NGC 3610, NGC3642 und UGC 6335 im Großen Bären
Primäres Ziel bei dieser Aufnahme war die Galaxie NGC 3642. Sie ist eine Spiralgalaxie vom Typ Sc, d.h. laut Definition mit kleinem Kernbereich und locker gewundenen Armen. Der eigentliche Kern ist bei dieser Galaxie klein, aber um ihn herum gibt es eine leuchtkräftige innere Scheibe aus eng gewundenen Armen, die erst weiter außen in schwache, weit ausladende Arme übergehen. Dabei ist kein kontinuierlicher Übergang zu erkennen, also keine einzelnen Arme, die sich vom Kern bis nach außen verfolgen lassen. Die ausladenden Arme setzen "einfach so" am äußeren Rand der inneren Scheibe an. Sie sind z.T. unterbrochen und weisen Knicke, also abrupte Richtungsänderungen auf. Solche Erscheinungen sind in der Regel die Folge einer gravitativen Wechselwirkung mit einer Nachbargalaxie. Datum: 04.05.13, 00:50h MESZ Optik: f=750mm f/5,4 Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6 Gesamtbelichtungszeit: 129 min (Einzelbilder: 180 Sekunden) Kamera: Atik 460EX
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In einem Sternkartenprogramm fand ich nördlich von NGC 3642 einen Stern mit hoher Eigenbewegung eingezeichnet. Das brachte mich auf die Idee, die Eigenbewegung mit Hilfe der Aufnahmen aus dem POSS I und POSS II farbig zu codieren. Es traf sich sehr günstig, daß die Aufnahme aus dem POSS I 60 Jahre und die Aufnahme aus dem POSS II 20 Jahre älter waren als meine Aufnahme, und zwar jeweils fast auf den Monat genau. D.h. die Winkeldistanz, die der Stern zwischen den drei Aufnahmen zurückgelegt hatte, hatte ein Verhältnis von genau 2:1. Die Aufnahme aus 1953 wurde in den Blaukanal, die aus 1993 in den Grünkanal und meine Aufnahme aus 2013 in den Rotkanal geladen. Das Ergebnis ist das nebenstehende Bild. Die verschiedenen Positionen von LHS 2398 sind sehr schön zu sehen. |
Es gab keinen Zweifel. Der Stern hatte sich zwischen 1953 und 1993 eindeutig doppelt so weit nach Westen bewegt wie zwischen 1993 und 2013. Die Bewegung war also real, und der Stern damit einer mit einer durchaus hohen Eigenbewegung. Aus dem in Pixeln gemessenen Weg schätzte ich die Geschwindigkeit auf grob 90 Millibogensekunden pro Jahr. Das genaue Rechenergebnis lag bei 87, aber der Fehler des Ergebnisses ist durch die nur wenige Pixel lange Wegstrecke natürlich enorm (größer als +/-10 Millibogensekunden). Umso erstaunlicher ist die fast exakte Übereinstimmung mit dem Literaturwert, der im obigen Bild eingetragen ist. Diese gute Übereinstimmung ist purer Zufall. |