Sh2-88, Sh2-88A, Sh2-88B und IRAS 19454+2854 im Füchschen

Sh2-88 ist der große, aber nicht sehr helle Emissionsnebel im Bildzentrum. Wesentlich interessanter sind die beiden Nebelgebiete östlich von ihm: Sh2-88A und Sh2-88B. Sie sind allerdings nur im Visuellen durch eine vorgelagerte Staubwolke getrennt. Im Infraroten ist erkennbar, dass es sich um eine einzige Wolke handelt. Sh2-88B ist von den Fachastronomen intensiv untersucht worden. In diesem Nebel bildet sich gerade ein massiver Sternhaufen. Im sichtbaren Licht ist davon praktisch nichts zu sehen. Die Absorption des vorgelagerten Staubs soll so hoch sein, dass der den Nebel ionisierende Stern um 45 mag schwächer erscheint. Der Stern befindet sich nahe des linken Nebelrands.

Bei der Bildbearbeitung fiel mir südöstlich von Sh2-88B ein Stern auf, der einen Halo im Licht des ionisierten Wasserstoffs hat. Es handelt sich dabei nicht um einen Reflex am Schmalbandfilter, sondern um ein reales Phänomen. Der Stern trägt die Bezeichnung IRAS 19454+2854 und wurde durch den Satelliten IRAS entdeckt, der den Himmel im Infraroten untersuchte. Die Zahlen nach dem Namen IRAS sind die Koordinaten des Sterns bezogen auf das Äquinoktium 1950. Der Stern ist umgeben von einer Nebelhülle aus Staub und Wasserstoffgas. Ich halte den Stern für dio Ionisationsquelle des kleinen Nebels, obwohl ich kein Spektrum für ihn und keine Literatur speziell für ihn gefunden habe. Der Stern ist im Visuellen etwa 11,7 mag hell, aber im UV heller als im Blauen. Das deutet auf eine sehr hohe Temperatur und somit die Möglichkeit, genügend heiß für die Ionisation von Wasserstoff zu sein.

Einigkeit herrscht in der wissenschaftlichen Literatur, dass der Stern HD 338916 mit einem Spektrum von O8 die Ionisiationsquelle für Sh2-88 ist.

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Datum: 15.06.23, 00:25h MESZ

Optik: f=750 mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90 mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 150 min (Einzelbilder: 600 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: 6nm H-alpha von Astronomik

 

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