NGC 5765, NGC 5770, NGC 5774, NGC 5775, IC 1063, IC 1071, IC 1072, IC 1073 und UGC 9584 in der Jungfrau

Diese Aufnahme ist der Beifang mit dem kleinen Refraktor, als ich mit dem großen die Galaxien um NGC 5775, die am unteren Bildrand erkennbar sind, aufnahm. Es sind immerhin 9 helle Galaxien aus den NGC-, IC- und UGC-Katalogen im Bildfeld. NGC 5770 etwa in der Mitte der unteren Bildhälfte wird in den astronomischen Datenbanken Simbad und NED als linsenförmige Galaxie in 65-75 Millionen Lichtjahren Entfernung beschrieben. Dem kann ich nicht ganz folgen, weil ich sowohl auf meiner eigenen Aufnahme, als auch besonders auf der des SDSS klar einen zentralen Balken und einen hellen Ring wie im Zentrum von vielen Balkenspiralen erkennen kann. Der Balken verläuft etwa von 8h nach 2h. Die südlich gelegene Galaxie PGC 214340 ist vermutlich eine Begleitgalaxie. Die Datenbanken Simbad und NED geben keine Entfernung an, doch deutet sich auf der SDSS-Aufnahme eine schwache Materiebrücke zwischen NGC 5770 und PGC 214340 an.

Die Nummer NGC 5765 (in der oberen rechten Ecke) bezeichnet nicht eine, sondern zwei miteinander wechselwirkende Galaxien. Die nördliche, NGC 5765A, hat bereits einen gerade nach Westen verlaufenden Gezeitenarm ausgebildet und erscheint wie eine Kaulquappe. Die südliche, NGC 5765B, sehen wir fast von oben. Dadurch ist besonders im Süden der breit aufgefächerte Spiralarm sichtbar. Solche Galaxienpärchen hat Halton C. Arp in seinem Katalog von Galaxien mit bemerkenswertem Aussehen gesammelt. NGC 5765 in einer Entfernung von 375 Millionen Lichtjahren hat er anscheinend übersehen.

NGC 5765B ist eine bemerkenswerte Galaxie, weil ihr Zentrum extrem hell ist. Die Energie stammt vom zentralen Schwarzen Loch, das gefüttert wird. Ein Teil der Energie wird gebündelt wie bei einem Laser abgestrahlt. Die abgestrahlten Energiemengen regen die Wassermoleküle in Wasserdampf in der Gegend an. Die Wassermoleküle absorbieren die Strahlung und beginnen zu schwingen. Dabei strahlen sie einen Teil der zugeführten Energie bei einer bestimmten Frequenz im Mikrowellenbereich wieder ab. Solch eine Konstellation wird Wasser-Maser genannt. Da die Energiemengen so gewaltig wie bei einem Quasar sind, spricht man bei NGC 5765B auch von einem Megamaser. Das M in Maser weist auf die Mikrowellenstrahlung im Gegensatz zum Laser hin, bei dem das L für Licht, also kürzeren Wellenlängen als Mikrowellenstrahlung, steht. Die Mikrowellenstrahlung von NGC 5765B wurde auch genutzt, um die Hubble-Konstante H0 unabhängig von anderen Verfahren zu bestimmen. Der erhaltene Wert von 73,9 km/s/Mpc passt gut zu Werten von 73,3-74 km/s/Mpc, die mit anderen Methoden ermittelt wurden.

Fast alle helleren Galaxien (außer NGC 5770-NGC 5775) leuchten aus etwa 375 Millionen Lichtjahren Entfernung und gehören wohl einem größeren verstreuten Galaxienhaufen an. Die meisten Hintergrundgalaxien aus dem PGC-Katalog befinden sich in Entfernungen von ca. einer Milliarde Lichtjahren oder sogar noch weiter entfernt.

Beim Klick aufs Bild oder hier erscheint das Bildfeld in voller Auflösung und mit Angabe der Katalognamen der hellsten Galaxien.

Datum: 19.04.20, 03:13h MESZ

Optik: f=380 mm f/4,8

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 57 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 490EX

 

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