Sh2-174 (PK 120+18.1) im Kepheus

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Sh2-174, auch PK 120+18.1 genannt, ist ein rätselhaftes Objekt. Die verschiedenen Bezeichnungen aus einem Katalog für Emissionsnebel (Sh2) und einem Katalog von Planetarischen Nebeln (PK) deuten schon an, daß die Bestimmung des Typs dieses Objekts nicht eindeutig bzw. einfach war. Sh2-174 ist dabei sehr groß und hat einen Durchmesser von 20'. Das Objekt fiel erstmals Stewart Sharpless auf, der den roten, aus ionisiertem Wasserstoff bestehenden Nebel auf Fotoplatten entdeckte und ihn unter der Nummer 174 in seinen Katalog galaktischer Emissionsnebel aufnahm. Doch auch auf Aufnahmen im Licht des zweifach ionisierten Sauerstoffs konnte man etwas erkennen. Das ließ den Schluß bzw. die Vermutung zu, daß es sich auch um einen alten Planetarischen Nebel handeln könne. Doch es war kein Weißer Zwerg als Zentralstern zu finden.

Und noch etwas war ungewöhnlich: Der ionisierte Wasserstoff und der ionisierte Sauerstoff hatten nicht das gleiche Zentrum, der ionisierte Sauerstoff war Richtung Westen verschoben. Schließlich entdeckte man in seiner Mitte doch noch einen Weißen Zwerg mit einer hohen Eigenbewegung, der dieselbe Entfernung wie der Nebel, nämlich etwa 1000 Lichtjahre hatte. Damit schien die Natur des Nebels klar zu sein. Es war ein Planetarischer Nebel, der aus irgendeinem Grund eine hohe Eigenbewegung besaß und dabei seine Nebelmassen mitnahm, wobei allerdings der Wasserstoffnebel durch die Wechselwirkung mit dem interstellaren Medium sozusagen hinterher hinkte. Auch konnte man das erklären: Ionisierter Sauerstoff rekombiniert mit den freien Elektronen viel schneller als ionisierter Wasserstoff und sendet dabei die charakteristische türkisfarbene Strahlung aus. Das Weltbild der Astronomen stimmte wieder.

Jedenfalls bis 2008, als ein australischer Doktorand die großen sonnennahen Planetarischen Nebel näher untersuchte. Er untersuchte die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Nebels und fand, daß sein Alter, also der Zeitpunkt, an dem er begann, sich auszudehnen, nicht mit dem Alter des Weißen Zwergs übereinstimmte. Der Weiße Zwerg war viel zu kühl und damit zu alt, etwa hundertmal älter als die Nebel. Die plausibelste Erklärung dafür ist die, daß ein einzelner Weißer Zwerg gerade eine Gaswolke durchquert und dabei das ihn umgebende Gas ionisiert. Der Nebel sei somit eine Strömgren-Sphäre und nicht durch den Massenverlust des sterbenden Sterns entstanden. Nicht alle Astronomen teilen diese Ansicht und halten Sh2-174 doch eher für einen Planetarischen Nebel, nämlich PK 120+18.1. Auch die astronomische Datenbank Simbad listet dieses Objekt als Planetarischen Nebel.

Gegen die Annahme, daß es sich um einen Planetarischen Nebel handelt, sprechen auch noch ein paar weitere Punkte: Die Nebel zeigen keine durch die Bewegungsgeschwindigkeit verschobenen Spektrallinien, d.h. sie ruhen, während der Weiße Zwerg sehr wohl eine Eigenbewegung aufweist. Die Nebel zeigen auch keine Schockfront, die sie haben müßten, wenn sie sich mit dem Weißen Zwerg mitbewegten und vom interstellaren Medium gebremst würden. Und die Nebel weisen keinen hellen Rand auf, den sie haben müßten, wenn sie vom sterbenden Stern in einem oder mehreren Schüben ausgestoßen worden wären. Sie hätten also eine mehr oder weniger kugelförmige Hülle bilden müssen, wodurch der Rand heller als das Innere erscheint. Dies scheint nicht der Fall und ihr Inneres somit vom ionisierten Gas ausgefüllt zu sein.

Wer genau hinschaut, wird auch noch ein paar Hintergrundgalaxien im Bild entdecken.

Datum: 01.10.13, 21:51h MESZ und 02.10.13, 21:17h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: Ha 160 min, OIII 130 min (Einzelbilder: 600 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: 6nm H-alpha und 12nm OIII von Astronomik

 

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