NGC 3287 mit SN2013ge und UGC 5755 im Löwen

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NGC 3287 ist eine oft übersehene Galaxie, da sie recht einsam im großen Sternbild Löwe liegt, das ja sehr viele attraktivere Galaxien beherbergt. Dennoch liegt nur knapp links außerhalb des vollen Bildfelds die Spiralgalaxie NGC 3301. Das hätte ich besser vor der Aufnahme nachgesehen, dann hätte ich den Bildausschnitt so gelegt, daß sie ebenfalls aufs Bild gekommen wäre.

NGC 3287 ist eine Irreguläre Galaxie von etwa der Größe von M 33 in immerhin gut 70 Millionen Lichtjahren Entfernung und zeigt eine hohe Sternbildungsrate. Dabei entstehen immer wieder Sternhaufen mit massiven Sternen, die nach einem kurzen Leben einen Kernkollaps erleiden und als Supernova aufleuchten. Das passierte auch der Supernova SN2013ge, die am 08.11.2013 vom japanischen Amateurastronomen Koichi Itagaki, der ein sehr erfolgreiches privates Supernovasuchprogramm betreibt, entdeckt. SN2013ge wurde als Supernova vom Typ Ic klassifiziert, d.h. der sehr massive Vorgängerstern durchlief eine Phase als Wolf-Rayet-Stern, in der er seine äußere Hülle mit Wasserstoff und Helium in einem sehr starken Sternwind wegblies, bevor er als Supernova explodierte. Zurück blieb ein Neutronenstern oder, bei genügender Masse, ein stellares Schwarzes Loch. Drei Wochen nach ihrer Entdeckung erreichte SN2013ge Ende November 2013 ihre maximale Helligkeit von 14,8mag. Ein gutes Vierteljahr später schätzte ich ihre Helligkeit auf meiner Aufnahme auf nur noch 17,0mag.

Nachtrag aus dem Jahr 2022: Im Heft 11/2022 der Zeitschrift "Sterne und Weltraum" (SuW) erschien eine kleine Notiz, die Bezug auf SN2013ge nahm. Es wurde berichtet, dass die Supernova in einem Doppelsternsystem explodiert sein müsse und der Partnerstern überlebt habe, weil man sein Licht noch detektieren könne. Der wissenschaftliche Artikel von Ori Fox et al. ist hier zu finden. Die Astronomen um Ori Fox hatten mit dem Hubble Space Telescope die Stelle, an der SN2013ge explodiert war, in den Jahren 2016 bis 2020 viermal in verschiedenen Wellenlängen von UV bis Nahinfrarot fotografiert und stellten immer noch Strahlung einer Punktquelle fest. Die radioaktive Wolke der Explosion hätte längst zu leuchtschwach geworden sein müssen. Die Autoren bieten drei Erklärungen an. Nur eine davon ist das Szenario mit dem überlebenden Doppelsternpartner, der selbst ein Riesenstern ist. Eine weitere Erklärung zieht die Interaktion der Explosionswelle mit dem Gas in der Nachbarschaft der Supernova in Betracht, wobei in diesem Fall die Strahlung des durch Stöße aufgeheizten Gases zu sehen wäre. Das sei zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Die dritte Erklärung ist sehr profan: Die beobachtete Strahlung stammt von einem einzelnen Stern in NGC 3287 oder einem Sternhaufen exakt in der Sichtlinie. Das lässt sich durch die bisher durchgeführten Messungen noch nicht entscheiden, doch die Autoren tendieren eher zur These des überlebenden Doppelsternpartners. Auf jeden Fall halten sie weitere Beobachtungen für zwingend erforderlich, um den Fall zu klären. Auch wenn die Autoren argumentieren, dass die alternativen Erklärungen zur Doppelsternhypothese weniger wahrscheinlich seien, halte ich die Notiz in SuW zum jetzigen Zeitpunkt (d.h. 2022) für gewagt, weil sie die alternativen Erklärungen verschweigt und nur die Doppelsternhypothese ausführlich darstellt.

Wie so oft, wenn man das Sternbild Löwe fotografiert, schmuggeln sich einige Kleinplaneten ins Bild. In diesem Fall ist es der 17,6mag helle Kleinplanet (19725) 1999WT4 in der unteren Bildhälfte. In der oberen linken Bildecke leuchtet die leuchtschwache Galaxie UGC 5755 in Kantenstellung.

Wenn der Mauszeiger ins Bild bewegt wird, werden die Katalogbezeichnungen der helleren Galaxien und die beiden Kleinplaneten angezeigt.

Datum: 03.03.14, 00:26h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 51 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

 

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