Sh2-217 und Sh2-219 im Fuhrmann

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Der Fuhrmann hält viele größere und kleiner Emissionsnebel und Sternentstehungsgebiete für den Astrofotografen bereit. Sh2-217 (links oben) und Sh2-219 (rechts unten) sind solche, die dazu noch insofern sehr interessant sind, weil beide an ihrem südwestlichen Ende einen besonders im Nahinfraroten sichtbaren jungen Sternhaufen aufweisen. Nach einem Artikeln von L. Deharveng et al. aus 2006 und J. Brand et al. aus 2011 wird durch den Strahlungsdruck des den Nebel ionisierenden heißen Sterns (das ist jeweils der hellere Stern etwa in der Nebelmitte) an den Rändern kühler Staub und Gas zum Kollaps und Sternbildung angeregt.

Diese Information motivierte mich, die Nebel auch im Nahinfraroten abzulichten, obwohl die Chancen, den Sternhaufen bei Wellenlängen oberhalb von 1000 nm eindeutig zeigen zu können, eher dürftig waren. Ich habe dennoch ein Falschfarbenbild aus der Aufnahme durch den Hα-Filter und dem IR-Passfilter erstellt. Dabei wurde die Hα-Aufnahme den Blau- und Grünkanälen und die IR-Aufnahme dem Rotkanal zu geordnet. Intensive IR-Strahlung verrät sich durch eine Rötung der Sternfarben oder gar rote Sterne.

Der Vergleich mit der Aufnahme aus dem Artikel von J. Brand et al. zeigt für Sh2-217, dass ich zumindestens die hellsten Sterne des Haufens abbilden konnte, aber nicht den Haufen in seiner Gesamtheit. Dafür fällt ein roter Stern nordöstlich des Haufens auf, wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird. Die Farbe verrät bei der von mir vorgenommenen Farbcodierung, dass der Stern hell im Nahinfraroten leuchtet. J. Brand et al. haben auch ihn untersucht und kommen zum Schluss, dass es sich um einen roten Überriesen weit im Hintergrund von Sh2-217 handeln muss.

Der Vergleich mit der Aufnahme aus dem Artikel von L. Deharveng et al. zeigt für Sh2-219, dass ich den Haufen leider nicht abbilden konnte. Dafür fällt ein türkisfarbiger Stern auf. Die Farbe verrät bei der von mir vorgenommenen Farbcodierung, dass der Stern hell im Licht des ionisierten Wasserstoffs leuchtet. Das ist ziemlich ungewöhnlich. Es handelt sich um einen heißen Ae/Be-Stern, der vermutlich durch einen Massenausfluss sehr hell im Licht der Hα-Linie leuchtet. Er soll außerdem noch den Staub in seiner Umgebung aufheizen, der dadurch stark im Nahinfraroten strahlt. Offensichtlich hat diese Strahlung aber Wellenlängen jenseits von 1000 nm, die ich nicht mehr nachweisen kann. Es wird angenommen, dass die Helligkeit des Sterns im Visuellen um 15 Größenklassen durch vorgelagerten Staub abgeschwächt wird. Wäre das nicht der Fall, wäre der Stern leicht mit bloßem Auge sichtbar.

Östlich von Sh2-219 fällt eine schwache im Licht des ionisierten Wasserstoffs leuchtende Wolke auf. Dabei handelt es sich um ein helles Filament des südlich gelegenen und mehrere Quadrat großen Supernovaüberrests Sh2-221.

Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheint die Falschfarbendarstellung.

Datum: 13.02.17, 21:14h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: Hα = 150 min, IR = 60 min. (Einzelbilder: 600 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: 6 nm Hα- und IR-Passfilter ProPlanet 807 von Astronomik

 

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