NGC 7624, UGC12543, UGC 12545, UGC 12546 und AT2024wqf im Blazar 4C 27.50 im Pegasus

Diese Gegend im Pegasus hätte ich nicht unbedingt für eine Aufnahme aufgesucht, wenn dort nicht ein Blazar plötzlich einige Größenklassen heller geworden wäre. Ein Blazar ist bekanntlich eine Erscheinungsform eines Quasars, also einer Galaxie mit einem aktiven Schwarzen Loch, das extrem hell ist. Wie kann ein Schwarzes Loch, dem ja nicht einmal Licht entfliehen kann, leuchten? Es leuchtet dabei nicht das Schwarze Loch selbst, sondern die Materie, die es akkretiert (d.h. aus der Umgebung anzieht), bewegt sich auf einer Spiralbahn sehr schnell um das Schwarze Loch, bevor sie hinter dem Ereignishorizont verschwindet. Je näher sich die Materie am Schwarzen Loch befindet, umso schneller kreist sie. Teilchen (z.B. Gasmassen), die etwas weniger Abstand zum Schwarzen Loch haben, kreisen schneller als angrenzende Gassmassen, die nur wenig weiter entfernt sind. Dadurch kommt es zu Reibung zwischen den Massen (Gasmoleküle, Atome etc.), die sich dadurch extrem stark aufheizen und elektromagnetische Strahlung über einen großen Wellenlängenbereich abstrahlen, und eben auch im sichtbaren Licht.

Die ins Schwarze Loch spiralenden Massen besitzen aufgrund ihres Kreisens einen Drehimpuls, der aufs Schwarze Loch übertragen werden würde (der Drehimpuls ist ja eine physikalische Erheltungsgröße, und es spricht nichts dafür, dass sich die Physik bei einem Schwarzen Loch derart ändert, dass der Drehimpuls z.B. vernichtet wird) und das Schwarze Loch bis zum Zerbersten beschleunigen würde, wenn es nicht einen Mechanismus gäbe, der das verhindert. Ein Teil der einfallenden Materie wird nämlich durch gigantische Magnetfelder fokussiert mit Geschwindigkeiten knapp unterhalb der Lichtgeschwindigkeit in Richtung der Pole des Schwarzen Lochs emittiert und nimmt dabei den Drehimpuls mit. Von außen betrachtet sehen wir zwei in entgegengesetzte Richtungen weisende Materiestrahlen (auch Jets genannt), die Gase, auf die sie treffen, ionisieren oder aufheizen, so dass diese ihrerseits Strahlung emittieren und die Materiestrahlen dadurch indirekt sichtbar werden. Ist solch ein Materiestrahl direkt auf die Erde gerichtet, d.h. blicken wir direkt in solch einen Materiestrahl, sind seine Helligkeit und Helligkeitsänderungen besonders groß, und wir sprechen von einem Blazar.

Wie bei allen fernen Quasaren. die, wie der Name bereits sagt, quasistellare Objekte sind und somit nicht flächig, sondern als Punktlichtquelle wie Sterne erscheinen, sehen wir von der eigentlichen Galaxie nichts, sondern nur die extrem helle Akkretionsscheibe um das Schwarze Loch. Oder wir blicken eben in den Jet. Wegen der extremen Helligkeit sind Quasare und insbesondere Blazare über viele Milliarden Lichtjahre sichtbar. Das Licht des Blazars 4C 27.50 ist seit 8,4 Milliarden Jahre, als das Weltall etwa ein Drittel seines heutigen Alters hatte, unterwegs. Die Bezeichnung 4C stammt von einem Katalog von Objekten, die radioastronomisch entdeckt wurden.

Die normale Helligkeit dieses Blazars beträgt 19 mag, was ich, da es sich um ein sternförmiges Objekt handelt, noch leicht nachweisen kann. Im Fall von 4C 27.50 müsste es richtigerweise könnte heißen, denn aufmerksam geworden bin ich auf dieses Objekt durch einen plötzlichen Helligkeitsanstieg auf 13,7 mag! Entdeckt wurde der Helligkeitsanstieg am 24.09.2024 durch ein Netzwerk von Überwachungsteleskopen, das möglichst schnell die Positionen am Himmel anfahren kann, an denen zuvor in anderen Wellenlängen (z.B. durch Satelliten) Ereignisse detektiert wurden, um Veränderungen bei visuellen Wellenlängen dokumentieren zu können. Nach dem plötzlichen Helligkeitsanstieg fiel die Helligkeit Wieder etwas ab. Ende Oktober 2024 betrug sie noch 15,1 mag. Eine Lichtkurve habe ich im Internet nicht finden können. Ich habe auf meiner Aufnahme die Helligkeit im Vergleich zu den Helligkeiten von Sternen des SDSS im r-Band zu 14,9 mag bestimmt.

Die hellste Galaxie im Bildfeld ist NGC 7624, eine Spiralgalaxie in etwa 175 Millionen Lichtjahren Entfernung. Im unteren Bilddrittel ist ein Trio von Galaxien zu sehen: UGC 12543, UGC 12545 und UGC 12546. Sie bilden eine physische Gruppe in etwa 250 Millionen Lichtjahren Entfernung. Im nördlichen Spiralarm von UGC 12545 sind einige helle Flecke erkennbar. Das sind große Regionen mit massiven Sternhaufen junger und heißer Sterne, was auf eine kürzlich stattgefundene hohe Sternentstehungsrate (ein sogenannter Starburst) hindeutet. Ursache könnte(!) die Wechselwirkung mit UGC 12546 sein. Interessant ist auch die diffuse lichtschwache und namenlose Galaxie östlich (=links von) UGC 12543. Für sie gibt es natürlich auch keine Entfernungsangaben. Vom Aussehen auf Durchmusterungen wie dem Legacy Project könnte es sich um eine Zwerggalaxie um UGC 12543 handeln. Gegen eine weit entfernte Spiralgalaxie spricht meiner Meinung nach, dass kein heller Kern erkennbar ist. Die UGC-Galaxien haben die Größe der Milchstraße bzw. von M 31. Die namenlose Galaxie hätte in derselben Entfernung von 250 Millionen Lichtjahren einen Durchmesser von 30.000 Lichtjahren, was sie von Erscheinungsform und Größe zu einem Zwilling von M 33 machen würde.

Beim Klick ins Bild oder hier erscheint das komplette Bildfeld mit Bezeichnungen der hellsten Galaxien.

Datum: 11.10.24, 21:42h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 60 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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