NGC 3786 und NGC3788 (Arp 294) im Großen Bären

Die beiden Spiralgalaxien NGC 3786 (unten) und NGC 3788 (oben) in der Bildmitte sind sich so nahe gekommen, daß sie mittels der Gravitationskraft ihrer Masse miteinander wechselwirken. Dabei werden Gas- und Sternströme herausgerissen, die sogenannte Gezeitenschweife bilden. Diese Schweife sind bei NGC 3786 und NGC 3788 relativ kurz und so lichtschwach, daß es mir nicht gelang, mehr als den östlichen Gezeitenschweif von NGC 3786 bei leicht dunstigem Himmel abzubilden. Trotzdem ist dieses Galaxienpärchen immer eine Aufnahme wert. Sie haben es als Arp 294 auch in Halton C. Arps Katalog der Galaxien mit bemerkenswertem Aussehen gebracht.

Neben ihrem Ausshen sind auch die Diskrepanzen in den Entfernungsangaben bemerkenswert. Während die Rotverschiebungen noch gut übereinstimmen und einen Wert von gut 130 Millionen Lichtjahren für beide Galaxien ergeben, liefern Messverfahren, die von der Rotverschiebung unabhängig sind, völlig andere Ergebnisse. In NGC 3786 wurde die Supernova SN2004bd beobachtet. Da sie vom Typ Ia war und somit eine definierte absolute Helligkeit gehabt haben sollte, hat man daraus einen Abstand von gut 160 Millionen Lichtjahren berechnet. Bei NGC 3786 hat man die empirische Methode nach Tully-Fisher angewandt und ebenfalls eine Entfernung von gut 160 Millionen Lichtjahren erhalten. Interessanterweise liefert diese Methode für NGC 3788 aber eine Entfernung von etwa 200 Millionen Lichtjahre. Wie passt das alles zusammen? Ich bin gespannt, ob die Astronomen darauf eine Antwort liefern werden.

Die abgebildete Himmelsgegend ist ausgesprochen arm an hellen Galaxien. Außer NGC 3786 und NGC 3788 tummeln sich dort nur lichtschwache Hintergrundgalaxien. Auf eine, die recht interessante Strukturen zeigt, möchte ich dennoch hinweisen. Es ist LEDA 36140 etwas südwestlich von NGC 3786. Sie zeigt ein deutliches Zentrum, einen hellen westlichen Spiralarm und einen eher diffusen östlichen Spiralarm. Der östliche Spiralarm ist auch breiter als der westliche. Die Aufhellung des östlichen Spiralarms setzt sich bis unter den Kern von LEDA 36140 fort, wo auch eine kleine Aufhellung sichtbar ist. LEDA 36140 befindet sich einer Entfernung von fast 400 Millionen Lichtjahren und gehört zum Coma Superhaufen. Ihr Aussehen deutet auf eine gravitative Wechselwirkung mit einer Nachbargalaxie hin. Vielleicht ist die nördlich gelegene und ebenfalls zum Coma-Superhaufen gehörende Galaxie PGC 1969619 der Partner. Die westlich gelegene anonyme Galaxie kommt dafür wegen ihrer Entfernung von einer Milliarde Lichtjahren nicht in Frage.

Das Bild ist in voller Größe beim Klick aufs Bild oder hier zu finden.

Datum: 13.04.13, 21:58h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 72 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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