Vielseitige Halterung für das "Lidl-Scope"

Vor einem guten Jahr hatte ich das "Lidl-Scope", einen Fraunhofer-Refraktor mit 70 mm Objektivdurchmesser und 700 mm Brennweite auf einer kleinen parallaktischen Montierung erstanden. Die Idee war, es als Reiseteleskop und für Fotografie mit der Kleinbildkamera und Normalobjektiv einzusetzen. Dafür sollte die parallaktische Montierung dem Anschein nach ausreichend stabil und genau sein. Nun steht die Beobachtung der totalem Sonnenfinsternis 2006 in der Türkei an. Der Refraktor soll mit. Die partielle Verfinsterung soll mit einer digitalen Sucherkamera per Okularprojektion fotografiert werden und die Totalität mit einer Kleinbildkamera und einem 500 mm Maksutov-Teleskop. Dafür mußte eine Vorrichtung her, um beide Optiken parallel anflanschen zu können.

Ich hatte mir überlegt, daß ein einfacher ca. 5 mm dicker Aluminiumwinkel von etwa 100 mm Länge, dessen einer Schenkel ca. 100 mm und dessen anderer Schenkel ca. 50 mm lang ist, die simpelste Lösung sei. Also besorgte ich mir ein entsprechendes Strangpreßprofil vom Metallbauer und ließ mir die wichtigsten Löcher, die, bei denen es auf die Positionsgenauigkeit ankam, gleich mit anbringen. Die wichtigsten Löchter sind die für die Schrauben, mit denen der Refraktor genau parallel zur Kante des Winkels angeschraubt ist. Dadurch ist gewährleistet, daß weitere Optiken, die oberhalb des Refraktors auf den Winkel geschraubt werden, parallel zum Refraktor ausgerichtet sind. Die Schrauben sieht man auf dem untersten Foto unterhalb der Schwalbenschwanzschiene. Zum Glück haben die Hersteller des Refraktors metrische M6 Schrauben verwendet. Außerdem haben sie in die Rohrschelle, die den Refraktor hält Langlöcher gemacht, so daß der Abstand der Schrauben zwischen 75 mm und 65 mm variiert werden kann.

Der Abstand der Montagelöcher in der Schwalbenschwanzschiene beträgt 75 mm. Dafür habe ich dann 2 mal 2 Löcher auf verschiedenen Höhen in den Winkel gebohrt. Hierbei kommt es nur auf den ganauen Abstand der Bohrlöcher von 75 mm an. Es kommt nicht darauf an, ob sie parallel zum Winkel verlaufen. Das obere Bild zeigt, wie das Winkelblech an der Schwalbenschwanzschiene mit M6 Schrauben angeschraubt ist.

in den kurzen Schenkel des Winkelprofils habe ich einige Löcher mit 6,5 mm Durchmesser für ¼"-Fotogewindeschrauben gebohrt. Im Bild wird mein 500 mm Maksutov-Teleskop mit einer Rändelschraube gehalten. Trotz nur einer einzigen Schraube sitzt es sehr fest auf dem Winkel und verdreht sich nicht unter seinem Eigengewicht oder wenn man dagegen stößt. Außerdem hatte ich Befestigungslöcher vorgesehen, um mein C5 anschrauben zu können. Das hat sich dann aber als unmöglich erwiesen, weil es zu ausladend ist und mit den Feinbewegungswellen kollidiert. Kleinbildkameras und Fotoobjektive mit eigenem Stativgewinde lassen sich aber prima befestigen.

Und die Kosten? Der Aluminiumwinkel kam aus der Abfallkiste und für das Bohren der Löcher hat mir der Metallbauer einen Freundschaftspreis gemacht. Das Ganze hat nicht einmal 10 Euro gekostet. Wichtig ist, daß der Winkel von einem stranggepreßten Aluminiumprofil stammt und nicht aus einem Blech selbst gebogen wurde. Dann ist viel einfacher sicherzustellen, daß der Winkel genau 90° entspricht und der Refraktor parallel zum Winkel und die zweite Optik parallel zur ersten angeschraubt werden kann.

Eine stabile Halterung hatte ich jetzt. Aber würde die Montierung das Gewicht tragen und ich das Zusatzgewicht der zweiten Optik ausbalancieren können? Das Gegengewicht wurde ganz an das Ende der Gegengewichtsstange geschoben, aber zur Balance reichte es nocht nicht. Die Optikseite der Deklinationsachse hat immer noch Übergewicht. Zum Glück macht das aber nichts. Die Montierung dreht sich durch das Ungleichgewicht nicht selbsttätig um die Rektaszensionsachse und kann immer noch leicht über die Feinbewegung in Rektaszension verstellt werden. Die Standsicherheit ist ebenfalls noch gegeben. Hätte ich das C5 angeflanscht, wäre sicherlich ein zusätzliches Gegengewicht fällig gewesen. Von meiner Losmandy-Montierung habe ich noch ein Gegengewicht übrig. Das hat zwar einen viel zu großen Innendurchmesser, kann aber mit Hilfe des Originalgegengewichts der kleinen Montierung beliebig auf der Gegengewichtsachse arretiert werden.

Beim oberen Bild sehen wir von der Objetivseite auf den Haltewinkel, beim mittleren und unteren Bild von der Okularseite auf den Haltewinkel.

 

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