LBN 524, Cepheus A und GN 22.55.2 im Kepheus


IR-R-B-Komposit: M. Mrotzek

IR-R-B-Komposit: POSS II

Die obige Aufnahme ist eine Falschfarbenaufnahme basierend auf einer Aufnahme im Nahinfraroten. Zur IR-Aufnahme habe ich noch je eine Aufnahme durch den Rot- und den Blau-Filter gemacht und diese zu einem IR-R-B-Komposit vereinigt. Dasselbe konnte ich auch mit den IR-, R- und B-gefilterten Aufnahmen aus dem POSS II machen (rechtes Bild). Das erlaubt mir auch den Vergleich meiner Aufnahme zu den POSS II-Aufnahmen aus den 90er Jahren (1989 (B), 1991 (R) und 1993 (IR)). Das Ganze ist jetzt eine Falschfarbenaufnahme, bei der die Wasserstoffemissionsnebel grün leuchten. Die Infrarotanteile leuchten rötlich bis rot. Gegenüber der Farbaufnahme aus 2012 wurde der Bildausschnitt etwas nach Osten verlegt, um die Nebelregion Cepheus A mit den jungen stellaren Objekten (YSO) mehr ins Zentrum zu rücken.

Interessant ist der hohe Anteil an roten Sternen. Diese sind nicht nur in den Staubmassen, sondern auch abseits davon zu finden. Im Staub selbst sind nur vereinzelt Sterne zu sehen, an seinem Rand dagegen recht viele. Die meisten roten Sterne des obigen Bilds sind in der Farbaufnahme aus 2012 nicht sichtbar, nur einige der IR-hellen roten Sterne deuten sich auf der Farbaufnahme an. So gesehen ist der IR-Pass-Filter ein voller Erfolg.

Der Vergleich meiner Aufnahme mit dem IR-R-B-Komposit aus den POSS II-Aufnahmen zeigt, daß die IR-hellen Sterne der POSS II-Aufnahme auf meiner Aufnahme fast vollzählig wiederzufinden sind. Bis jetzt habe ich keine neuen Sterne entdecken können. Der bereits unten angesprochene gewundene Nebel, der zur Sternbildungsregion Cepheus A gehört, leuchtet in der oberen Hälfte eher rötlich, während ihn in der unteren Hälfte ein grünes Band durchschneidet, an das sich wieder ein deutlich rotes Gebiet anschließt. Die Gebilde in rötlichen Farbtönen stellen Infrarotquellen, das grüne Band einen Wasserstoffemissionsnebel dar. Diese Farbaufteilung wird in meiner Aufnahme schön wiedergegeben. Links (östlich) dieses Nebels leuchtet in meiner Aufnahme ein weiterer roter und damit IR-heller Nebel. Der ist auf dem Komposit aus den POSS II-Aufnahmen nicht auszumachen. Er ist weder auf der rotgefilterten, noch auf der IR-gefilterten Aufnahme zu sehen. Dagegen ist er auf meiner Farbaufnahme aus 2012 bereits im Roten sichtbar. Interessanterweise ist der östlichste Teil dieses Nebels auch auf der rotgefilterten POSS I-Aufnahme von 1953 sichtbar. Zahlreiche Vergleichsaufnahmen in Farbe (RGB), die ich im Internet fand, zeigen ihn auch. Es scheint mir, daß dieser Nebelteil zur Zeit der POSS II-Aufnahmen dunkler gewesen ist. Darauf deuten auch Aufnahmen bei einer Wellenlänge von 900nm hin, die ich in einem Artikel von R. Lenzen et al. aus dem Jahr 1983 fand. Die Autoren führten optische und Infrarot-Untersuchungen an Cepheus A durch. Auch Aufnahmen im Roten und Infraroten in einer 1985 von Hardigan und Lada veröffentlichten Arbeit zeigen keine Hinweise auf diesen Nebel. Neuere Arbeiten ab etwa der Jahrtausenwende zeigen dagegen die Nebel deutlich. Allerdings habe ich bisher keine Quellen gefunden, die eine Variabilität der Helligkeit dieses Nebels beschreiben.

Zur Sternbildungsregion Cepheus A gehören nicht nur die sichtbaren Nebelteile, sondern auch die auf dem Bild dunkel erscheinenden Staubwolken drumherum. In Cepheus A befindet sich der im Sichtbaren und Nahinfraroten noch verborgene und im Entstehen befindliche Protostern HW2, der möglicherweise sogar ein Doppelsternsystem ist. Man schätzt seine Masse auf etwa 15 Sonnenmassen. Er sammelt aus der ihn umgebenden Staub- und Gasscheibe noch Material auf, daß er entlang zweier Jets z.T. wieder wegbläst. Offenbar erfolgt der Massenverlust nicht kontinuierlich, sondern in Schüben. Dabei bewegt sich der Jet um jeweils ca. 10° im Uhrzeigersinn weiter. Der vorletzte Massenverlust erscheint im Nahinfraroten sehr hell. Er ist vermutlich erst wenige Jahre alt. Ein animiertes Modell ist hier zu finden. Weitere Informationen zu dieser Sternbildungsregion und dem Protostern HW2 findet man im Internet auch unter den Stichwörtern GGD37 und HH168.

Der Emissionsnebel LBN 529, auch Sh2-155 oder Höhlennebel genannt, befindet sich zum größten Teil außerhalb des Bilds. Nur links oben ist ein Teil des Bogens, der den Höhleneingang darstellt, sichtbar. Die obere Bildhälfte ist von den schwächeren Ausläufern des Emissionsnebels erfüllt. Rechts der Mitte sind sogar Dunkelwolken erkennbar. Der Reflexionsnebel LBN 524 ist nun an den rechten Bildrand gerutscht. Nur seine hellsten Partien leuchten auf meiner Aufnahme bläulich, die schwächeren Partien gehen im Hintergrund unter. Am unteren Bildrand links ist der interessant geformte Reflexionsnebel GN 22.55.2 um den Stern TYC 4282-861-1 sichtbar.

Datum: 18.10.13, 20:12h MESZ und 23.10.13, 20:08h MESZ

Optik: f=750 mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an C5 f/10

Gesamtbelichtungszeit: IR=130 min (Einzelbilder: 600 Sekunden)
R=57 min, B=66 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: ProPlanet 807 IR-Pass und RGB Typ 2c von Astronomik

 

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