Dieses Bild ist ein Mosaik aus zwei Aufnahmen aus 2015 (unten) und aus 2024 (oben).
NGC 4449 ist trotz ihrer relativ geringen Größe eine höchst interessante Galaxie. Zum einen ist es die hohe Sternbildungsrate, die sich in den vielen hellen Sternentstehungsgebieten und offenen Sternhaufen leuchtkräftiger Sterna äußert, zum anderen ist es die Tatsache, dass wir hier Zeuge einer Verschmelzung mit einer noch kleineren Galaxie sind. Die Sternhaufen sind als leuchtende Flecke vor der Galaxie sichtbar. Der Verschmelzungsprozess als schwacher Sternstrom mit einer leichten Aufhellung in südöstliche Richtung von der Nordostecke von NGC 4449 zum unteren Bildrand hin laufend. Wenn eine kleinere Galaxie vom Gravitationsfeld einer massereicheren Galaxie eingefangen wurde, dann umkreist sie die massereichere auf einer Spiralbahn, um am Ende mir ihr zu verschmelzen. Die Gravitationskraft der größeren Galaxie zerreißt sie dabei, so dass die Sterne der kleineren Galaxie einen Sternstrom mit lokalen Häufungen bilden, wobei die Häufungen als längliche Aufhellungen wahrgenommen werden können. In diesem Fall ist der Sternstrom nicht komplett auf dem Bild und die Aufhellung am unteren Bildrand zu sehen. Dieser Sternstrom ist extrem lichtschwach und verteilt sich auf eine große Fläche, so dass ich mich freue, dass ich ihn trotz meines nie sehr dunklen Himmels herausarbeiten konnte.
UGC 7593 etwas unterhalb der Bildmitte ist eine Katalogbezeichnung für zwei weitere Galaxien, die gerade miteinander verschmelzen. In diesem Fall scheinen die Partner beide Spiralgalaxien zu sein und etwa gleiche Größe und Masse zu besitzen. Dadurch bilden sich beim Umkreisen des gemeinsamen Schwerpunkts Gezeitenschweife aus. Am Ende werden sie zu einer Elliptischen Galaxie verschmolzen sein.
In der oberen Bildhälfte sind UGC 7617 und LEDA 41011 zu sehen. Der Spiralgalaxie UGC 7617 sehen wir genau von der Seite auf ihre Scheibe. Ihre verbogene Form erinnert stark an ein Integralzeichen. Der Grund ist die gravitative Wechselwirkung mit einer Nachbargalaxie. Diese kann eine Zwerggalaxie sein. Die Masse solcher Zwerge reicht aus, um die Scheibe der größeren Galaxie derart zu verbiegen, wenn die geometrischen Bedingungen passen. Der Störenfried könnte LEDA 41011 oder aber eine Zwerggalaxie, die sich oberhalb von UGC 7617 befindet. Die kleine Spiralgalaxie LEDA 41011 wirkt ebenfalls gestört. Ihr Kern befindet sich deutlich außermittig. UGC 7593, UGC 7617 und LEDA 41011 stehen alle in derselben Entfernung von etwa 315 Millionen Lichtjahren und bilden eine kleine Galaxiengruppe. Die schiere Größe von UGC 7617 von 3 Bogenminuten, was in einer Entfernung von 315 Millionen Lichtjahren einem Durchmesser von 275.000 Lichtjahren entspricht, deutet ebenfalls auf eine gestörte Struktur und durch Gezeitenkräfte weit aufgeschwungene Arme hin, auch wenn man es durch die Perspektive nicht so genau erkennen kann.
Noch weiter nördlich leuchtet NGC 4460, eine Galaxie, die wir unter einem recht flachen Winkel sehen und die keine Details offenbart. Die Wissenschaft ist sich deshalb nicht einig, ob es sich um eine Scheiben- oder Spiralgalaxie, die wir unter einem recht flachen Winkel sehen, oder um eine stark gestreckte Elliptische oder gar eine Irreguläre Galaxie handelt. Auch die Entfernungsangaben schwanken. Auf Basis der Fluchtgeschwindigkeit soll die Entfernung 33 Millionen Lichtjahre betragen, während von der Rotverschiebung unabhängige Messverfahren nur auf 23 Millionen Lichtjahre kommen. NGC 4460 scheint auf jeden Fall wenigstens 10 Millionen Lichtjahre weiter entfernt zu sein als NGC 4449.
Im Hintergrund tummeln sich viele kleine Galaxien oder kleine diffuse Lichtpunkte. Das sind alles Galaxien mit Entfernungen von einer Milliarde Lichtjahren oder mehr. Etwas heraus stehen nordöstlich von NGC 4449 zwei Quasare, von denen PGC 3511656 nur eine Rotverschiebung von z=1,301 aufweist, d.h. sein Licht war etwa 8,5 Milliarden Jahre unterwegs, und das Spektrum von PGC 4058841 sogar eine Rotverschiebung von z=3,558 hat, was einer Lichtlaufzeit von 11,5 Milliarden Jahren entspricht. Natürlich sind diese Galaxien bei der riesigen Entfernung nur als Lichtpunkte zu sehen, wobei PGC 4058841 so gerade eben erkennbar ist. Dieser Quasar soll allerdings auch nur eine Helligkeit von 21,4 mag haben. Wenn das zutreffen sollte, muss ich im Mai 2015 wirklich ausgezeichnete Bedingungen gehabt haben, denn normalerweise komme ich nicht ganz so tief.
Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Katalogbezeichnungen der hellsten Galaxien.
Datum: 12.05.15, 23:09h MESZ und 08.05.2024, 23:06h MESZ
Optik: f=750mm f/5,4
Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6
Gesamtbelichtungszeit: 87 und 60 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)
Kamera: Atik 460EX
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