Der offene Sternhaufen NGC 7419 ist ein bemerkenswerter Haufen. Schon bei einer normalen Farbaufnahme fällt der hohe Anteil der orangenen und gelben Sterne auf. Kein Wunder, denn der Haufen zeichnet sich durch mindestens fünf Rote Überriesen und eine Vielzahl an Sternen der Spektralklasse B, die Emissionslinien in Hα im Spektrum zeigen, aus. Außerdem fällt rings um ihn herum eine gewisse Sternarmut auf, die durch z.T. vorgelagerte Staubwolken hervorgerufen wird. Der Staub rötet das Licht der blauen Sterne deutlich, so dass sie gelblich erscheinen. In einer neueren Arbeit ermittelten Astronomen den Abstand von NGC 7419 zu 13.000 Lichtjahren und das Alter zu 14 Millionen Jahren. Damit ist der Haufen sehr jung, etwa wie der Doppelhaufen h und χ (NGC 869 und NGC 884) im Perseus.
NGC 7419 zeigt aber weitere Besonderheiten. Bei den Sternen der Spektralklasse B mit Emissionslinien fällt zum einen ihr hoher Anteil (gegenüber einem "normalen" offenen Sternhaufen) und die Variabilität der Emission auf einer Skala von Jahren auf. Außerdem sind die B-Sterne alle recht massereich. Ein Haufen von der Masse von NGC 7419, die auf weniger als 10.000 Sonnenmassen geschätzt wird, sollte etwa einen, allenfalls zwei Rote Überriesen hervorbringen. NGC 7419 enthält fünf und damit gegenüber den Modellrechnungen und im Vergleich zu anderen offenen Sternhaufen einen nicht erklärbaren Überschuss. Auf der anderen Seite fällt auf, dass NGC 7419 nicht einen einzigen Blauen Überriesen enthält wie z.B. NGC 663, der etwa gleiche Masse und Alter hat und etliche Blaue Überriesen, aber nicht einen einzigen Roten Überriesen enthält.
Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheint die Falschfarbenzusammenstellung aus IR, R und B. Die fünf Roten Überriesen der Spektralklasse M werden dadurch noch auffälliger, da sie vornehmlich infrarotes Licht emittieren. Einer von ihnen im westlichenen Teil von NGC 7419 wird allerdings deutlich heller und röter. Das ist der Variable MY Cephei (nicht zu verwechseln mit dem Stern µ Cephei, Herschels Granatstern), ein sehr kühler Stern vom Spektraltyp M7.5, der sporadisch seine äußerste Atmosphäre als Russ- und Staubwolke ins All bläst, die ihn dann zeitweilig verdunkelt. Er ist deshalb von einer selbstproduzierten Hülle umgeben, in der auch SiO, OH und Wasser gefunden wurden. MY Cephei hat sein Lebensende fast erreicht und könnte jederzeit als Supernova explodieren.
Wenn der Mauszeiger mehrmals aufs Bild und wieder heraus bewegt wird, leuchten einige Sterne deutlich heller im Roten auf. Wenn man ihren Farbton und ihre Helligkeit im normalen Farbbild vergleicht, kann man feststellen, dass Sterne gleicher Farbe und Helligkeit im Infraroten durchaus deutlich unterschiedliche Helligkeiten aufweisen können. Das liegt an den unterschiedlichen Temperaturen und damit Spektralklassen.
Die Aufnahmen entstanden bei Mondlicht und durch Hochnebel, was ein bisschen Tiefe gekostet hat.
Datum: 31.10.15, 22:18h MEZ
Optik: f=750mm f/5,4
Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6
Gesamtbelichtungszeit: R = 45 min, G = 36 min, B = 36 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)
Gesamtbelichtungszeit: IR = 50 min (Einzelbilder: 600 Sekunden)
Kamera: Atik 460EX
Filter: RGB aus Astronomik LRGB Filtersatz IIc, ProPlanet 807 IR-Pass Filter von Astronomik
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