Er war also real und stellt eine lichtschwache Zwerggalaxie dar. Solche Zwerggalaxien findet man oft als Begleiter von großen Spiralgalaxien. Auch die Milchstraße hat etliche davon wie zum Beispiel UGC 5373(Sextans B) oder UGC 5470 (Leo I). Trotz intensiver Recherche ist es mir nicht gelungen, mehr Informationen über diesen Zwerg herauszufinden. Weder eine Katalogbezeichnung noch Entfernungsangaben sind bekannt. Selbst der SDSS, der ansonsten fast jede Lichtquelle am Himmel bis jenseits der 21 mag erfasst und benannt hat, kennt diese Galaxie nicht. Aufgrund der Lage ist aber davon auszugehen, dass es sich um einen Begleiter von NGC 2768 handelt. Auch der Durchmesser von etwa 7000 Lichtjahren, der aus der scheinbaren Größe und der Entfernung von NGC 2768 errechnet werden kann, passt zur Annahme einer Zwerggalaxie im Gravitationsfeld von NGC 2768.

Datum: 07.02.16, 00:19h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 78 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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