Am 07.07.2021 entdeckte ein amerikanisches Supernovasuchprogramm erneut eine Supernova in der ca. 75 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie NGC 6951 bei einer Helligkeit von 18,6 mag. Eine knappe Woche später hatte SN2021sjt bereits die Helligkeit von 16 mag leicht überschritten. Sie zeigte ein Spektrum einer Kernkollapssupernova vom Typ II. Ihr Spektrum zeigte sowohl Linien von Helium als auch von Wasserstoff. Danach ließ die Helligkeit der Supernova langsam nach. Ein neues Spektrum, das 10 Tage später aufgenommen wurde, zeigte keine Wasserstofflinien mehr. Die Supernova zeigte jetzt ein Spektrum wie ein Typ Ib, hatte also ihr Spektrum von II nach Ib gewechselt. Solche Supernovae werden als Typ IIb klassifiziert.
Bei Supernova vom Typ II (und IIb und Ib) erleidet ein massereicher Stern einen Kernkollaps, nachdem der Kern keine Atome mehr fusionieren kann und die Kontraktion nicht zu einer genügend hohen Dichte und Temperatur für eine weitere Fusion reicht. Wenn der Strahlungsdruck der Fusion ausbleibt, fällt die Sternatmosphäre der Gravitation folgend in Richtung Kern, prallt aber von ihm ab und wird ins All geschleudert. Zurück bleibt ein Neutronenstern oder, wenn die Masse ausreicht, ein stellares Schwarzes Loch. Ich konnte SN2021sjt noch bei einer Helligkeit von ca. 17 mag nachweisen. SN2021sjt ist inzwischen die dritte Supernova, die ich in NGC 6951 fotografieren konnte.
Ich bin froh, dieses Ergebnis überhaupt erzielt zu haben. Nicht nur wegen des fast vollen Monds einen Tag vor Vollmond, sondern auch weil meine Montierung eine defekte Schnecke für den Antrieb in Rektaszension hatte, was bei jeder Umdrehung zu einem Ausreißer in der Nachführung führte, den der Autoguider nicht mehr einfangen konnte. Um trotzdem sinnvoll fotografieren zu können, hatte ich das Aufnahmeprogramm so programmiert, dass es Aufnahmen mit 270 Sekunden Belichtungszeit macht und danach für 40 Sekunden pausiert. Mit den dann noch zu addierenden 8,5 Sekunden für den Download der Aufnahmen kam ich auf die 319 Sekunden einer Schneckenumdrehung. Jetzt brauchte ich die Aufnahmeserie nur direkt nach dem Ende des Ausreißers starten, und der Ausreißer fiel anschließend in die Pause nach jeder Belichtung. Ich hatte allerdings die Korrekturgeschwindigkeit auf den maximalen Wert gestellt in der Hoffnung, dass sie ausreicht, damit der Autoguider der plötzlichen Abweichung doch noch folgen kann. Das konnte er nicht ganz, aber die Korrekturen in Deklination schaukelten sich jetzt durch Übersteuern zeitweilig auf, so dass die Sterne in Deklination leicht oval sind. Also werde ich die Korrekturgeschwindigkeit wieder auf den minimalen Wert stellen, um das Übersteuern in Deklination zu vermeiden. Der Mond stand etwa im rechten Winkel zu NGC 6951 und sehr tief am Horizont. Er hellte den Himmel zwar stark auf, konnte aber nicht ins Teleskop scheinen.
Am unteren Bildrand befindet sich eine kleine Gruppe Sterne, die als NGC 6953 gelistet ist. Sie wurde vom Astronomen Lewis Swift gefunden, ist aber wohl kein Sternhaufen. Im revidierten NGC-Katalog wurde die Nummer NGC 6953 folgerichtig gestrichen. Lewis Swift ist auch der Mitentdecker des Kometen Swift-Tuttle, der für den Sternschnuppenstrom der Perseiden verantwortlich ist, und der Astronom, der NGC 6951 im Jahr 1878 unabhängig entdeckte, nachdem die Galaxie bereits ein Jahr zuvor von Jérôme Eugène Coggia gefunden wurde. Der Autor des NGC-Katalogs, Johan Ludvig Emil Dreyer, erkannte die Identität der beiden Entdeckungen nicht und vergab für das Objekt zwei Nummern, nämlich NGC 6951 und NGC 6952.
Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird erscheint die Beschriftung der hellsten Galaxien. Viele sind es nicht ...
Datum: 26.07.21, 00:23h MESZ
Optik: f=750mm f/5,4
Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6
Gesamtbelichtungszeit: 45 min (Einzelbilder: 270 Sekunden)
Kamera: Atik 460EX
|