Import von Teleskopen und Zubehör aus den USA

 

Jeder, der schon einmal eine amerikanische Astronomiezeitschrift wie Sky & Telescope oder Astronomy in der Hand gehabt hat, wird die vielen Anzeigen mit den ungewöhnlich günstigen Preisen für die Hardware des Amateurastronomen gesehen haben. Die Preise sind insbesondere im Vergleich zu den deutschen Ladenverkaufspreisen sagenhaft günstig. Lag vor ein paar Jahren die Schallmauer für ein 8" Schmidt-Cassegrain-Teleskop (SCT) von Celestron oder Meade noch bei knapp 1000 US$, so liegt der Einstiegspreis heute bei nur noch 800 US$. Die Optiken sollen, so beteuern die Hersteller, identisch sein, ob man nun das Einsteigerteleskop zum erwähnten Schlagerpreis oder das vollcomputerisierte Topmodell für knapp 3000 US$ erwirbt. Wo liegen dann die Preisunterschiede begründet? Offensichtlich in den Kosten für die Montierung und etwaiger Steuerungselektronik.

Insbesondere bei den Montierungen der "Einsteigerteleskope" kann ich mir nicht vorstellen, daß sie ein 8" SCT auch bei etwas Wind ohne heftiges Zittern auf ein Objekt ausgerichtet halten können. Auch wenn man diese Montierungen mit Motoren, Polsucherfernrohr und was es sonst noch gibt nachrüsten kann, die Stabilität einer solideren und in der Anschaffung zunächst teueren Montierung wie der G8 von Losmandy erreichen sie niemals. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß eine wacklige Montierung einem sehr schnell den Spaß am Teleskop (wenn nicht gar an der Astronomie) verderben kann. Und die Enttäuschung kommt spätestens dann, wenn man feststellt, daß die Montierung zur visuellen Beobachtung noch leidlich taugt, aber für die Astrofotografie, die jeder früher oder später versuchen wird, überfordert ist. Meine Überzeugung ist, lieber eine stabile und im Zweifel etwas überdimensionierte Montierung und dafür ein etwas leistungsschwächeres Teleskop als umgekehrt. Gewichtssteigerndes Zubehör kommt im Laufe der Zeit und schneller, als man glaubt, von alleine.

Ich hatte mich aufgrund eines Testberichts in Astronomy für die G8-Montierung von Losmandy entschieden. Ursprünglich wollte ich nur die reine Montierung kaufen, doch ein Komplett-Teleskop, d.h. ein CG-9, sollte nur 900 US$ mehr kosten. Bei dem damaligen (1996) Dollarkurs von etwa 1,50 DM ein Spottpreis für eine derartige Optik, Sucherfernrohr, Zenitprisma und Okular. Umgerechnet in DM sollte das Teleskop in den USA nur ca. 40% des in Deutschland von der Fa. Vehrenberg KG verlangten Preises kosten. Natürlich kamen dazu noch Fracht, Zoll und Einfuhrumsatzsteuer (entspricht der Mehrwertsteuer). Das Angebot war zu verlockend, und so entschied ich mich für den Import solch eines Teleskops aus den USA.

Ich möchte an dieser Stelle anmerken, daß die Fa. Vehrenberg KG meiner Meinung nach nicht zu überhöhten Preisen verkauft hat. Sie hatte zwar für die Marken Celestron und Vixen das Monopol (Generalimporteur) in Deutschland, aber mußte den deutschen Markt auch erst einmal für diese Produkte erschließen. Das bedeutete, viele Ausstellungen zu beschicken, die Produkte zu bewerben, ein Händlernetz aufzubauen, damit Beratung vor Ort gewährt werden kann, eine gewisse Lagerhaltung und nicht zuletzt, zentral eine kompetente Beratung anzubieten. Das alles kostet Geld. Auch der exzellente Hauskatalog, der für eine geringe Schutzgebühr verkauft wird, will finanziert sein. Die Anstrengungen haben sich gelohnt: Jeder Amateurastronom kennt die Produkte und ihre Stärken. Obwohl Meade in den USA mehr Teleskope als Celestron verkauft, ist Meade in Deutschland unbekannter. Von der guten Vorarbeit der Vehrenberg KG profitieren in letzter Zeit andere, preiswertere Anbieter, die die Geräte nach Eingang der Bestellung direkt aus den USA importieren und so einen Preisvorteil gegenüber der Vehrenberg KG bieten.

Nur der Eigenimport ist noch billiger. Aber Achtung: Die Garantie für die Geräte gilt nur für die USA! D.h. im Falle eines Defekts (einer Reklamation) sind die Geräte wieder an den amerikanischen Händler zurückzuschicken, was aufgrund der Frachtkosten nicht billig ist. Wen das nicht schreckt oder wer errechnete, daß der Preisvorteil die Frachtkosten um ein Mehrfaches übersteigt, der braucht nur eine Kreditkarte. Am einfachsten geht es mit einer weitverbreiteten Karte wie Visa oder MasterCard. Die Bestellung beim Händler in den USA erfolgt schriftlich per Brief oder per Fax mit Angabe der Kreditkartengesellschaft, der Kreditkartennummer und des Ablaufdatums der Gültigkeit. Ohne Kreditkarte geht leider so gut wie gar nichts.

Die Preise für Teleskope sind z.T. so etwas wie Tagespreise. Sie erscheinen oft nicht in den Anzeigen, sondern man wird aufgefordert, sie telefonisch zu erfragen. In der Regel ist es bei diesen sogenannten Mail-Order Händlern möglich, zu handeln. Mit dem Hinweis, daß der Wettbewerber XYZ das gleiche Gerät zu einem günstigeren Preis anbietet, werden Sie es sehr wahrscheinlich ebenfalls zu diesem Preis bekommen. Im Zweifelsfall müssen Sie aber das günstigere Angebot des Wettbewerbers belegen können. Oder Sie kaufen gleich bei einer Firma, die sehr günstige Preise hat. Nicht alle Mail-Order-Händler exportieren! Einige Artikel dürfen nicht an Kunden außerhalb der USA geliefert werden. Z.B. kann man Lumicon-Filter nur über einen autorisierten deutschen Händler beziehen! Auf meiner Link-Liste gibt es Mail-Order-Händler, die ich aufgrund eigener Erfahrungen empfehlen kann.

Es gibt Händler, die werben damit, daß sie eine kompetente individuelle Beratung bieten, und behaupten, daß man bei den Mail-Order Händlern eben keine kompetente Beratung erhält, sondern daß dort Leute an den Telefonen sitzen, die mehr oder minder nur Bestellungen entgegennehmen können. Das trifft meiner Erfahrung nach nicht zu. Ich habe bei der Firma Wholesale Optics neben sehr günstigen Preisen immer auch eine kompetente Beratung erhalten können.

Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder man verzollt die Ware selbst am Flughafen, was sich wohl nur für diejenigen anbietet, die in der Nähe eines größeren Flughafens wohnen, oder man bestellt per Paketdienst (UPS etc.), der dann die Zollformalitäten abwickelt. Die Frachtkosten sind bei kleineren Warensendungen (leicht und nicht teuer) erheblich relativ zum Warenwert. Für mein CG-9 habe ich bei einem Gewicht von ca. 50 kg 200 US$ für die Luftfracht bezahlt. Dazu kommen Handlingskosten am Flughafen. Für ein 10 kg schweres Paket zahlt man aber auch mindestens 120 US$ Luftfracht. D.h. das Verzollen in Eigenregie lohnt sich eigentlich nur dann, wenn der Warenwert oder das Gewicht sehr hoch ist. Ich würde sagen, ab etwa 500 US$ oder 20 kg. Darunter ist es oft bequemer per Paketdienst zu bestellen.

Wie hoch sind denn die Gebühren, die von Staats wegen anfallen? Der Zollsatz beträgt 5,25% auf den Warenwert und auf 60% der Frachtkosten. Wenn der Wert in US$ angegeben ist, wird er in DM umgerechnet, wobei für den Kurs der Mittelwert des vorangegangenen Monats angesetzt wird. Der Zoll hat entsprechende Tabellen. Das Formular, um die Waren zur Einfuhr anzumelden, gibt es für ein paar Mark bei Speditionen oder Importfirmen. Es liegt nicht an den Zollstellen aus! Beim Ausfüllen sind verschiedene Felder mit Codes auszufüllen. Wenn man nicht gerade in der Stoßzeit kommt, sind die Zollbeamten in der Regel beim Ausfüllen behilflich. Auf den Warenwert und den Zoll kommen noch Einfuhrumsatzsteuer. Der Prozentsatz richtet sich nach dem gültigen Satz für die Mehrwertsteuer. Das ausgefüllte Formular wird sofort bearbeitet, die Abgabenhöhe festgesetzt und der Importeur kann die Abgaben an der Zollkasse in bar oder per Euroscheck (je max. 400 DM) begleichen. Danach kann man die Ware an der Ausgabestelle des Luftfrachtterminals abholen. Summa Summarum habe ich für mein CG-9 etwa 60% des Preises bezahlt, den ich bei einem Händler in Deutschland hätte entrichten müssen. Das sind ca. 3000 DM Ersparnis. Dafür hätte man das Teleskop im Reklamationsfall einige Male in die USA und zurück schicken können. Die dadurch hervorragend gewordene Preis-Leistungs-Relation war für mich der entscheidende Grund, das Teleskop selbst zu importieren.

Das ist alles. Man erhält die Ware in der Ausführung, wie sie in den USA verkauft wird. Eine deutschsprachige Bedienungsanleitung ist natürlich nicht dabei. Die Geräteausstattung kann sich auch von der in Deutschland vertriebenen unterscheiden. Dies ist im Vorhinein zu klären und zu beachten. Ich habe bis jetzt mehrfach bei insgesamt drei Firmen in den USA Teleskope und Zubehör bestellt und bin immer zu meiner Zufriedenheit bedient und beliefert worden. Die Geräte kamen stets ordentlich verpackt und in einwandfreiem Zustand an. Auch wenn die Verpackung (Pappkarton) äußerlich beschädigt war, hatten die Geräte aufgrund ihrer Verpackung keinen Schaden genommen. Meine Meinung dazu ist, daß es sich bei größeren Warenwerten finanziell lohnt, wenn man bereit ist, das damit verbundene Risiko einzugehen.

 

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