NGC 3692, NGC 3705 mit SN2022xxf, NGC 3705B (=PGC 1361422), IC 696, IC 698, IC 699, IC2850, IC 2853, IC 2857, IC 2867 und IC 2887 im Löwen

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Das Aufleuchten der Supernova SN2022xxf veranlasste mich, dieses Bildfeld erneut aufzunehmen. Bereits am 17.10.2022 hatte der japanische Amateurastronom Koichi Itagaki, der seit Jahren ein sehr erfolgreiches Supernovasuchprogramm betreibt, ein neues Objekt in der Galaxie NGC 3705 entdeckt. Einen Tag später wurde ihre maximale Helligkeit von 14,1 mag gemessen. Leider lag zu diesem Zeitpunkt das Sternbild Löwe hinter meinem Haus und damit außerhalb meines Sichtbereichs. Ich musste bis zum Februar 2023 warten, bis die Galaxie für mich erreichbar war. Da war ihre Helligkeit aber schon auf etwa 18 mag abgefallen. Dennoch ist sie eindeutig in einem Ring von hellen Sternhaufen um den Galaxienkern deutlich erkennbar.

SN2022xxf war vom Typ Ic, bei dem ein massereicher Stern einen Kernkollaps erlitten hatte, nachdem er seine äußere Hülle mit Wasserstoff und Helium komplett durch starke Sternwinde ins All geblasen hatte, so dass im Spektrum der Supernova keine Absorptionslinien von Wasserstoff und Helium mehr gefunden werden können. Die Kernfusion im Inneren des Vorgängersterns kam zum Erliegen, weil Masse und Temperatur nicht ausreichten, um noch schwerere Elemente zu fusionieren. Der Kern stürzt unter seiner eigenen Schwerkraft zusammen, da der Strahlungsdruck der Kernfusion fehlt. Die Elektronen werden in die Protonen gepresst, die dadurch zu Neutronen werden. Außerdem werden große Mengen an Neutrinos produziert, die für die anschließende Supernovaexplosion sorgen. Zurück bleibt ein Neutronenstern oder, wenn die Masse reicht, ein stellares Schwarzes Loch.

Man darf sich nicht von dem sehr hellen Stern direkt neben dem Galaxienkern täuschen lassen. Der gehört zur Milchstraße und ist ein Vordergrundstern. Südwestlich von NGC 3705 befindet sich eine kleine Galaxie mit der Bezeichnung PGC 1361422. Sie trägt die alternative Katalognummer NGC 3705B. Auch wenn es die Alternativbezeichnung vermuten lässt, ist sie keine Begleiterin von NGC 3705, sondern befindet sich mehr als zehnmal so weit entfernt wie diese. In der Nähe des oberen Bildrands befindet sich mittig ein eher unauffälliger Stern: AS Leo. Das ist ein Variabler Stern vom Typ RR Lyrae, ein Pulsationsveränderlicher, der mit einer Periode von etwa 13 Stunden seine Helligkeit von 14,1 mag nach 12,8 mag und wieder zurück ändert.

Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Katalogbezeichnungen der hellsten Galaxien.

Datum: 14.02.23, 23:30h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 71 min (Einzelbilder: 180 und 240 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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Diese Aufnahme zeigt in der linken Hälfte die Spiralgalaxie NGC 3705, in der oberen rechten Ecke die Spiralgalaxie NGC 3692 fast in Kantenlage und im unteren rechten Quadranten eine größere Galaxiengruppe. Da der Himmel an diesem Abend mal wieder dunstig war, kamen vorzugsweise helle Galaxien als Ziel in Frage.

NGC 3705 ist eine Spiralgalaxie, die einerseits keinen zentralen Balken besitzt, aber dennoch einen zentralen Ring heller Sternentstehungsgebiete, an denen wiue bei Balkenspiralen die Arme ansetzen. Leider sind nur die hellen Arme, aber nicht mehr die diffuse, lichtschwächere Scheibe um sie herum sichtbar. Sie fiel dem Dunst zum Opfer. NGC 3705 befindet sich in etwa 60 Millionen Lichtjahren Entfernung und somit im Virgo-Haufen, zu dem auch unsere Lokale Galaxiengruppe gehört.

Am oberen Bildrand sehen wir NGC 3692 fast in Kantenlage. Ein Staubband ist aber weder auf meiner Aufnahme noch auf dem Bild des SDSS erkennbar. Sie ist mit über 90 Millionen Lichtjahren Entfernung ein Hintergrundobjekt.

Noch weiter im Hintergrund in einer Entfernung von fast 300 Millionen Lichtjahren steht die Galaxiengruppe im unteren rechten Quadranten. Alle Galaxien mit Nummern aus dem IC-Katalog und ein paar lichtschwächere drumherum gehören dazu. Interessanterweise sind alle großen Galaxien Spiralgalaxien. Es ist keine Elliptische Galaxie dabei, was anzeigt, dass es noch keine Verschmelzung von zwei größeren Spiralgalaxien gegeben hat. Alle Galaxien bis auf IC 698 sehen auch recht ungestört aus. Die Scheibengalaxie IC 698 weist Fortsätze, die Schweifansätze sein könnten, sowohl an ihrem südlichen als auch an ihrem nördlichen Ende Richtung Osten auf, wobei der südliche Fortsatz der hellere ist. Die Aufnahmen des SDSS legen nahe, dass IC 698 mit einer Zwerggalaxie verschmilzt. Literaturstellen, die auf das ungewöhnliche Aussehen von IC 698 näher eingehen, habe ich nicht gefunden. Z. Zhou und Koautoren haben in einem 2018 erschienenen Artikel allerdings auch das gestörte Aussehen von IC 698 bemerkt und spekulieren als Ursache über eine gravitative Wechselwirkung. Dazu würde auch die weit überdurchschnittliche Sternbildungsrate in IC 698 passen.

B. A. Williams hat die Galaxiengruppe um IC 698 in einem 1983 erschienenen Artikel untersucht, zu einer Zeit, als noch Fotoplatten belichtet wurden und noch keine langbelichteten CCD-Aufnahmen möglich waren. Er fand überraschend geringe Unterschiede der Fluchtgeschwindigkeiten innerhalb der Gruppe. Das bedeutet, dass die Mitgliedsgalaxien keine großen gravitativen Einflüsse aufeinander ausüben, da sie sich sonst mit merklichen Geschwindigkeiten aufeinander zu bewegen müssten. Diese fehlende Dynamik erklärt meinen obigen Befund, dass es in dieser Gruppe offenbar noch keine Verschmelzung von Spiralgalaxien gegeben hat. Ein weiterer überraschender Befund ist, dass die Galaxien im Mittel etwa die Größe der Milchstraße aufweisen, aber z.T. große Massenunterschiede zeigen. Die südlichste Galaxie, IC 699, enthält offenbar 30% der Gesamtmasse, während IC 696 nur knapp 7% der Masse enthält. Die übrigen Galaxien liegen bei 10-17% der Gesamtmasse. Es gibt also keine dominante Galaxie im Haufenzentrum, um die die übrigen Mitglieder kreisen.

Zwischen IC 2850 und IC 2853 befindet sich am rechten Bildrand eine unscheinbare Spiralgalaxie in Kantenlage: PGC 3472353. Sie ist in Wirklichkeit alles andere als unscheinbar, sondern eher ein Riese. PGC 3472353 leuchtet aus einer Entfernung von 2,4 Milliarden Lichtjahren und erscheint knapp 20 Bogensekunden groß. Daraus kann ein Durchmesser von über 200.000 Lichtjahren errechnet werden. Wenn man dann noch annimmt, dass wegen der großen Entfernung die üblicherweise vorhandene äußere lichtschwächere Scheibe nicht sichtbar ist, dann dürfte der Durchmesser auch noch bestimmt 50% größer sein.

Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Katalogbezeichnungen der hellsten Galaxien. (Ausschnitt)

Datum: 07.04.19, 01:00h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 75 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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