Venus am 19.08.2020





IR


Ich kann mich noch an wenig erfolgreiche Versuche, die Venussichel durch ein Teleskop mit 60 mm Öffnung und unter Zuhilfenahme von Telekonvertern mit einer Spiegelreflexkamera auf Film aufzunehmen, erinnern. Diese Versuche liegen einige Jahrzehnte zurück. Mitte August 2020 hatte ich nach einer Beobachtungsnacht in der Morgendämmerung das Teleskop in die Parkposition und den Computer heruntergefahren, als ich beim Schließen des Sternwartendachs bemerkte, dass Venus und die Mondsichel um den Giebel eines Nachbarhauses herumgewandert waren. Eine kurze Peilung ergab, dass ich Venus mit dem großen Refraktor erwischen würde. Aber ich wollte die Systeme nicht wieder neu starten.

Drei Tage später wartete ich mit dem Herunterfahren der Systeme und nahme zwei Serien von Venusbildern auf. Die Luftruhe war in dieser Nacht sehr gut, so dass ich am Livebild der Venus schön fokussieren konnte. Aber bei 750 mm Brennweite blieb die Venus auf dem Aufnahmechip sehr klein und maß gerade einmal 18 Pixel im Durchmesser. Für die erste Serie wurde ein Hα-Filter verwendet und mit Giotto 10% von 500 Einzelbildern gestackt und dabei auf die vierfache Größe vergrößert. Anschließend wurde das Bild mit dem Mexican Hat Filter in Giotto geschärft. Wolkenstrukturen wurden erwartungsgemäß nicht sichtbar. In einem zweiten Versuch wurden 250 Aufnahmen durch einen IR-Passfilter gemacht, der mehr Licht durchließ, was in einer entsprechend kürzeren Belichtungszeit von nur 4 Millisekunden resultierte. Das Stacken und Schärfen fand wie bei der ersten Serie statt. Beide Serien führten zu vergleichbaren Ergebnissen. Aber die Venus durch den Hα-Filter ist schärfer. Ob wegen der geringen Durchlassbreite des Hα-Filters fehlende chromatische Aberration oder eine schlechtere Fokussierung bei der Aufnahme durch den IR-Filter der Grund war, vermag ich nicht zu sagen.

Mit dem Drizzeln in Autostakkert hatte ich kein Glück, sondern bekam schon vor dem Schärfen unschöne Artefakte ins Bild, die bei voller Auflösung deutlich sichtbar waren.

Die obere Aufnahme wurde zwecks Dämpfung der Helligkeit durch einen Hα-Filter gemacht. Für die untere Aufnahme wurde ein IR-Passfilter benutzt. Die Belichtungszeit wurde so eingestellt, dass die Helligkeit an keinem Punkt der Planetenscheibe in die Sättigung lief. Bemerkenswert ist im Vergleich zu den Mondaufnahmen durch den Hα-Filter, dass die Belichtungszeit bei der Venus mit 10 Millisekunden wesentlich kürzer war als beim Mond mit 20 Millisekunden bei Vollmond. Demzufolge hätte die Venus eine höhere Flächenhelligkeit als der Vollmond.

Datum: 19.08.20, 04:55h und 05:02h MESZ

Optik: f=750 mm f/5,4

Nachführung: keine

Gesamtbelichtungszeit: Hα 5 Sekunden (Einzelbilder: 0,010 Sekunden)

Gesamtbelichtungszeit: IR 1 Sekunde (Einzelbilder: 0,004 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: 6 nm Hα und ProPlanet807 (IR) von Astronomik