NGC 3646, NGC 3649 und NGC 3650 mit SN2022adbx im Löwen

Ein gutes halbes Grad nördlich von NGC 3646 befindet sich die Spiralgalaxie NGC 3650 in Kantenlage. Eigentlich eine völlig unspektakuläre Galaxie, wenn nicht am 17.12.2022 ein amerikanisches Supernovasuchprogramm die Supernova SN2022adbx in ihr entdeckt hätte. Sie war vom Typ Ia, bei dem ein Weißer Zwerg in einem engen Doppelsternsystem in einer thermonuklearen Explosion seine gesamte Masse in Energie umwandelt. Zuvor hatte der Weiße Zwerg von seinem zum Riesen aufgeblähten Partnerstern so lange Masse abgesogen, bis er die 1,4-fache Sonnenmasse erreicht hatte, instabil wurde und schlagartig explodierte.

Am 23.12.2022 erreichte SN2022adbx ihre maximale Helligkeit von 17 mag. Erst vier Wochen später konnte ich sie ablichten. Da war die Helligkeit schon wieder auf 19,4 mag im Roten gefallen. Im Grünen war sie noch eine Größenklasse schwächer. Hinzu kam, dass die Supernova an der Scheibenkante explodiert war und nur als kleine "Ausstülpung", aber nicht mehr klar getrennt abgebildet werden konnte. Die Aufnahme litt unter unruhiger Luft und schlechter Transparent. Trotzdem gelang es, das den Kern teilende Staubband von NGC 3650 sichtbar zu machen. NGC 3650 ist etwa 200 Millionen Lichtjahre entfernt. Für diese Entfernung ist die maximal erreichte Helligkeit einer Typ Ia-Supernova von 17 mag etwas dürftig. Das deutet darauf hin, dass ein Teil ihres Lichts bereits in ihrer Heimatgalaxie absorbiert wurde.

Datum: 18.01.23, 01:55h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 75 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

Auf die hübsche Spiralgalaxie NGC 3646 bin ich durch Zufall gestoßen. Sie durchläuft eine Phase heftiger Sternentstehung in ihren durch massive Sternhaufen gekennzeichneten Armen. Infolgedessen sind diese Arme auch im Ultravioletten extrem hell. Im Gegensatz dazu ist von ihrer Nachbarin NGC 3649 im Ultravioletten nur das Zentrum sichtbar. Die ringförmig umlaufenden Arme sind im sichtbaren Licht nur schwach ausgeprägt und im Ultravioletten völlig unsichtbar. offenbar spürt NGC 3649 nichts von der Gravitation von NGC 3646. Simbad hat NGC 3646 als Spiralgalaxie vom Typ Sc, d.h. mit kleinem Kern und weit geschwungenen Armen klassifiziert. Das ist auf dem Foto leicht erkennbar. NGC 3649 wird dagegen als S0-Galaxie, d.h. als eine Scheibenförmige Galaxie ohne Arme klassifiziert. Das ist zwar auf Basis der Aufnahmen des POSS nachvollziehbar, aber falsch. Der SDSS zeigt eindeutig einen Ring um den Kern, und mein Foto ebenfalls. Die extragalaktische Datenbank der NASA, NED, klassifiziert NGC 3649 korrekt als Balkenspirale. Das Galaxienpaar leuchtet aus einer Entfernung von etwa 200 Millionen Lichtjahren.

Am rechten Bildrand habe ich noch zwei Kleinplaneten erwischt. Rechts oben befindet sich (15212) Yaroslavl' mit einer Helligkeit von 17,4 mag. Der merkwürdige Name mit dem Apostroph hinter dem letzten L ist der Name der Hauptstadt eines alten russischen Fürstentums im Gebiet von Moskau. Als die Polen 1612 Moskau besetzt hatten, war es sogar die russische Hauptstadt. Heute ist Yaroslavl' ein Teil von Moskau, und der alte Stadtkern ist UNESCO Weltkulturerbe. Was man nicht so alles lernt, wenn man sich mit den Objekten im Bild näher befasst. Der zweite Kleinplanet befindet sich ganz weit unten direkt am rechten Bildrand. Es ist der Kleinplanet (1902) Shaposhnikov, der mit 16,4 mag eine Größenklasse heller ist. Auch er wurde wie Yaroslavl' vom Astrophysikalischen Observatorium auf der Krim entdeckt. Der 92 km große Shaposhnikov gehört zur Hilda-Gruppe, die in einer 3:2 Resonanz zu Jupiter die Sonne am äußeren Rand des Asteroidengürtels umkreisen. Er ist benannt nach dem sowjetischen Astronomen Wladimir Shaposhnikov, der am Simeisz-Observatorium gearbeitet hat und im zweiten Weltkrieg gefallen ist.

Die Aufnahme wurde durch durchziehende Wolken beeinträchtigt. Deswegen ist der Hintergrund stellenweise auch etwas unruhig. Wenn der Mauszeiger auf das Bild bewegt wird, werden auch die Bezeichnungen der helleren Objekte eingeblendet.

Datum: 05.04.18, 22:32h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 69 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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