NGC 7714 mit SN2023pso und NGC 7715 (Arp 284) in den Fischen

Am 07.08.2023 entdeckte das amerikanische Suchprogramm GOTO, das eigentlich nach Helligkeitsschwankungen im Optischen aufgrund von Gravitationswellen sucht, die Supernova SN2023pso in NGC 7714. Sie war bei ihrer Entdeckung 17,1 mag hell und vom Typ Ib, d.h. eine Kernkollapssupernova, bei der der Kern eines massereichen Sterns unter seiner Schwerkraft zu einem Neutronenstern oder sogar Schwarzen Loch kollabiert, nachdem Temperatur und Druck nicht mehr ausreichen, um schwerere Elemente zu fusionieren. Die verbliebene Hülle wird dabei durch eine Druckwelle explosionsartig ins All geschleudert. Kernkollapssupernovae können mitunter sehr lange ihre Helligkeit auf einem hohen Niveau halten, so dass sie über Monate oder sogar Jahre sichtbar sind. Deswegen könnte die Supernova zum Zeitpunkt meiner Aufnahme (etwa zwei Wochen nach ihrer Entdeckung) noch die gleiche Helligkeit von 17,1 mag gehabt haben. Das Besondere an Supernovae vom Typ Ib ist, dass sie keine Wasserstofflinien im Spektrum zeigen, weil der Vorläuferstern in einer vorangegangenen Phase mit starken Sternwinden seine gesamte Wasserstoffatmosphäre abgeblasen und somit verloren hatte.

Die Herausforderung bei SN2023pso war nicht nur die niedrige Deklination von +2°, bei der ich an meinem Standort immer mit Luftunruhe und Dunst (also schlechte Auflösung) zu kämpfen habe, sondern auch der Ort ihrer Explosion, der sich nur wenige Bogensekunden südöstlich des Galaxienkerns befand und somit nicht leicht von diesem zu trennen war. Außerdem befindet sich an dieser Stelle auch eine große Sternbildungsregion, die auf der SDSS-Aufnahme an ihrer grünlichen Färbung erkennbar ist. Bei der Farbdarstellung der SDSS-Aufnahmen wird die Emission des ionisierten Wasserstoffs (Hα) dem Grünkanal zugewiesen. Möglicherweise ist der Vorläuferstern der Supernova in dieser Region entstanden. Der besseren Sichtbarkeit wegen habe ich den Ausschnitt mit NGC 7714 auf das Doppelte seiner Originalgröße vergrößert. Bei genauem Hinsehen ist eine sternartige Aufhellung an der richtigen Stelle erkennbar. Wegen ihrer Helligkeit und weil die Position passt, halte ich sie für die Supernova und nicht für den in der HII-Region vermutlich entstandenen massiven Sternhaufen.

NGC 7714 steht mit ihrer Nachbarin NGC 7715 in gravitativer Wechselwirkung und zeigt deutliche, daraus resultierende Verformungen. Halton C. Arp hat das Paar unter der Katalognummer 284 in seinen Katalog der Galaxien mit bemerkenswertem Aussehen aufgenommen. Die beiden Galaxien befinden sich in einer Entfernung von gut 100 Millionen Lichtjahren. Ansonsten befindet sich nichts Erwähnenswertes im Bildfeld. Der nahebei stehende Stern 16 Psc dürfte die visuelle Beobachtung des Galaxienpärchens ziemlich schwierig gestalten.

Beim Klick ins Bild oder hier erscheint das gesamte Bildfeld mit den Katalogbezeichnungen der hellsten Galaxien.

Datum: 23.08.23, 02:23h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 75 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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